Bücher-Markt
Rezensiert: Kleinbahn im Karpatenbogen: Schäßburg – Agnetheln – Hermannstadt
Andreas Mausolf
Kleinbahn im Karpatenbogen
Schäßburg – Agnetheln – Hermannstadt
128 Seiten im Format 21 x 30 cm, Hardcover mit 91 Farb- und 84 Schwarzweißbildern sowie vier Zeichnungen Verlag Railway-Media-Group, Wien 2018. ISBN: 978-3-902894-57-1 Preis: 37,00 Euro
Diese Schmalspurbahn hat viele Namen: Die einheimischen Siebenbürger Sachsen nennen sie die „Wusch“, seit ihrer Betriebseinstellung und insbesondere dem Bemühen um die Reaktivierung wird sie Harbachtalbahn genannt. Einst war sie fast 122 km lang – heute sind davon sieben wieder befahrbar. Ab 1898 verband sie zunächst die Städte Sighișoara (Schäßburg) und Agnita (Agnetheln), im Jahr 1910 wurde sie bis Sibiu (Hermannstadt) verlängert. Neben einer Zweigstrecke nach Vurpăr (Burgberg) gab es als Besonderheit auch sechs Kilometer Dreischienengleis kurz vor Hermannstadt. Als diese 760-mm-Bahn gebaut wurde, gehörte Siebenbürgen zu Ungarn – ab 1908 lag die Betriebsführung bei den Ungarischen Staatseisenbahnen (MÁV). Infolge des Ersten Weltkriegs kam Siebenbürgen zu Rumänien und die Bahn somit zur rumänischen Staatsbahn CFR. Im Jahr 1965 wurde der zuerst eröffnete Streckenabschnitt von Sighișoara nach Agnita eingestellt, 2001 endete unauffällig der Verkehr auf der Strecke nach Sibiu – angeblich wäre keine betriebsfähige Lok mehr verfügbar gewesen. Seit 2006 gibt es Aktivitäten zur teilweisen Reaktivierung der Harbachtalbahn – seit 2008 ist sie sogar als nationales Denkmal eingestuft. Die Gleise zwischen Sibiu und Agnita sind fast vollständig erhalten, wenn auch derzeit nur zwischen Cornățel (Härwesdorf) und Hosman (Holzmengen) befahrbar.
Von dieser wechselvollen Geschichte berichtet Andreas Mausolf in seinem Buch und geht dabei natürlich auch auf die eingesetzten Lokomotiven und Wagen ein. Neben Fahrplänen, einigen Wagenzeichnungen und historischen Aufnahmen gibt es äußerst sehenswerte Bilder von Alfred Luft und Harald Navé. Die beiden Österreicher waren in den Jahren 1966/67 zwischen Agnita und Sibiu unterwegs und konnten noch auf vielen Fotografien den Einsatz der ab 1896 von der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik gebauten Original-Loks der Strecke dokumentieren! Diese kleinen Schlepptenderlokomotiven prägten über sieben Jahrzehnte das Bild dieser Bahn und wurden erst Anfang der 1970er Jahre durch Dieselloks des Typs L45H ersetzt. Eine dieser Dieselloks – die ehemalige 87-0029 – ist heute als 199 018 in Zittau unterwegs.
Die Streckenmonografie mutet teilweise wie ein Fotobuch an: Oft sind zwei Aufnahmen pro Seite gesetzt, die Abbildungsqualität ist durchweg sehr gut.
Fazit: Endlich gibt es ein Buch über die „Wusch“! Und das darf durchaus als gelungen bezeichnet werden. Einen großen Anteil daran haben die herrlichen historischen Aufnahmen. Darüber hinaus begleitet das Buch die verschiedenen Aktivitäten zur Reaktivierung der Bahn und trägt dadurch positiv zu diesen bei.
Verkauft wird das Buch über die „Wusch“ in Deutschland z. B. vom FachBuchZentrum & Antiquariat Stiletto in München: www.bahnbuch.de
11.04.2019