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Rezensiert: Alles über die Spreewaldbahn
Erich Preuß
Alles über die Spreewaldbahn
128 Seiten im Format 17,5 x 21,5 cm 54 Schwarzweiß- sowie 54 Farbfotos und 31 Zeichnungen Transpress, Stuttgart 2010. ISBN: 978-3-613-71390-1 Preis: 14,95 EUR
Es ist schon eine kleine Sensation, wenn ein Kleinbahn-Sachbuch seit 1978 aufgrund eines offensichtlichen großen Bedarfs in der fünften Auflage erschienen ist. Neue Erkenntnisse über dieses von 1898 bis 1970 und danach bis 1983 als Anschlußbahn in Cottbus betriebene Meterspurnetz finden sich nicht nur in früheren Ausgaben, sondern auch in der jetzt vorliegenden, die zudem mit einigen bisher weniger bekannten Fotografien bereichert wurde. An der für derartige Publikationen bewährten Gliederung hielt der Autor fest: Geschichte, Bahnanlagen, Fahrzeugpark und einer Spurensuche nach noch Vorhandenem. Die einzelnen Kapitel geben einen guten Überblick über dieses weit über die Grenzen des Spreewaldes bekannte Verkehrsmittel. Allerdings stieß der Rezensent auf mehrere Ungenauigkeiten. So wird mehrfach im Zusammenhang mit der Spreewaldbahn der hier nicht zutreffende Begriff Privateisenbahn anstatt Kleinbahn verwendet, wird das Datum der Übernahme der Betriebsführung durch das Landesverkehrsamt Brandenburg nicht – wie es richtig ist – auf den 1. Januar 1937, sondern auf den 1. Januar 1934 datiert und die Einführung des neuen Bezeichnungssystems für Lokomotiven auf 1940 statt auf 1943 „verlegt“. Darüber hinaus behauptet der Verfasser, daß von der Strecke Byhlen – Lieberose „so gut wie nichts zu sehen“ ist, tatsächlich gehört aber gerade die durch den Wald führende Trasse zwischen Liebitz-Burghof und Lieberose zu den am besten erhaltenen Abschnitten überhaupt. Längst bekannt ist auch die Herkunft der späteren Lokomotive 99 5633 (beim DEV in Bruchhausen-Vilsen als Lok „SPREEWALD“ geführt). Diese aus Pillkallen/Schloßberg in Ostpreußen stammende Maschine, zwei weitere Lokomotiven und sogar einige Güterwagen befanden sich nach Kriegsende in einem Lager der Organisation Todt in Finowfurth bei Eberswalde und gelangten dank dem Organisationsgeschick der Generaldirektion der Landesbahnen Brandenburg im Juni 1947 nach Straupitz. Nicht so recht glücklich sind die Wagenspezialisten über die in diesem Buch veröffentlichten Angaben. Sie sind vielfach unvollständig und entsprechen nicht dem neuesten Wissensstand. Um genauere Daten zu erhalten, empfiehlt es sich in diesem Fall, das Internet unter www.die-spreewaldbahn.de zu bemühen.
Fazit: Ungeachtet kleiner Mängel – wer sich für die Spreewaldbahn interessiert und noch keine Literatur über sie besitzt, sollte sich den Titel beschaffen. Doch wer annimmt, in einem 128-Seiten-Buch mit den handlichen Abmessungen 175 x 215 mm zu einem recht günstigen Preis „alles“ über die Spreewaldbahn zu finden, wird enttäuscht sein. Aber offensichtlich hat der Verlag mit dieser Titelreihe gute Erfahrungen beim Absatz gemacht, und der geneigte und mit der Materie intensiv befaßte Leser sollte das Wörtchen „Alles“ einfach übersehen.
13.06.2011