Leserbriefe
Eisenbahn-Ausflug in Corona-Zeiten
(Das Lesen des Artikels mit den Tipps gegen den „Corona-Koller“ im Preß’-Kurier Nr. 173 hat auch Uwe Klemm veranlasst, einige Zeilen zu einem Eisenbahnausflug in diesen Zeiten zu verfassen.)
Zugegeben, den Artikel habe ich erst nach diesem Ausflug gelesen, aber ich musste sofort an meine Gedanken bei der Planung denken. Die klassischen Ziele des Frühjahrs mussten ausfallen: Das Dampfloktreffen in Dresden, die Maschinenhaustage in Löbau und auch die Tage des offenen Lokschuppens in Schönheide fanden nicht statt und selbst die Fichtelbergbahn hatte den Betrieb eingestellt. Ab dem 27. April war eine Woche Urlaub geplant, aber eine Reise kam nun nicht in Betracht. Durch die Schulschließungen dieser Zeit weilte unser Enkel Phil bei uns. Er „besucht“ die 6. Klasse und wurde von der Schule ordentlich mit zu Hause zu lösenden Aufgaben ausgestattet. Damit kam bei meiner Frau und mir keine Langeweile auf. Ein Artikel in der Tageszeitung machte mich auf die Wiederinbetriebnahme der Drahtseilbahn Augustusburg am 20. April 2020 nach längerer Instandsetzung aufmerksam. Neben den vielen Hausaufgaben sollte ein Besuch dort am 29. April etwas Abwechslung bringen. Da mein Enkel ebenfalls großes Interesse an der Eisenbahn hat, waren die noch notwendigen Arbeiten an diesem Mittwoch schnell erledigt. Am Vormittag starteten wir in Richtung Erdmannsdorf. Ausreichend Proviant musste mit, denn ein Restaurantbesuch war auf Grund der angeordneten Schließungen nicht möglich. So stärkten wir uns noch vor der Abfahrt der Drahtseilbahn auf dem Parkplatz vor der Talstation Erdmannsdorf. Die Abfahrtszeiten aller 20 Minuten ließen keine Hektik aufkommen. Mit der nunmehr obligatorischen Mund- und Nasenmaske im Gesicht nahmen wir nach dem Kauf eines Tickets zur Berg- und Talfahrt in dem Wagen Platz. Nur zwei weitere Fahrgäste genossen neben uns die Fahrt. Mein Enkel hatte die Idee, mit dem Smartphone eine Zeitrafferaufnahme von der achtminütigen Fahrt aufzunehmen, gewählt wurde dafür der talseitige Blick. Das Ergebnis war durchaus sehenswert. Ausgehend von der Bergstation machten wir einen Spaziergang durch ein Augustusburg ohne Menschen. Die Burg und auch die meisten Läden hatten geschlossen, kein Tourist war weit und breit zu sehen. In einem Bäckerladen hatten wir Glück und gönnten uns ein Eis.
Die Rückfahrt wollten wir in der Mittagszeit antreten, aber ausgerechnet in der Fahrplanlücke zwischen 12.40 und 13.20 Uhr erreichten wir die Bergstation. Das ließ uns Zeit, die Bilder und Vitrinen in der Bergstation anzuschauen. Während der Rückfahrt folgte dann die Zeitrafferaufnahme mit dem Handy mit bergseitigem Blick. Wieder an der Talstation angekommen, fuhren wir mit dem Auto in Richtung Breitenau. Ziel war das alte Hetzdorfer Viadukt. Bekannt ist, dass sich ein Verein um die Erhaltung des im Jahr 1992 außer Betrieb genommenen Bauwerkes kümmert und dass mittlerweile ein Rad- bzw. Wanderweg über das Viadukt führt. Dies musste bei dieser Gelegenheit einmal in Augenschein genommen werden. Das Auto stellten wir in einiger Entfernung ab und liefen dann im Tal der Flöha zum Fuße des Viaduktes. Von dort führt ein ausgeschilderter Pfad zum in Richtung Chemnitz weisenden Brückenkopf. Beim Überqueren der Brücke bieten sich wunderschöne Blicke ins Flöhatal und auf den Bahnhof Hetzdorf. Mein Enkel Phil war begeistert, befand sich doch tief unten im Bahnhof ein Triebzug der Baureihe 642 der Erzgebirgsbahn. Dieser wartete die Kreuzung mit dem Gegenzug aus Olbernhau-Grünthal ab. Mit seinem Handy filmte er diese Kreuzung minutiös. Nach dem Spaziergang auf dem Viadukt folgte der Abstieg ins Tal. Dort suchten wir nun den Bahnhof Hetzdorf auf. An den Informationen am Bahnsteig konnte bereits die nächste Zugkreuzung abgelesen werden. Für uns bestand kein Zweifel daran, dass wir die 25 Minuten bis dahin warteten. Ich nutzte die Zeit, um die Gebäude des Bahnhofes, die sich durchaus in einem unterschiedlichen Erhaltungszustand befinden, anzuschauen. Meine Frau holte inzwischen das Auto zum Bahnhof. Nach Ankunft und kurz darauffolgender Abfahrt der beiden Triebzüge der Baureihe 642 zog im Bahnhof Hetzdorf wieder Ruhe ein. Anschließend fuhren wir mit dem Auto nach Hause zurück. Ein gelungener Ausflug, auch einmal ohne den Rahmen eines großen Eisenbahnfestes, fand seinen Abschluss.
10.06.2020