Verkehrspolitik
Fedecrail-Jahrestagung 2011
Europäischer Dachverband
Fedecrail, die „Europäische Föderation der Museums- und Touristikbahnen“, versteht sich als Dachorganisation für alle Freunde des Schienenverkehrs, die sich mit der Erhaltung, Bewahrung und dem Betrieb historischer Eisenbahnfahrzeuge beschäftigen und ist ein Zusammenschluß von 36 Mitgliedern aus 27 Ländern, die ihrerseits 616 Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen repräsentieren. Mitglied sind in diesem europäischen Dachverband vor allem die nationalen Verbände, in Deutschland ist dies der Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen (VDMT). Eine wesentliche Aufgabe für Fedecrail, die 1994 in Brüssel als Organisation nach belgischem Recht gegründet wurde, ist, als Bindeglied und Lobbyist für die Museumsbahnlandschaft bei den europäischen Institutionen, wie Parlament, EU-Kommission und den Generaldirektionen, zu wirken. Da inzwischen viele Regelwerke, Richtlinien und politische Strategien für die Entwicklung des europäischen Eisenbahnwesens in den entsprechenden internationalen Gremien erarbeitet werden, ist eine entsprechende Außendarstellung der Museumsbahnen enorm wichtig, so weit auch im Detail Interessen, Technik, Betriebsabläufe oder organisatorische Prinzipien auseinanderreichen mögen.
Aus Deutschland sind 94 VDMT-Mitglieder durch Fedecrail mit vertreten, woraus sich aber auch klar eine Unterrepräsentanz im europäischen Maßstab ergibt, fallen doch in den 16 deutschen Bundesländern insgesamt rund drei Mal so viele Bahnen unter die von Fedecrail genutzten Definitionen für Museums- und Touristikbahnen. Aber besonders aus den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg ist die Anzahl der Mitglieder im VDMT nach wie vor sehr überschaubar.
Fedecrail-Jahrestagung 2011 in Dresden
Ob dieser Umstand bei der Wahl des diesjährigen Tagungsortes für die jährlich einmal in einem der Heimatländer der Mitglieder stattfindenden Jahrestagung eine Rolle spielte, ist nicht anzunehmen. Sehr wohl bekannt war aber, daß besonders in Sachsen ein ungewöhnlich großes Angebot an musealen und touristischen Attraktionen in Verbindung mit Schienen besteht. Somit konnte die 18. Fedecrail-Jahreskonferenz vom 7. bis 13. April in der sächsischen Landeshauptstadt ausgetragen werden. Die Jahrestagungen dienen einerseits dazu, die verbandsinternen Mitgliederinformationen und organisatorischen Punkte zu beraten, andererseits sind aber auch Fachthemen, die im europäischen Maßstab von Interesse sind, regelmäßiger Inhalt der Konferenzen. Die Teilnehmer der Jahrestagung kommen erwartungsgemäß aus den nationalen Dachverbänden, die ihrerseits wiederum eine Basis in den Vereinen und Gesellschaften haben, die die praktische Arbeit an Strecken, Anlagen und Fahrzeugen ausführen. Insofern dienen die Veranstaltungen des europäischen Dachverbandes natürlich auch besonders dem Erfahrungsaustausch über praktische Erkenntnisse aus der Fahrzeugerhaltung, der Zulassung von Fahrzeugen, der Betriebsdurchführung, der Vereinsorganisation oder auch des Marketings.
Dieser Punkt stellte auch einen Schwerpunkt im Vortragsprogramm der Konferenz dar, in denen u. a. über die Marketingaktivitäten des Verkehrsverbundes Oberelbe sowie über das Konzept der „Dampfbahn-Route Sachsen“ Bericht erstattet wurde. Fedecrail sowie dem VDMT, als Mitorganisator der Veranstaltung, ging es aber auch darum, die Vielfalt der regionalen eisenbahntechnischen Attraktionen in einem sehr breit gefächerten Exkursionsprogramm für die Teilnehmer zu zeigen. Daß dies beinahe einer Reise entlang der „Dampfbahn-Route“ glich, ist nicht verwunderlich. Allein Ausflüge zu vier dampfbetriebenen Schmalspurbahnen, zu mehreren Eisenbahnmuseen und zahlreichen verkehrstechnischen Attraktionen sorgten hoffentlich für den Effekt, den sich alle Beteiligten erhofften: mit Mundpropaganda für Besuchernachschub in den kommenden Monaten und Jahren zu sorgen. Bestes Wetter sowie das sichtbare Bemühen, attraktive Programmpunkte zu bieten, sollten in dieser Richtung ihre Wirkung nicht verfehlt haben.
Tagesausflug zur Preßnitztalbahn und Eisenbahnmuseum Schwarzenberg
Auf die bereits Ende 2010 in Jöhstadt eingegangene Anfrage für einen entsprechenden Programmpunkt im Rahmen der Jahrestagung begannen zeitnah intensive Abstimmungen zwischen der PRESS, dem VSE und der Preßnitztalbahn, ein Ganztagesprogramm auf die Beine zu stellen. Nachdem seitens der Konferenzplaner die zeitlichen Vorstellungen mit frühester Abreise ab Dresden gegen 7 Uhr und spätester Rückkehr in der Landeshauptstadt vor 20 Uhr definiert waren, begannen Fahrplanabstimmungen und Programmplanungen.
Die PRESS übernahm die Koordination der Sonderzugleistung am 10. April auf der Regelspur ab Dresden Hauptbahnhof mit Zwischenstationen in Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg. Die IG Preßnitztalbahn e.V. sorgte ab Annaberg-Buchholz unterem Bahnhof für einen Bustransfer nach Jöhstadt und Sonderfahrt im Schmalspur-PmG nach Steinbach und zurück bis zur Ausstellungs- und Fahrzeughalle.
Nach dem Mittagessen ging es von dort wieder mit Bussen nach Annaberg-Buchholz Süd, wo der regelspurige Sonderzug mit PRESS-Lok und VSE-Museumszugwagen die Teilnehmer wieder aufnahm und über die Erzgebirgische Aussichtsbahn nach Schwarzenberg brachte.
Hier präsentierte der Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde e.V. den über 100 Teilnehmern der Sonderfahrt seine Fahrzeugsammlung im Eisenbahnmuseum. Auf die Abstimmung und Koordinierung der verschiedenen Programmpunkte und Fahrpläne wurde bereits im Vorfeld besonderer Wert gelegt, mußte der Sonderzug ja in bestehende Fahrplantrassen eingebunden werden. DB Netz und die DB Erzgebirgsbahn sorgten mit dafür, daß der Fedecrail-Sonderzug pünktlich auf die Minute durch Westsachsen und das Erzgebirge steuerte. Die drei Veranstalter des sonntäglichen Exkursionsprogrammes, alle drei Mitglieder des deutschen Dachverbandes VDMT, nutzten natürlich die Gelegenheit, sich den Teilnehmern bestens zu präsentieren. Speziell für die Fahrt wurde ein zweisprachiges Tagesprogrammheft gestaltet, in dem zusätzlich auch die von der PRESS betriebene Rügensche BäderBahn als Ausflugsziel beworben wurde.
Aus den zahlreichen Gesprächen mit den Gästen an diesem Tag und den Rückmeldungen nach der Tagung kann die Exkursion ins Erzgebirge als voller Erfolg angesehen werden. Die drei Partnern PRESS, VSE und IGP werden aber auch in anderer Hinsicht von dem konzipierten Tagesreiseprogramm Nutzen ziehen, soll es doch in ähnlicher Form künftig auch Eingang in die jeweiligen Jahresveranstaltungsprogramme finden oder auch bei anderen Tagungen und Kongressen für Abwechslung sorgen.
Ausblick
Alle sächsischen Mitwirkenden am siebentägigen Programm der Fedecrail-Jahrestagung haben ihren Teil zum Erfolg der „Marketingaktion“ beigetragen. Die Notwendigkeit einer stärkeren Präsenz „der Sachsen“ im europäischen Maßstab bleibt dabei aber nach wie vor auf der Tagesordnung. Vielen, besonders den Teilnehmern aus England, fiel regelmäßig vor Staunen der Unterkiefer nach unten. Hatten sie doch bisher vom Dampflokland Sachsen noch nicht viel gehört. Hier sollte ein Aktionsgebiet für die „Dampfbahn-Route“ entstehen, der Fedecrail-Vizepräsident (und ehemalige VDMT-Vorsitzende) hat Unterstützung und Hilfestellung bei der Markterschließung zugesagt. Das sollte genutzt werden.
13.06.2011