Bücher-Markt
Rezensiert: Die Lokomotiven der sächsischen Schmalspurbahnen Band 2
Holger Drosdeck, Martin Brendel, Helge Scholz, André Marks
Die Lokomotiven der sächsischen Schmalspurbahnen
Band 2, sächsische IV K – BR 99.51–60
208 Seiten, Format 29,7 x 24 cm, Hardcover mit 498 Bildern SSB-Medien, Zittau 2018. ISBN: 978-3-00-060324-2 Preis: 48,–Euro
Den zweiten Schritt vor dem ersten zu gehen, gilt gemeinhin als Fehler. SSB-Medien bringt nun den zweiten Band zu den Lokomotiven der sächsischen Schmalspurbahnen vor dem ersten und will ihn in einer Reihe mit den Büchern zu den Wagen dieser Bahnen wissen. Der erste Band zu den Lokomotiven ist für dieses Jahr angekündigt – er soll im Wesentlichen die Gattungen I K, II K, III K und V K behandeln. Das wirkt konzeptionell schief – und dieser Eindruck setzt sich im Band 2 selbst fort.
Doch beginnen wir mit ein paar Zahlen. Gefühlt ist dies die x-te Publikation zu der mit 96 Stück gebauten sächsischen Gattung – die meistgebaute Schmalspurloktype für eine deutsche Staatsbahn. Ernsthaft betrachtet gibt es bisher jedoch nur die Bücher aus dem EK-Verlag von 1992 sowie völlig überarbeitet von 2004, die als Standardwerke zur sächsischen IV K gelten können. Auch wenn es im hier besprochenen Buch gelungen ist, Fotos von drei weiteren Exemplaren dieser Bauart abzubilden (also von nunmehr 92 der 96 IV K), sollte der aktuelle Band mehr als Ergänzung und in vielen Fällen als Präzisierung des EK-Buches von 2004 gesehen werden. Denn diesmal geht es vornehmlich um die einzelnen Lokomotiven und die Unterschiede zwischen ihnen; die Geschichte aller Loks und ihrer Einsatzgebiete spielen, wie auch die allgemeine technische Beschreibung, eine untergeordnete Rolle. Trotzdem erfährt der Leser natürlich jede Menge zu Beschriftungen, Bauartunterschieden und -änderungen, Generalreparaturen oder de facto Neubauten unter der alten Nummer – teils mehr als im EK-Buch von 2004! Doch viele Details werden bei den einzelnen Exemplaren gebetsmühlenartig wiederholt, andererseits gehen die Autoren auf einige konstruktive Besonderheiten nicht ein.
Im Vorwort ist zu lesen, dass ein Autor es nicht mehr schaffte, alle aktuellen Daten in die Stationierungstabellen einzuarbeiten. Warum wird dann das Buch trotzdem auf den Markt geworfen?
Leere Rahmen symbolisieren holzhammerartig, dass es von vier Lokomotiven kein Bild zu sehen gibt – das Buch will unfertig wirken und ist es leider auch. Bereits bekannte Bilder erkennt man kaum wieder, weil hier weit über das optisch Vertretbare hinaus vergrößert wird, bis auch wirklich fast nur noch die Lokomotive von Kupplung bis Kupplung zu sehen ist und nichts mehr vom für diese Betrachtung offensichtlich störenden Umfeld. Abgesehen von dieser Bevormundung der Betrachter wirkt das Buch dadurch stellenweise langweilig – Rauchkammer links, Rauchkammer rechts. Dass es Kompromisse hinsichtlich der Schärfe bei älteren, historisch wertvollen Bildern geben muss, ist klar. Bei einigen aktuellen, digitalen Bildern ist das hingegen total überflüssig und dem Gesamteindruck abträglich.
Fazit: Natürlich ist das vorliegende Werk ein äußerst informatives und wichtiges Buch, dessen Anschaffung trotz aller Kritik empfohlen werden kann. Gerade weil die Idee für solch ein Buch so gut ist, ist es umso bedauerlicher, dass die Umsetzung dem zugegeben hohen Anspruch an solch ein Fachbuch nicht in allen Belangen gerecht wird.
13.02.2019