Kommentar
Ein Brand, die Schuld, die Folgen …
An den in Gernrode abgestellten Fahrzeugen fanden seit Jahren keine Erhaltungsarbeiten mehr statt. Dazu fehlte es sowohl den HSB als auch dem Freundeskreis Selketalbahn e. V. an Kapazitäten und Geld. Die Wagen – und die Meterspur-Kö 199 010-0 – wuchsen Jahr für Jahr mehr zu. Dass derartige Biotope ein Paradies für Kinder und zwielichtige Gestalten darstellen, ist allgemein bekannt. Daher tragen die HSB als Eigentümer der Fahrzeuge sowie die Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen, die heutigen Landkreise Harz und Nordhausen samt Anrainerkommunen als Eigentümer von Grund und Boden in meinen Augen eine Mitschuld an dem Feuer – ganz egal, ob das Feuer gezielt gelegt wurde oder ob ein Kokeln außer Kontrolle geraten ist. Es ist traurig, dass erst ein Unikat abbrennen muss, ehe der Umladebahnhof ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerät. Doch die Öffentlichkeit vergisst auch wieder schnell!
Deshalb ist es wichtig, dass jetzt gehandelt wird: Die in Gernrode einwachsenden Fahrzeuge gehören an einem anderen Ort aufbewahrt – und gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sollte ein Konzept für ihren Erhalt erarbeitet werden. Findet sich keine Lösung für einen Verbleib auf dem Netz des HSB, dann wäre eine Aufhebung des Denkmalstatus im Interesse der Wagen wünschenswert.
Doch gerade der abgebrannte GHE-GG gehört erhalten – und das im Harz! Er war das einzige im Umladebahnhof stehende Unikat. Jeder Freund der Selketalbahn möge sich überlegen, ob er nicht doch Aktivmitglied beim Freundeskreis werden könnte. Zweckgebundene Spenden helfen ebenfalls. Denn das Jammern „Jetzt ist der Wagen abgebrannt …“ trägt nicht dazu bei, den in seiner Grundsubstanz erhaltenen Vierachser wiederaufzubauen. So absurd es klingt: Der Brand ist eine Chance für den Wagen!
11.04.2019