Schmalspurbahnen in Europa
Neuigkeiten aus Bosnien und Serbien
Berichte von Ausflügen auf den Balkan gab es im Preß’-Kurier schon öfter zu lesen, zuletzt im PK 161 mit Bildern von der grenzüberschreitenden Strecke der ehemaligen Bosnischen Ostbahn zwischen Višegrad in Bosnien und Mokra Gora in Serbien.
Die Begeisterung für die nach wie vor täglich unter Dampf stehenden „Kriegsloks“ in den Kohleminen um Tuzla und die unweit gelegene schmalspurige Kohlenbahn Banovići in Bosnien-Herzegowina ist ungebrochen und auch in Serbien wird nach wie vor eine Dampflok der JDŽ-Reihe 83 für Sonderfahrten eingesetzt. Bisher besuchte der Autor diese Bahnen in kalten und laublosen Monaten und es erfreute den Fotografen, da mächtige Dampfwolken ohne störende Vegetation zu sehen waren. Im Jahr 2019 war ein Ausflug ins ehemalige Jugoslawien für den Monat Mai geplant. So zeigte sich die gebirgige Landschaft diesmal üppig bewachsen – was ein wenig von der sonst dort anzutreffenden Tristesse nahm. Beide Länder sind vom Lebensstandard und Wohlstand weiter sichtbar unter EU-Niveau. Und so verwundert es nicht, dass die KREKA-Bergwerksgesellschaft immer noch mit der Dampflok 33-236 (entspricht deutscher Baureihe 52) in der Mine Dubrave unweit des Flughafens von Tuzla rangiert. In der zur KREKA gehörenden Lokwerkstatt werden weitere drei Loks der Reihe 33 unterhalten. Vor Jahren waren mit diesen Loks noch Sonderfahrten auf Strecken der Eisenbahnen der Föderation Bosnien und Herzegowina (ŽFBH) finanzierbar und somit möglich. Heute ist es zwar nicht schwer, Zugang zu den Kohleminen zu bekommen (es werden dafür 25 Euro pro Person verlangt) – aber Scheinanfahrten sind für diesen Preis noch nicht enthalten. Für weitere 25 Euro öffnen sich die Tore der Lokwerkstatt für Fotografen … Ganz anders in Banovići, wo man als Individualreisender zwar ebenfalls den Sicherheitsdienst überwinden muss, bei angemeldeten Sonderfahrten aber alle Freiheiten genießen kann. Hier sind vier Dampflokomotiven betriebsfähig vorhanden. Neben dem 1949 von der ČKD gebauten Dreikuppler 25-30 war die im gleichen Jahr gebaute MÁVAG-Waldbahnlok 55-99 konserviert abgestellt zu sehen. An der 83-158 wurde in der Werkstatt in Banovići ein Defekt am Dampfregler behoben und auch die 83-159 war in gutem Zustand im dortigen Gelände zu sehen. Beide Maschinen hatte Ðuro Ðakovic in Slavonski Brod gebaut. Sie gehören zur letzten Serie der Reihe 83, von der die Jugoslawischen Staatseisenbahnen (JDŽ) in den Jahren 1948/49 in Summe 26 Stück beschafften, sechs davon von der MÁVAG in Budapest. Bereits 1923 entstand die heutige 83-052 bei Jung in Jungenthal und ist seit 2012 auf der serbischen „Šargan Acht“ unterwegs. Zuvor stand sie als Denkmal in Zaječar ganz im Osten Serbiens. Die 83-173 (Ðuro Ðakovic 1949) ist seit mehreren Jahren ohne Luftpumpe wettergeschützt am Depot von Šargan Vitasi abgestellt. Ebenso vorhanden, aber nicht betriebsfähig steht dort die 25-27 (ČKD 1949). Der Touristenverkehr auf der Strecke über den Sargan-Pass ist nach wie vor enorm und wird von vier Dieselloks vom FAUR-Typ L45H bestritten, von denen drei noch mit ihrem originalen Motor fahren. Die von Mokra Gora in westliche Richtung führende Strecke ins Nachbarland Bosnien wird weiterhin fast nur auf Bestellung mit Sonderzügen befahren. Da am Endpunkt in Višegrad keine Drehscheibe vorhanden ist, ist in eine Richtung die Fahrt durch die Schlucht des Flusses Rzav nur Tender voran möglich. Dies war zu Betriebszeiten der Bosnischen Ostbahn unüblich, ist aber angesichts der eindrucksvollen Landschaft verschmerzbar. Auf der Bergfahrt zurück nach Mokra Gora ergeben sich genug reizvolle Fotostellen, die die Erinnerung an das einst gewaltige Schmalspurnetz im ehemaligen Jugoslawien lebendig erhalten.
10.06.2019