Reisebericht
Herbstausfahrt des EFK WESTSACHSEN ins Mansfelder Land
Am 9. Oktober fand die diesjährige Herbstausfahrt des Eisenbahnfreundeskreises Westsachsen Böhlen/Großsteinberg (EFKW) statt. Sie führte diesmal nach Sachsen-Anhalt zur Mansfelder Bergwerksbahn. Zur Anreise charterten die Eisenbahnfreunde gleich drei historische Omnibusse: einen Ikarus 55 (Baujahr 1969), einen Ikarus 250 (Baujahr 1987) sowie einen Ikarus 311 (Baujahr 1968). Bereits ab 5.40 Uhr standen die Busse am Bahnhof Großsteinberg sowie an der Omnibuszentralhaltestelle in Rötha zum Einstieg bereit. 6 Uhr startete die Reise, deren Leitung Reinfried Polter, Harald Döge und Holm Bischoff übernommen hatten. Damit die Ausfahrt optimal dokumentiert werden konnte, begleitete der akkreditierte Fotograf Steffen Tautz aus Jena den EFKW mit seinem Pkw. Sein erster „Presse-Einsatz“ des Tages erfolgte von einer Brücke der A38. Er hielt die „im Blockabstand“ fahrenden Reisebusse in der warmen Morgensonne im Bild fest. Zum Frühstück steuerte die Flotte – auf den letzten Metern vom Blaulicht der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr begleitet – das Dorf Kuckenburg an. Im dortigen „Künstlergut Arnaud!“ hieß es „Herzlich Willkommen“. Durch die 116 Fahrgäste und fünf Busfahrer hatte sich während des Aufenthaltes der Reisegruppe die Personenzahl des Dorfes mehr als verdoppelt. Während des Aufenthaltes in Kuckenburg untersuchten die hartgesottenen Eisenbahnfreunde den nahe gelegenen Haltepunkt Esperstedt Süd (ex Kuckenburg) der Regelspurstrecke Röblingen – Querfurt – Vitzenburg. Auf der Weiterfahrt gab es bei der Ortsdurchfahrt Grillenberg sowie vor dem Bahnhof Wippra neue Fotomotive für Steffen Tautz. Vor letztem stiegen die Fahrgäste aus den Bussen in den Zug um. Die knapp 20 km lange eingleisige Nebenbahn Klostermansfeld – Wippra ist allein von der Verkehrsleistung her heute eine Besonderheit. Zum Einsatz kommen ausschließlich vierachsige „Esslinger Triebwagen“. Davon waren in den fünfziger Jahren 50 Exemplare gebaut worden. Vier davon gehören heute zum Bestand der Kreisbahn Mansfelder Land (KML), die im Auftrag der „Burgenlandbahn“, einem Tochterunternehmen der DB AG, die gesamte Verkehrsleistung auf der Strecke Klostermansfeld – Wippra erbringt. So erklären sich letztendlich die Anschriften „Wipperliese“, „KML“, „Burgenlandbahn“ und „DB“ an den Fahrzeugen. Zwar paßte der „Esslinger“ verkehrsgeschichtlich nicht zu den Ikarus-Bussen, da die Triebwagen bis Ende 1989 ausschließlich in den westlichen Teilen Deutschlands zum Einsatz kamen, doch vom „Charme“, den der „Esslinger“ ausstrahlten, standen sie den Ikarus-Bussen in nichts nach. Während die Fahrgäste der Herbstausfahrt von den Triebwagen der „Wipperliese“ Besitz ergriffen, war das vier Kilometer entfernte Friesdorf bereits im „Ausnahmezustand“. Alle drei Kraftomnibusse rangierten am Bahnübergang für ein gemeinsames Fotomotiv mit den „Esslingern“, die sich als vierte Fahrzeugeinheit als letztes dazu gesellten. Die Rangiermanöver blieben in dem kleinen Dorf nicht unbemerkt, und so lief nach und nach fast die gesamte Einwohnerschaft am Bahnhof zusammen. Die „Wipperliese“ verkehrt planmäßig mit einem Triebwagen, doch für die Herbstausfahrt wäre das Angebot mit 70 Sitzplätzen nicht ausreichend gewesen. So kam ein zweiter „Esslinger“ zum Einsatz, der jedoch ebenfalls mit einem Triebfahrzeugführer besetzt werden mußte, da die „Esslinger“ nicht in Mehrfachtraktion steuerbar sind. Pünktlich 10.29 Uhr erreichte der Zug den Bahnhof Klostermansfeld. Hier teilten sich die 116 Fahrgäste in zwei Gruppen. Während Rolf Reich mit der einen sofort zur Besichtigung der MaLoWa-Bahnwerkstatt ins benachbarte Benndorf aufbrach, aßen die anderen Teilnehmer im historischen Wartesaal des Bahnhofs Klostermansfeld zunächst Mittag. Anschließend starteten sie gemeinsam mit Holm Bischoff zum Eisenbahnprogramm. In den Werkstatthallen besichtigten sie u. a. die in Aufarbeitung befindlichen Dampfloks HF 1138 aus Berlin und 52 1360-8 aus Vienenburg. Außerdem sahen die Teilnehmer den Arbeitsstand an der württembergischen T3 Nr. 930 (89 363) sowie an der Diesellok vom Typ Ns4 199 103-3 aus Berlin. Danach standen die drei Reisebusse im Mittelpunkt, war die Wolf & Helke GbR doch an diesem Tag erstmals offiziell mit drei betriebsfähigen Fahrzeugen aus den ungarischen Ikarus-Werken in Budapest und Szekesfehervar unterwegs. Neben dem 55 und 250 war der 1968 gebaute Ikarus 311.51 zum ersten Mal für das Unternehmen im Einsatz. Frank Helke hatte noch bis in die Nacht vor der Herbstausfahrt an dem Gefährt gewerkelt – er verschlief die Zeremonie auf der Rücksitzbank des Busses … Nahtlos folgte der nächste Programmpunkt: Eine Fahrt mit der Bergwerksbahn. Pünktlich 13 Uhr gab der als Zugführer eingesetzte Horst Kohn in Benndorf das Abfahrtssignal. Zunächst setzte sich Lok 9 mit dem Sonderzug in Bewegung. Parallel waren jedoch im Rahmen einer Fotoveranstaltung auch noch Lok 11, 99 773 der SDG als Lok 13” sowie Lok 20” unterwegs – für den EFKW ein perfekter Fahrtag. So gab es während der Fahrt nämlich nicht nur mehrere Fotomotive mit den drei historischen Bussen, sondern auch die Fotozüge konnten von den Westsachsen aufgenommen werden. Neben den Dampfzügen war übrigens auch noch Lok 35, eine V10C, mit einem Personenwagen im Einsatz, um die Teilnehmer der Fotoveranstaltung vor dem jeweiligen Dampfzug zu den Motiven zu bringen. Nach einer Zugkreuzung setzten die EFKW-Reiseteilnehmer die Fahrt im Zug hinter Lok 20” fort. Sie brachte die Gruppe bis zum Endpunkt der knapp elf Kilometer langen Museumsbahn, dem Bahnhof Hettstedt Kupferkammerhütte. Auch hier boten sich zahlreiche Motive. Auf der Rückfahrt kreuzte der Sonderzug erneut mit dem Fotogüterzug, so daß die Kameras nicht zur Ruhe kamen. Am Nachmittag gegen 16.45 Uhr setzte sich die Omnibusflotte vor dem Empfangsgebäude des Bahnhofs Klostermansfeld schließlich wieder in Richtung Sachsen in Bewegung. Den Abendimbiß genossen die Teilnehmer dabei am Süßen See in Seeburg, wo der von der Elbe stammende Personenschaufelraddampfer „Königstein“ als Gasstätte „Seeperle“ genutzt wird. Epilog: Gut 20 Jahre liegen zwischen einer ersten Sonderzugfahrt des EFK WESTSACHSEN, damals noch als AG 6/49, Freunde der Eisenbahn Böhlen/Großsteinberg im Deutschen Modelleisenbahn-Verband der DDR, am 25. Mai 1991 und der Herbstausfahrt am 9. Oktober 2011. 20 Jahre, in denen die Teilnehmer viel gesehen haben – die diesjährige Herbstausfahrt wird den Westsachsen jedoch wohl besonders gut in Erinnerung bleiben. Dank dafür auch noch einmal an Thomas Fischer und Horst Kohn vom Mansfelder Bergwerksbahn e.V. sowie ihre Vereinskameraden.
11.12.2011