Editorial
Liebe Preß´-Kurier-Leser,
die Frage „Wieviel Eisenbahnmuseen und Museumsbahnen verträgt das Land?“ wird immer wieder aufgeworfen – besonders, wenn es um die Finanzierbarkeit oder die Akzeptanz von baulichen Aktivitäten geht. Gern wird dann auch die Argumentation ins Feld geführt, eine Beschränkung der Anzahl dieser Projekte sei schon aus Gründen der sonst eintretenden „Kanibalisierung der Besucherströme“ notwendig. Andere Personen führen begrenzte Ressourcen an freiwilligen Mitarbeitern und großzügigen Sponsoren ins Feld. Bei diesen Worten sind richtige Ansätze dabei. Wer wollte es auch bestreiten, daß die Begeisterung von jungen Menschen für technische Themen außerhalb der Computerwelt in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich nachgelassen hat – die IG Preßnitztalbahn e.V. hatte Anfang der 1990er Jahre nicht zuletzt aus dem Heer der jungen Modelleisenbahner, denen der Platz für das Hobby zu klein geworden war, viele Mitstreiter gewinnen können.
Und doch muß Eines klar sein: Eine administrative Beschränkung der Möglichkeiten zur Ausübung des Hobbys „Eisenbahn“ darf es nicht geben, die Freiheit der persönlichen Betätigung ist eine der wesentlichen Errungenschaften der Gesellschaft, in der wir leben. 1988/89 wurde in einer anderen Gesellschaftsstruktur der Aufbau einer „Schauanlage“ in Großrückerswalde zur Erinnerung an die Preßnitztalbahn per Behördenentscheid untersagt, weil es ja in Geyer schon eine solche Anlage gäbe, außerdem wäre dies nicht im Interesse der Gemeinden.
Natürlich generiert die Betätigungsfreiheit keinen Anspruch auf Bestandsschutz – an seiner Existenzsicherheit muß jedes Vorhaben, jede Bahn und jedes Museum ständig neu arbeiten.
Ein Blick über den deutschen Gartenzaun kann hier hilfreich sein, wir haben erneut einen Bericht über eine Museumsbahn in Südengland im Heft – einer Region mit bekanntermaßen hoher Dichte von entsprechenden Angeboten.
Im April wird der europäische Dachverband der Museums- und Touristikbahnen FEDECRAIL seine Jahrestagung in Dresden abhalten. Neben den üblichen Tagungsabläufen wird es ein umfangreiches Ausflugsprogramm für die Vertreter der 27 europäischen Landesverbände, die immerhin 604 Bahnen vertreten, quer durch den Freistaat geben – auch die Preßnitztalbahn und das Eisenbahnmuseum Schwarzenberg haben die Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Hier geht es ebenfalls um Akquisitionen für die Zukunft, denn das Potential der Eisenbahninteressierten in den europäischen Nachbarländern ist bei weitem noch nicht erschlossen.
Da ist es schon bezeichnend, wenn die vom Freistaat Sachsen finanzierte Tourismus-Marketing Gesellschaft ihre Messeaktivitäten zur Unterstützung des Incoming-Tourismus soweit zurückfährt, daß man selbst den eingeplanten Stand auf der Weltleitmesse des Tourismus, der ITB in Berlin, absagt. Was soll man davon halten?
Glück Auf
06.02.2011