VSE-Nachrichten
Stellwerk 3
Was lange währt, wird gut – man muß nur daran glauben! Am 24. Januar 2011 war es nun soweit: Zwei Vorstandsmitglieder des VSE unterzeichneten beim Notar in Leipzig den Kaufvertrag für das Stellwerk 3 in Schwarzenberg. Damit geht nun die (fast) einzigartige Technik (es gibt sonst nur noch eines der gleichen Bauart in Johanngeorgenstadt) endlich in Vereinseigentum über. Genutzt und unterhalten wird das „elektromechanische Zweireihenstellwerk Bauart Gaselan“, so die offizielle Typ-Bezeichnung, schon seit Jahren vom VSE. Die vom Hersteller VEB Gaselan Fürstenwalde konstruierten Stellwerke wurden Anfang der 1950er Jahre u. a. in der wichtigen WISMUT-Bergbauregion Erzgebirge errichtet, um die Effizienz der Bahnhöfe für die immens gestiegenen Anforderungen zu erhöhen.
Sie waren damals modernste Technik und arbeiteten zuverlässig, bis sie durch das Umbauprogramm zur Streckenertüchtigung und Rationalisierung der Erzgebirgsbahn überflüssig wurden. Seit der Außerbetriebnahme des „W3“ (W = Wärterstellwerk) durch die DB nach dem ersten Bahnhofsumbau 2002 bemühten sich die Vereinsfreunde um den Erhalt dieser besonderen Bauart. Anfangs war nach zähen Verhandlungen nur ein Mietvertrag erreicht worden. Seit 2004 intensivierte der VSE die Bemühungen mit dem Ziel: Kauf der Anlage. Die Bahn schaltete eine Immobilienfirma ein und damit begann ein langer nervenaufreibender Papierkrieg. Es ging erst einmal um die benötigte Fläche, die Grundstücksgrenzen, den Zugang (der übrigens nur über das Vereinsgelände möglich ist). Dann wollte man dem VSE Gleise und Weichen verkaufen, die jedoch schon seit 2002 Vereinseigentum sind! Der vom Immobilienmakler vorgelegte aktuelle Grundstücksplan war zwar als „historisch wertvoll“ einzustufen, kam den Vereinsfreunden aber aus vorangegangenen Verhandlungen bekannt vor: Er stammte von 1955.
Ein wiederholt vom VSE angeregter Vor-Ort-Termin zur endgültigen Klärung der Ungereimtheiten kam vermutlich aufgrund von Überlastung der anderen Seite nie zustande. So gingen die Jahre dahin, die Akte füllte sich, aber es gab keine Ergebnisse. Sicher ließ auch die geringe Aussicht auf eine hohe Provision die Aktivitäten der Firma erlahmen. Erst als sich der Verhandlungsführer des VSE Mitte 2010 über die Hinhaltetaktik und das Nicht-Handeln des Händlers bei der Deutschen Bahn beschwerte, kam wieder Bewegung in die Sache. Zwischendurch hatte der VSE auch dafür gesorgt, daß der Denkmalschutz das Stellwerk als erhaltenswerte technische Anlage bewertet hatte; damit konnte eine Fremdnutzung bzw. ein Abriß endgültig verhindert werden. Das letzte Hindernis waren sehr unterschiedliche Kaufpreisvorstellungen gewesen, die sich aber ungewohnt schnell zu Gunsten des VSE änderten. Wahrscheinlich erfolgte auch die Einsicht in die Tatsache, daß der VSE der einzige Interessent für die Anlage bleiben würde und der gleisnahe Standort für ein Ferienhotel etwas ungünstig liegt. Die üblichen Formalitäten zogen sich danach dennoch etwas hin, bis endlich der Notartermin feststand. Zu einer letzten Geduldsprobe kam es in Leipzig: Der Immobilienmakler zog es vor, seine Teilnahme abzusagen, was vom VSE ohne Bedauern angenommen wurde. Die zwei erforderlichen Parteien DB und VSE waren jedoch pünktlich 13 Uhr anwesend und durften sich noch reichlich zwei Stunden gedulden, bevor es losging. Wenn man aber sechs Jahre gewartet hat, kann man auch dies mit Humor tragen. Der Notar brach im Vorlesen dann alle Geschwindigkeitsrekorde, nur noch paar kleine Korrekturen von Namen und endlich 16.05 Uhr – Unterschrift und fertig. Der übliche weitere Instanzen- und Behördenweg wird sich nun anschließen, aber da dürfte nichts mehr schiefgehen: Der VSE ist der einzige Verein weltweit, der ein Gaselanstellwerk besitzt und betreibt. Und er wird es weiter in Ehren erhalten!
06.02.2011