Kommentar
Erhaltung von Dampflokinstandhaltungskompetenz in Deutschland mit der Preßnitztalbahn
Seit 1992 vertraut die IG Preßnitztalbahn e. V. auf die fachliche Kompetenz der Werkstätten der Deutschen Reichsbahn und anschließend der DB AG bis 1997 in Görlitz, für 99 4511 auch einmal Chemnitz und nun Meiningen. Dies hat den Verein stets erhebliche Summen finanzieller Mittel gekostet – ausgezahlt hat es sich in einem störungsfreien Betrieb der qualitativ hochwertig unterhaltenen Fahrzeuge auf der Preßnitztalbahn und bei den zahlreichen Auswärtseinsätzen der Lok. Warum? Gibt es nicht auch billigere Lösungen? Ja – die gibt es. Sowohl einige Werkstätten in Deutschland, besonders aber die in Polen, Tschechien und Rumänien können die Preise des Dampflokwerkes Meiningen locker unterbieten. Bleibt das besondere Merkmal: die Qualität.
Und es steht das Bemühen der Preßnitztalbahn, die Kompetenz dort zu erhalten, wo es sie gibt und wo es viele Jahre gedauert hat, diese Erfahrungen im Umgang mit der Dampfloktechnik aufzubauen. Natürlich ist es nachvollziehbar, zuerst auf die Finanzen zu schauen – und ein preislich günstig erscheinendes Angebot vorzuziehen, wie es die Traditionsbahn Radebeul e. V. mit 99 1586-9 momentan in Oberwiesenthal praktiziert – ob sich dies langfristig auszahlt, steht auf einem anderen Blatt. Jedoch entsteht „Kompetenz“ für die Durchführung einer Hauptuntersuchung nicht automatisch durch den proklamierten Anspruch – handwerkliches Können der Werker, Erfahrungen und Kenntnisse im Umgang mit den technischen Besonderheiten sind notwendig und nur über viele Jahre zu erarbeiten – und zu erhalten. Mal nebenbei eine Untersuchung, damit erwirbt man kein echtes Know-how.
Das Dampflokkompetenzzentrum liegt für die Preßnitztalbahn in Meiningen – nur eine Sicherung der dort vorhandenen Kompetenz kann unser Hobby, den Umgang mit betriebsfähigen Dampflokomotiven, langfristig sichern. Dies anderswo neu aufzubauen, setzt fachliche, technologische und organisatorische Kompetenz voraus – wie es auch das Dampflokwerk in Meiningen praktiziert, kann eine ausschließliche Fokussierung auf die Schmalspurbahnen nicht funktionieren.
Damit ist Oberwiesenthal der denkbar schlechteste Ort, ein Kompetenzzentrum aufbauen zu wollen. Für substanzielle Diskussionen zu diesem Thema stehe ich gern zur Verfügung.
30.11.2006