Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im April und Mai 2014
Die Monate April und Mai bieten in der Gebirgslage des Erzgebirges immer wieder ein beeindruckendes Schauspiel, wenn innerhalb weniger Wochen aus einer grau-braunen tristen eine in allen möglichen Grüntönen erstrahlende und blühende Landschaft entsteht. Wo man zuerst den Winterbruch verdorrter Äste beseitigt und den notwendigen Ausschnitt erledigt hat, stellt man wenig später fest, dass vorherige Sichtachsen schon wieder weiter zugewachsen sind. Gelegentliches radikales Ausholzen ist deshalb unumgänglich – und bietet für die Fotografen immer einmal wieder neue Ansichten auf die Strecke. In Schmalzgrube wurden zum Beispiel zur Wiederherstellung des Sichtdreieckes zwischen Gleis und Straße einige Bäume gefällt, entlang der Strecke waren an vielen Stellen mehrere bruchgefährdete Bäume ebenfalls unter die Säge gekommen.
Diese Sätze entstanden zu dem Zeitpunkt, als genau ein Jahr zuvor mehrtägiger Regen für Hochwasser des Schwarzwassers und der Preßnitz mit den einhergehenden Schäden sorgte. Noch sind nicht alle Wiederherstellungsarbeiten gestartet, doch ein lokaler Extremniederschlag am 24. Mai mit Wassereinbruch in der Lagerhalle zeigte desto deutlicher auf, dass auf solcherlei Gefahren noch stärker geachtet werden muss.
Infrastruktur
Bereits vor einigen Monaten wurde im Bahnhofsgebäude von Schmalzgrube eine kleine Küchenzeile installiert – nun folgte Ende April, verbunden mit lokalen Schachtarbeiten am Bahnsteig zur Anbindung an die Wasserleitung, auch die Bereitstellung des Wasseranschlusses.
Seit Anfang Mai stehen auf allen Bahnsteigen wieder Bänke und Papierkörbe, findet doch seitdem bis Ende Oktober an jedem Wochenende Fahrbetrieb statt. In den Wintermonaten erhielten die Bänke und Behälter eine bedarfsgerechte Instandsetzung und Farbauffrischung.
Der Fernsprechtrupp arbeitete im Mai an mehreren Tagen an der Instandsetzung der Streckenfernsprechleitung. Bedingt durch die Baustelle an der Ausstellungs- und Fahrzeughalle und notwendigem weiteren Rückbau der Drähte in diesem Bereich steht für eine Wiederinbetriebnahme der Anlage aber weiterhin noch kein Termin fest.
Mitte Mai, quasi im „Windschatten“ der Streckensperrung zwischen den Brücken an den Kilometern 22,1 und 22,2, erfolgten noch einmal umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an der letzten in Sachsen noch regelmäßig in allen Richtungen befahrenen Schmalspur-Doppelkreuzungsweiche vor dem Jöhstädter Lokschuppen. Der Zahn der Zeit hat der Weiche soweit zugesetzt, dass die Bemühungen nunmehr auf eine Erhaltung und betriebssichere Nutzung für die kommenden Jahre hinauslaufen. Im künftigen neuen Gleisplan des Bahnhofes von Jöhstadt wird es keine Doppelkreuzungsweiche geben – bis dahin muss sie aber noch ihren Dienst verrichten.
Die Lagerwagenkästen am Kohlebansen in Jöhstadt haben in den vergangenen Wochen eine Farbauffrischung erhalten. Vorausgegangen war dem eine systematische Neusortierung der diversen Materiallagerbestände.
Baustelle zwischen Kilometer 22,0 bis 22,4
Zu einer sehr umfangreichen Baumaßnahme entwickelten sich die Arbeiten im Streckenabschnitt zwischen Kilometer 22,0 und 22,4. Da für das Aufbringen der Betonflächenabdichtungen an der neuen Brücke über das Schwarzwasser ein nochmaliger Rückbau der Gleise erforderlich war, wurden in die Sperrpause für die Strecke weitere Arbeiten „eingebaut“.
Aufgrund der Ausspülungen am Bahndamm durch das Hochwasser Anfang Juni 2013 musste dringend eine Befestigung des Dammfußes erfolgen. Dazu wurde, beginnend an der Widerlagerflügelmauer der neuen Brücke, mit großen Steinquadern ein massiver Dammausbau vorgenommen, der künftige Beschädigungen gut verhindern wird. Für eine weitere Hochwasserschadenssanierungsmaßnahme im Bereich der Brücke am Kilometer 22,1 musste der Brückenüberbau herausgehoben werden, um die Verlandung unter der Brücke zu beseitigen und wieder eine klare Wasserführung herzustellen.
Bei der Vorabstimmung dieser Baustellen wurde dann entschieden, den Brückenrahmen dieser Brücke gleich mit zu sanieren. Er wurde sandgestrahlt und neu lackiert. Auch die Widerlager der Brücke wurden in diesem Zusammenhang neu positioniert, um den Gleisachsenfehler in der Lage der Brücke, der seit dem Einbau im Jahre 1956 bestand, zu korrigieren.
Das Herausheben der Brücke übernahm ein Bagger. Er stellte den Kasten anschließend auf ein Rollfahrzeug, was zum Bahnhof Schlössel gefahren wurde, wo in einer mobilen Strahlkabine die Bearbeitung des Stahlbaus erfolgte.
Aufgrund der intensiven Befahrung des Abschnittes zwischen den beiden Brücken wurde das dortige Gleis bei der Wiederherstellung des Lückenschlusses gleich mit erneuert.
Während letzte Arbeiten im Bereich der Straßen- und Eisenbahnbrücke, am Straßenbelag sowie auf den anschließenden Pflasterflächen liefen, wurde oberhalb der neuen Brücke ein neuer Bahnsteig für die Besucher der Ausstellungs- und Fahrzeughalle errichtet. Dieser knapp 47 Meter lange Bahnsteig ersetzt die bisherigen behelfsweisen Ausstiegsmöglichkeiten an der Halle. Die notwendige Festigkeit des Gleises in dem wieder aufgebauten Abschnitt stellte eine Stopfmaschine her.
Fahrzeuge
Vor seinem allerersten Einsatz zu den Osterfahrtagen wurde der von der SDG Weißeritztalbahn ausgeliehene orange/gelbe Buffetwagen der Einheitsbauart 970-445 einer intensiven Reinigung sowie Lackauffrischung und -versiegelung unterzogen. Soweit aufgrund von Bestellungen sowie im Zweizugbetrieb Bedarf an einem zweiten bewirtschafteten Wagen besteht, kommt er zum Einsatz, auch wenn er im Zugverband wenig typisch für das Preßnitztal wirkt. Der Wagen wird als Ersatz für den zur Hauptuntersuchung anstehenden eigenen Einheits-Buffetwagen der Preßnitztalbahn 970-458 benötigt, dessen Rückkehr in den Betrieb für Anfang 2015 geplant ist.
Nach Abschluss der vereinbarten Werkstattarbeiten wurde der Wagen 970-851 des Pollo-Vereins Ende April nach Mesendorf überführt.
Am neuen Aussichtswagen der Preßnitztalbahn 970-606, der für den Einsatz bei der Schmalspurbahn auf der Insel Rügen vorgesehen ist, erfolgte in den vergangenen zwei Monaten der Endspurt bei den Arbeiten. Der Wagen erhielt eine „Kombi“-Bremse mit Notbremseinrichtung sowie Anschlüsse für die Zugsammelschiene mit 24 bis 85 V und wurde darüber hinaus für den flexiblen Wechsel der Zugvorrichtung mit einem aufsteckbaren „Rügen-Kopf“ auf die üblicherweise in Sachsen verbaute Zugstange zur Befestigung des Scharfenberg-Kuppelkopfes ausgestattet. Im Wageninneren erfolgten der abschließende Einbau des Fußbodens, die Montage der Bänke sowie die Anpassung der Bühnenbleche. Mit einer Probefahrt Ende Mai hat der Wagen seine Einsatzfähigkeit nachgewiesen, spätestens ab Mitte Juni soll er dann bereits auf der Insel Rügen verkehren.
Für eine Reparatur der Fenstermechanik weilte im Mai auch der vierachsige RüBB-Personenwagen 970-151 in der Werkstatt in Jöhstadt, soll aber bereits Anfang Juni wieder zurück in den Norden Deutschlands transportiert werden.
Am zweiachsigen Gepäckwagen 97-30-06 fand im Mai eine zustandsbezogene Untersuchung statt, ein Einsatz ist ab Juni wieder möglich. Am Sitzwagen 970-408 standen ebenfalls Fristarbeiten an.
Fahrzeugeinsatz
Nach dem Einsatz aller drei IV K der Preßnitztalbahn zu Ostern lief die Untersuchungsfrist für 99 1568-7 ab. Genauere Planungen für die Ausführung der Untersuchungen und für die Wiederinbetriebnahme liegen momentan noch nicht vor.
Während der Streckensperrung an zwei Wochenenden im Mai übernahm wieder die Dampflok Aquarius C. den Zugdienst, da sie deutlich einfacher bei den eingeschränkten Bedingungen zur Bekohlung und zum Wassernehmen eingesetzt werden kann.
Die I K Nr. 54 absolvierte zu den Osterfahrtagen vom 19. bis zum 21. April bei der Döllnitzbahn ihren im Vorjahr aufgrund eines Triebwerkschadens abgebrochenen Einsatz in diesem Jahr beanstandungslos.
„Meppel“ 99 4511-4 beförderte auch in diesem Jahr die Züge zu den Dampffahrtagen bei der Pollo-Schmalspurbahn in der Prignitz.
Fahrbetrieb (Statistik)
- 18.–21. April „Ostern“ = 4392 Fahrgäste
- –4. Mai FrühlingsDampf = 667 Fahrgäste
- 10./11. Mai FrühlingsDampf = 306 Fahrgäste
- 17./18. Mai FrühlingsDampf = 328 Fahrgäste
- /25. Mai FrühlingsDampf = ~ 246 Fahrgäste
- Mai Himmelfahrt mit Aussichtswagen = 788 Fahrgäste
Marketing
Die IG Preßnitztalbahn e.V. wurde durch das Marketingteam auch im April würdig vertreten. Am 5. April war die Museumsbahn mit einem Informationsstand zusammen mit der Dampfbahn-Route Sachsen beim Brandenburgischen Reisemarkt im Ostbahnhof Berlin präsent. Vom 11. bis zum 13. April präsentierte sich der Jöhstädter Verein auf dem 6. Dresdner Dampfloktreffen.
06.06.2014