Bücher-Markt
Rezensiert: Auf Eisenbahnpirsch in der DDR: 11 Dampflokfreunde und die Deutsche Reichsbahn
Rudolf Heym
Auf Eisenbahnpirsch in der DDR
11 Dampflokfreunde und die Deutsche Reichsbahn
168 Seiten im Format 22,7 x 27,4 cm mit ca 160 farbigen und schwarzweißen Abbildungen GeraMond Verlag GmbH, München 2018. ISBN: 978-3-95613-061-8 Preis: 24,99 Euro
Bildbände langweilen mich heute sehr oft. Aufnahmen von Rügen folgen Fotos von der Küste – und so geht es streng gegliedert ins Gebirge weiter. Auf Krampf kurz gehaltene Texte bringen mich eher in Rage als zu neuen Erkenntnissen und Lesefreude. Als mir mein Ex-Kollege Rudolf Heym im Herbst 2018 ungefragt seinen neuen „Bildband“ zusandte, atmete ich tief ein und fragte mich beim Auspacken, wem ich es ungelesen schenken könnte. Dann habe ich einen „Fehler“ gemacht: Ich schlug das Buch auf …
Damit hatten sich meine abfälligen Gedanken in Luft aufgelöst. Anfangs irritierte es mich noch, neben dem Foto einer rumänischen S3/6 eines mit einer deutschen 24er in Halle (Saale) zu sehen. Dann war ich von dem Buch gefesselt – bis heute!
Natürlich kannte ich von Rudolf schon Bücher der Spitzenklasse, die atemberaubende Neuauflage von Hans Müllers „Schiene, Dampf und Kamera“ (EK-Verlag) sowie weitere Bildbände verschiedener Verlage heben sich von oben umrissenen Büchern ebenfalls um Welten ab. Doch das hier vorgestellte Werk verdient den Titel „Bestes Buch für Eisenbahnfotografen des Jahrzehnts“.
Die vermeintlich chaotische Bildauswahl gehört zum Reiz der stilvoll layouteten Doppelseiten, auf denen neben meisterhaften Fotos von Zügen teils auch Aufnahmen der Fotografen zu finden sind. Wo welche Lok vor 1989 noch fuhr, ist in den Texten nebensächlich, da eine Aufzählung ohnehin lückenhaft geworden wäre. Dafür erfährt der Leser spannende Dinge über und von den Fotografen, allesamt Kinder der 1950er Jahre – also nur wenig jünger als mein Vater. Sie berichten auf eindrucksvolle, aber nie weinerliche oder lamentierende Art über die Schwierigkeiten – vor allem aber die Freude – am Fotografieren der Eisenbahn in der DDR-Zeit als Bürger dieses Staates.
Fazit: Die Autoren sprechen einer ganzen Generation aus dem Herzen. Die bisher beste Erinnerung ans Fotografieren vor 1989 – brillant illustriert und hochwertig gedruckt. André Marks
13.02.2019