Kommentar
Inspirationen zur „Deutschen Museumswerft“
Es ist heutzutage sicher keine häufig verbreitete Tugend, zu persönlichen Projekten öffentlich über die Ideengeber und Inspirationen durch andere freizügig zu berichten. Für die IG Preßnitztalbahn e.V. stand es nie außer Frage zuzugeben, ab 1990 begierig Erfahrungen und Erkenntnisse anderer Museen und Museumsbahnen aufgenommen und genutzt zu haben. Das Bewußtsein, mit dem anspruchsvollen Projekt des Wiederaufbaus einer bereits verschwundenen Eisenbahn als Museumsbahn im damaligen gesellschaftlichen Umfeld Neuland zu betreten, ließ die Akteure nur zu gern Lernende werden. Daß besonders Ideen aus dem Deutschen Dampflokmuseum Neuenmarkt-Wirsberg, von der schmalspurigen Museumseisenbahn Bruchhausen-Vilsen –Asendorf oder auch des eher touristisch ausgerichteten Konzepts des „Rebenbummlers“ im Breisgau und der Organisation der Dampfbahn Fränkische Schweiz, teils auch Dank sehr menschlich angenehmer und hilfreicher Zusammenarbeit, wichtige Vorbilder für den Aufbau der Museumsbahn waren, wurde schon verschiedentlich erwähnt – und wird auch immer wieder dankenswert anerkannt. Natürlich gibt es in der deutschen Museumsbahnlandschaft auch zahlreiche „Negativbeispiele“, denen man ganz sicher nicht nacheifern wollte – dies sei nur der Vollständigkeit halber genannt.
Inzwischen ist aber nun auch die Museumsbahn Steinbach – Jöhstadt zum „Modellbeispiel“ avanciert. Viele Ansätze, die eisenbahnspezifischen Erfordernisse auch mit einer attraktiven (und vielleicht nicht immer originalgetreuen, aber dennoch passenden) Umfeldgestaltung zu verbinden, wurden angewandt. Während man in Sachsen oft die Argumentation hört „das Fahrrad wurde ja auch gleichzeitig an verschiedenen Stellen erfunden“, um damit zu begründen, daß man Ideen natürlich nicht aus Jöhstadt mitgenommen hätte, kam jetzt die Bestätigung für diese „Inspiration“ aus gänzlich anderer, unerwarteter Richtung.
Der 1. Vorsitzende des Fördervereins Deutsche Museumswerft e.V., Bernd Klabunde, schrieb in der Dezember-Ausgabe 2010 der Mitgliederzeitschrift des FVDMW folgende, hier gekürzt wiedergegebenen Zeilen:
„Wie bereits … erwähnt, war die bekannte „Batavia-Werft“ in den Niederlanden Ideengeber für die „Deutsche Museumswerft“. Doch auch eine andere Institution hat ihren Teil dazu beigetragen, sich mit der Möglichkeit – oder besser „angeblichen Unmöglichkeit“ – des umfangreichen Vorhabens „Deutsche Museumswerft“ zu beschäftigen: Es handelt sich in Jöhstadt im Erzgebirge um die „IG Preßnitztalbahn e.V.“ Nun hat der Eisenbahnverein mit seinen Schmalspurdampfloks wenig mit dem Maritimen zu tun, dennoch gibt es da eine Verbindung, nämlich dort aus einer angeblich unmöglichen Idee des Jahres 1990 Realität werden zu lassen. Dieser Verein hat es geschafft, einer ehemaligen Eisenbahnstrecke wieder Leben einzuhauchen. Da ich im Erzgebirge nach der Wende für ein Jahr beschäftigt war, konnte ich das Engagement für den Aufbau laufend verfolgen und bin dort aus Bewunderung Vereinsmitglied geworden. Eine Gruppe von Eisenbahnfans hat mit viel Einsatz u. a. die Strecke wieder aufgebaut, fahrende Teile beschafft und Gebäude gebaut. Als dort 1990 dieses Vorhaben bekannt wurde, waren Skepsis und Unkenrufe zahlreich vorhanden, doch hat das die Initiatoren keineswegs abgeschreckt, vielmehr angespornt nach dem Motto: „Einfach kann jeder“. Und was daraus geworden ist – auch touristisch –, kann jeder bei einem Besuch im schönen Erzgebirge besichtigen. 2003/2004 hatte ich selbst die Idee zu einem „unmöglichen“ Vorhaben und erinnerte mich dabei ebenfalls an das, was die Mitglieder des Jöhstädter Vereines geschafft hatten. Demzufolge ist es in unserem Lande möglich, auch „Unmögliches“ von der Idee zur Realität zu bringen! …“
Viel Erfolg beim Aufbau der „Deutschen Museumswerft“ – damit sie recht bald Vorbild und Inspiration für andere „utopische“ Ideen sein kann. Hermann Hesse sagte dazu: „Damit das Mögliche entsteht, muß immer wieder das Unmögliche versucht werden.“
06.02.2011