Eisenbahn-Geschichte
Richard Hartmann - Start ins Jubiläumsjahr
Am 16. Dezember jährt sich der Todestag von Richard Hartmann zum 130. Mal. Im kommenden Jahr wird am 8. November der 200. Geburtstag dieses für die sächsische Geschichte besonders bedeutenden Unternehmers begangen. Grund genug, die Zeit zwischen diesen beiden Jubiläen als „Richard-Hartmann-Jahr“ etwas intensiver mit der Erinnerung an das Schaffen des Mannes zu verbringen, der wie kaum ein Anderer auch noch weit über seinen Tod hinaus mit dem Eisenbahnwesen in Sachsen besonders verbunden ist. Aus der Sicht der sächsischen Schmalspurbahnen, bei denen umgangssprachlich eine große Anzahl von Lokomotiven als „Hartmann-Loks“ bezeichnet werden, ist der Name natürlich allgegenwärtig. Doch kann sein Wirken nicht einfach auf das Schlagwort „Dampfloks“ reduziert werden.
Industrielle Entwicklung in Sachsen
Im Jahr 1847 stieg Richard Hartmann mit seinem Unternehmen in den Lokomotivbau ein. Acht Jahre nach Johann Andreas Schuberts Fahrt mit der SAXONIA zur Eröffnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn erkannte er eine wirtschaftliche Perspektive in diesem Industriezweig, nachdem der Fokus vorher vor allem auf Spinnmaschinen, Webstuhlbau und bei stationären Dampfmaschinen lag. Mit einem auf fünf Jahre angelegten zinslosen Darlehen über 30.000 Taler unterstützte das Königreich Sachsen den Aufbau des Unternehmens, zu dieser Zeit eine gewaltige Summe. Ähnliche Anschubinvestitionen gab es weitere, doch das Hartmannsche Unternehmen entwickelte sich in wenigen Jahrzehnten nicht nur zum größten sächsischen Maschinenbauunternehmen, es bestimmte auch wesentlich die Entwicklung Sachsens zu einem der wirtschaftlichen Zentren Deutschlands. Um 1857 zählten die von Richard Hartmann geführten Unternehmen bereits 1500 Mitarbeiter und damit weit über die Hälfte der in Chemnitz im Maschinenbau beschäftigten Menschen. Der Person Richard Hartmann werden neben Zielstrebigkeit und Ausdauer aber auch soziale Kompetenz (wie wir es heute bezeichnen) zugeschrieben. Nach einem verheerenden Brand in den Werkhallen im Jahr 1860 wurden die Mitarbeiter zwar beschäftigungslos – aber nicht auf die Straße gesetzt. Innerhalb von sechs Monaten war das Werk auch durch Mitarbeit der Beschäftigten wieder aufgebaut. Neue soziale Standards für die Beschäftigten im Werk und das Engagement für den Wohnungsbau für die Industriearbeiter sind nur zwei Beispiele seines Wirkungsfeldes. Nicht zuletzt das sind Gründe, warum Hartmann beim Aufstand der Arbeiter 1871 kaum Schäden an Gebäuden und Produktionsanlagen davon trägt – ganz im Unterschied zu anderen großen deutschen Unternehmen. Im Jahr 1870 wird die „Sächsische Maschinenfabrik AG“ aus den zahlreichen Produktionsstätten und -betrieben gebildet, wobei der Lokomotivbau inzwischen der eindeutig dominanteste Bereich ist.
Aktivitäten im „Hartmann-Jahr“
Der kurze Abriß aus der Geschichte soll nur einen kurzen Einblick in die Vielschichtigkeit des Mannes geben, auf dessen Tätigkeit mit großer Achtung zurückgeblickt werden kann. Die Erkenntnis dieser Bedeutung ist inzwischen an vielen Stellen angekommen, die Stadt Chemnitz hat es inzwischen übernommen, eine Vielzahl von Aktivitäten zu steuern, die von zahlreichen Akteuren zum Jubiläum beigetragen werden.
Hier eine Kurzauflistung von bereits bekannten Veranstaltungen:
- 20.-23. August ´09: Heizhausfest des Sächsischen Eisenbahn-Museums Chemnitz mit Nachstellung des historischen Lokomotivtransportes durch die Stadt mit Pferdefuhrwerken
- Aug. – 8. Nov. ´09: Sonderausstellung „Mythos Hartmann“ im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz
- Präsentation der „I K Nr. 54“, Nachbau der ersten sächsischen Schmalspurdampflokgattung der „Sächsischen Maschinenfabrik AG“
- Fachtagung „Schienenfahrzeugbau in Sachsen“ in Chemnitz (vsl. Ende August)
Der PK wird in den nächsten Ausgaben über die verschiedenen Aktivitäten und Veranstaltungen umfangreich berichten.
07.12.2008