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Rezensiert: pomnik parowóz – Die polnischen Denkmaldampflokomotiven
Bastian Königsmann
pomnik parowóz – Die polnischen Denkmaldampflokomotiven
536 Seiten im Format 17 x 22 mm, wahlweise mit Weichpapp- oder Hartpappeinband, mit 700 Abbildungen, davon mehr als 200 farbig Eigenverlag über „Books on Demand“ (BoD), Forchheim 2020. ISBN-13 mit Weichpappeinb.: 978-3750412019 Preis mit Weichpappeinband: 33,00 Euro ISBN-13 mit Hartpapp-Einb.: 978-3750404878 Preis mit Hartpappeinband: 52,90 Euro
Im Februar 2020 ist ein von Freunden der Eisenbahn in Polen schon lange erwartetes (deutschsprachiges) Buch erschienen, was es in dieser Form noch nie gab. Der Autor stellt in diesem alle (!) 319 in Polen erhalten gebliebenen regelspurigen Dampflokomotiven einzeln vor – sowohl die einst von Staatsbahnen oder Trägern der öffentlichen Hand als auch die von Privatbahnen oder Industriebetrieben beschafften. Zu jeder Maschine gibt es einen Steckbrief mit den Herstellerangaben, dem aktuellen Standort, einem Bild und Angaben, wie es zur Erhaltung des Fahrzeuges kam. Handelt es sich um kein Einzelstück, dann geht der Autor zuvor auf die Entwicklungsgeschichte der betreffenden Reihe kurz ein. Zur Einführung informiert Bastian Königsmann über die Denkmalpflege der polnischen Eisenbahnen im Allgemeinen und über die „großen Eisenbahnmuseen“ in Polen. In diesem Kapitel hätte der Rezensent gern auch Porträts über die Vereine bzw. Museen in Jarocin sowie Karsznice gelesen, aber mehr als Querverweise gibt es nicht. Am Beginn des Hauptteiles über die erhaltenen Dampflokomotiven finden die Leser eine Erklärung zum polnischen Lokbezeichnungssystem.
Die Vielfalt der in Polen noch existenten Lokomotiven deutschen Ursprungs dürfte nicht allen Eisenbahnfreunden bewusst sein. Es handelt sich allein um 37 von den Länderbahnverwaltungen beschaffte Maschinen, davon 19 preußischer Herkunft verschiedener Bauarten. Die sieben in Polen erhaltenen deutschen Einheitslokomotiven gehören zu sechs Baureihen, unter den 54 bis Mai 1945 gebauten Kriegsloks befindet sich lediglich eine Lok der Baureihe 42, bei den übrigen Exemplaren handelt es sich um Vertreter der Baureihe 52. Beide Typen entstanden auch nach Kriegsende im wiedererrichteten Polen – von diesen Nachbauten der Reihen Ty42 und Ty43 existieren noch 21 Maschinen. Zum bemerkenswerten Inhalt gehören Anekdoten, so die Angabe, dass die PKP-Dampflok Pt47-157 am 16. Juli 1980 in Lublin aus polnischer Sicht quasi der Auslöser für den politischen Umbruch des Warschauer Paktes wurde: Eisenbahner hatten sie damals im Gleisvorfeld angeschweißt und damit einen sowjetischen Militärreisezug an der Weiterfahrt gehindert. Sprachlos macht, dass auf dem Lokfriedhof Marcule aus Mangel an Acetylen Loks mit TNT gesprengt wurden und dort 1995 die letzte Maschine der Reihe Ty4 (ex DRB 44 1582) dem Schneidbrenner zum Opfer fiel. Das Buch beantwortet aber auch die Fragen, warum die Waldenburger TKt48 nie mit anderen Bahnbetriebswerken getauscht worden sind und warum die letzte polnische Nachbau-52er erst 1964 beim ZNTK in Poznań entstand. Von den drei Schlusskapiteln widmet sich das erste auf 20 Seiten dem Dampfbetrieb in Wolsztyn zwischen 2000 und 2014 – dieser wird vom Autor teils kritisch hinterfragt. Gut gefällt dem Rezensenten, dass auch gescheiterte Museumsprojekte und Lokfriedhöfe thematisiert sind.
Das Buch kostet 33 Euro in der Normalausgabe mit Softcover (Weichpappe – ideal fürs Handschuhfach eines Autos) sowie 52,90 Euro in der Luxusausgabe mit 30 Prozent dickerem Papier und Hardcoverumschlag. Für ein 536-seitiges Werk mit zahlreichen farbigen Aufnahmen handelt es sich damit um eher niedrige Preise. Wenn man bedenkt, wie viele Daten, Bilder und Gegebenheiten der Autor in dieser Fundgrube für den Leser zusammengestellt hat – dann gebührt ihm für diese Fleißaufgabe ein großes Lob. Mit großer Freude las der Rezensent die Ankündigung des Buchautors, einen zweiten Band über die 187 in Polen erhaltenen Schmalspurdampflokomotiven zu erstellen.
Fazit: Das Buch kann allen an den Denkmal- und Museumsdampflokomotiven in Polen interessierten Eisenbahnfreunden uneingeschränkt empfohlen werden.
Vertrieben wird das Buch über Books on Demand unter www.bod.de/buchshop/ und im Großhandel
10.06.2020