Nachrichten von der Insel Rügen
Rügensche BäderBahn
Mit Volldampf durch den Herbst
Für die Rügensche BäderBahn begann am 5. Oktober die Nebensaison. Deswegen wurde es aber nicht zwangsläufig auf einen Schlag ruhiger. Im Gegenteil – im Oktober herrschte überwiegend freundliches Wetter, was die Frequentierung der Züge entsprechend ankurbelte. Auch die Anzahl der Gruppenfahrten war weiterhin erfreulich hoch. Der Winterfahrplan, der nun bis zum 20. Mai 2009 gültig ist, umfaßt einen Zweizugbetrieb mit insgesamt sechs Zugpaaren. Beide Zugumläufe beginnen und enden jeweils in Putbus.
Neue Dampflokomotive im Einsatz
Am 14. Oktober absolvierte die Dampflok 99 4011-5, die frühere Lok 7 der Mansfelder Bergwerksbahn (siehe Bericht im PK 103), als erster echter Neuzugang auf dem Triebfahrzeugsektor ihre Probefahrten bei der Rügenschen BäderBahn (RüBB). Der Lokomotivtyp wurde ursprünglich für Rangierarbeiten und den schweren Güterzugdienst auf dem Netz der Mansfelder Bergwerksbahn entwickelt. Insgesamt sechs dieser leistungsstarken D-Kuppler stellte die Firma Orenstein & Koppel in den 1930er Jahren her. Bei der RüBB erhielt der Neuzugang die Betriebsnummer 99 4011-5 und fügt sich damit in das Nummernschema der ehemaligen DR ein. Die neue Lok wurde vor dem Betriebsstart beim „Rasenden Roland“ in Jöhstadt begutachtet und repariert, nach Überführung auf die Insel Rügen erfolgten weitere Arbeiten durch das örtliche Werkstattpersonal.
Schon gewußt?
Eine Lok von einer Privatbahn, die in das DR-Nummernschema aufgenommen wird, bekommt nach der Baureihennummer „99“ für die Schmalspur die „4“. Mit ihren 10 Tonnen Achslast folgt nach diesem System die „0“, danach die fortlaufende Nummer einer Unterbaureihe. Da es die „4001“ schon einmal gab, geht es mit der nächsten „Zehnerstelle“ weiter. Die Selbstkontrollziffer ergibt sich aus einem definierten Berechnungsweg. So kommt die Lok zu ihrer Betriebsnummer 99 4011-5.
Nach Abstellung geringfügiger Mängel lief die Maschine bereits ab 17. Oktober zuverlässig im Plandienst, wobei zunächst Personaleinweisungsfahrten erforderlich waren. Mit dem Neuzugang wird der Bestand betriebsfähiger RüBB-Dampfloks erhöht, die Lok 99 4011-5 stellt dabei den vorübergehenden Ersatz für die durch den Vorbetreiber, der RüKB GmbH & Co., bisher nicht übergebene „VII K“ 99 1783-2 dar. Das Fahrzeug wurde vom derzeitigen Eigentümer angemietet, der Pressnitztalbahn wurde jedoch auch die Möglichkeit eines Erwerbs eingeräumt.
Die Rückkehr der Sachsen
Die Bespannung der zwei Zugumläufe teilen sich nun die Lokomotiven 99 1784-0, 99 4011-5 und 99 4802-7. Bis Mitte November bestanden die Züge meist aus jeweils sieben Reisezugwagen und einem Packwagen, um die teilweise recht hohe Nachfrage abdecken zu können. Die Leihfahrzeuge aus Sachsen wurden von Mitte Oktober bis Ende November per Tieflader nach Zittau beziehungsweise zur Fichtelbergbahn überführt. Der Packwagen 974-376 der SDG Fichtelbergbahn erhält mit einer Laufleistung von knapp über 35.000 Kilometer den „goldenen Radsatz“ dieser Saison. Der 99 1787-3 der SOEG kam die ehrenvolle Aufgabe zur Beförderung des P 118 mit dem letzten Spätzug der Sommersaison am 4. Oktober um 21.28 Uhr in Göhren (Rügen) zu, danach wurde sie planmäßig, nach Ablauf ihrer Untersuchungsfrist, direkt ins Dampflokwerk nach Meiningen überführt.
Instandsetzung Fahrzeugpark
In den nächsten Monaten mit geringerem Fahrzeugbedarf wird die Instandsetzung des Fahrzeugparks intensiv fortgesetzt. Zunächst kam am 27. November VII K 99 1782-4 erstmals nach der in Meiningen abgeschlossenen Fahrzeuguntersuchung wieder aus eigener Kraft auf die Strecke, die Probefahrt wurde im Beisein von Mitarbeitern aus dem Dampflokwerk durchgeführt und verlief erfolgreich. Seit dem 27. Oktober weilt die Diesellok V51 901 zur Hauptinstandsetzung im Chemnitzer Instandhaltungszentrum Getriebe (IZG), nachdem dort die Arbeiten an der V10C für den „Molli“ abgeschlossen waren. Inzwischen ist die Maschine in der Lokhalle des ehemaligen Aw Chemnitz bereits weitgehend demontiert. Die Baugruppen der Lokomotive befinden sich in Aufarbeitung. Nachdem auch diese Lok doch sehr stark auf Verschleiß gefahren wurde, erstrecken sich die Arbeiten auf alle Gewerke.
Am 26. November brachte der Tieflader den Wagen 970-757 ins Thüringer Werk zur Untersuchung.
Was sonst noch alles passierte
Erstmals seit vielen Jahren wurde durch die Pressnitztalbahn die Bereitstellung von Steinkohle für die Lokomotiven wieder per Eisenbahn organisiert. Die V22 312 002-7 der Press kam dafür am 21. Oktober vor einem Ea-Wagen-Zug von Mukran nach Putbus zum Einsatz. Nach Entladung aller Wagen erfolgte am 23. Oktober die Rückfahrt des Zuges. Im Zeitraum vom 2. bis 8. November fuhren auf der Insel Rügen baustellenbedingt keine Züge auf der „großen“ Eisenbahn. Die RüBB paßte dafür ihren Fahrplan in Abstimmung mit der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern kurzfristig an und verschob die Fahrzeiten um 15 Minuten, um die Anschlüsse vom und zum Schienenersatzverkehr der OLA in Putbus zu gewährleisten. Für die Sommer-Saison 2009 sind bereits jetzt die Vorbereitungen angelaufen. Eine wichtige Rolle spielen die Planungen zu den Kombi-Tickets „Mit Wasser und Dampf“, die im kommenden Jahr um ein gemeinsames Angebot mit der Reederei Ostsee-Tour zu den Kreidefelsen ergänzt werden sollen.
Bahnhofsgebäude Putbus übernommen
Im Oktober hat die EBB Pressnitztalbahn mbH das Empfangsgebäude des Bahnhofs Putbus von der DB AG erworben. Ziel ist, hier künftig die Verwaltung für die RüBB zu beheimaten. Momentan sind in Bergen Büroräume angemietet, nachdem das kreiseigene frühere Verwaltungsgebäude der RüKB in einem derart desolaten Zustand vorgefunden wurde, das ein Weiterbetrieb nicht möglich erschien.
Ferienlager beräumt
Am 20. November wurde das „Gerippe“ eines Gw als letzter Kasten aus dem ehemaligen Kinderferienlager neben dem Bahnhof Putbus in das Museumsgelände umgesetzt. Der PK wird in einer der nächsten Ausgaben etwas umfangreicher über diese ehemalige „Wagenburg“ berichten.
07.12.2008