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Rezensiert: Durch Böhmens Hain und Flur – Band 8
Andreas W. Petrak
Durch Böhmens Hain und Flur – Band 8
Im Elbtal unterwegs – Von Dresden nach Böhmen
224 Seiten (230x165 mm), 226 Farb- und 83 s/w-Abbildungen, 6 Karten/Pläne; edition bohemica, Himmelkron 2008; 28,00 Euro; ISBN: 978-3-940819-05-5
Nach den bereits erschienenen Ausflügen ins Erzgebirge und Egertal liegt dem Rezensenten nun bereits das dritte Werk des Verlages „edition bohemica“ vor. Der Autor A. W. Petrak bewies viel Fingerspitzengefühl und wählte für Band 8 der Reihe „Durch Böhmens Hain und Flur“ mit dem bekannten und doch in der vorliegenden Form noch nicht abgehandelten Tal der Elbe und Labe – so der Name des Flusses in Tschechien – wiederholt einen bemerkenswert reizvollen und gleichzeitig geschichtsträchtigen Landschaftsraum aus. Und doch ist dieses Buch etwas anders „gestrickt“, denn im Gegensatz zu den bisherigen Bänden dürften in diesem Fall auch Leser außerhalb der Eisenbahnszene Gefallen am neu erschienenen Buch finden. Der Autor widmet sich im ersten Teil des Werkes zunächst ausführlich und auf Basis eines fundierten Hintergrundwissens der regionalen Historie, verzichtet aber auf die damit zu befürchtenden Längen. Liegt dem einen oder anderen Leser der reiche Geschichtsstoff dennoch einmal zu schwer im Magen, wird er nicht gelangweilt weiterblättern müssen, sondern kann sich garantiert an der reichen Illustration mit herrlichen s/w-Landschaftsaufnahmen, aktuellen Gegenüberstellungen – natürlich dann zumeist farbig und auch mit Eisenbahnbezug – und nicht zuletzt an Bilddokumenten erfreuen, welche von Eisenbahnern in den zurückliegenden Jahrzehnten angefertigt wurden. Der zweite Teil wird dem Buchtitel vollends gerecht, denn in Form eines bunten Bilderbogens wird der Leser auch zum Betrachter zuvor meist unveröffentlichter Fotos. Erstaunlich ist es schon, welch breite Fahrzeugvielfalt in den zurückliegenden Epochen die Schienenstränge am Flußufer zwischen Dresden und Ústí nad Labem belebte. Offensichtlich konnte Petrak auch auf eine breite Bildauswahl zurückgreifen, denn die präsentierten Fotografierstile sind weit gefächert, und zeigen, auf welch unterschiedliche Art und Weise man mit dem lichtbildnerisch teils schwierigen Terrain umgehen kann. Schön ist überdies zu sehen, daß mit der Straßen- und der Parkeisenbahn der sächsischen Landeshauptstadt Dresden auch unerwarteten Randthemen Platz eingeräumt wurde. Um auch das Publikum mit weniger Hang zum Bahngeschehen bei der Stange zu halten, streute der Autor an passender Stelle stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen ein.
Weiterhin nimmt A. W. Petrak den Leser mit auf einige Seitenwege. Dazu gehören visuelle Reisen auf bekannten Pfaden – mit der ursprünglich als Schmalspurbahn eröffneten Müglitztalbahn von Heidenau nach Altenberg und der elektrisch betriebenen und oft schon vor der Einstellung stehenden Kirnitzschtalbahn von Bad Schandau zum Lichtenhainer Wasserfall. Doch auch – und das zeichnet dieses Buch aus – dem O-Bus von Königstein als längst vergessenem Transportmittel wird eine angemessene Widmung zuteil.
Etwas kritisch steht der Rezensent einigen Fotos jener schon genannten Müglitztalbahn gegenüber, denn nach den überraschenden Dokumenten des kaum bekannten Einsatzes der Baureihe 218 fallen die präsentierten Fotos des „Normalbetriebes“ doch ein wenig ab.
Abschließend werden die Aktivitäten der jungen Firma „Flügelradtouristik“ vorgestellt, welche mit ihren zumeist von Dampflokomotiven gezogenen Zügen von Dresden zu verschiedenen Zielen in Böhmen einen wichtigen Beitrag zur deutsch-tschechischen Verständigung leisten und auch der nach der Wende etwas an Glanz verlorenen Verbindung durch das Elbsandsteingebirge zu ganz neuem Ruhm verhelfen.
07.12.2008