Kommentar
Mit der „Tourismusroute Sächsische Schmalspurbahnen“ Touristen nach Sachsen locken
Dr. Andreas Winkler, Vorsitzender des VSSB e.V. , nutzte im Mai die Gelegenheiten in Jöhstadt und Schönheide, das erarbeitete Konzept der „Tourismusroute Sächsische Schmalspurbahnen“ einem interessierten Kreis an Landespolitikern, Verantwortlichen aus Landkreisen und Kommunen sowie Vertretern von im Tourismus tätigen Unternehmen des Beherbergungs- und Bewirtungsgewerbes sowie Verbänden vorzustellen. (siehe www.ssb-sachsen.de/route.html)
Aus zahlreichen zusammengestellten Auswertungen und Statistiken über die Wirtschaftskraft im Freistaat und den durch die Routenführung gestreiften Regionen und anhand von Vergleichen zwischen den bisherigen Kreisen Aue/Schwarzenberg, Stollberg, Annaberg und Mittlerer Erzgebirgskreis leitete er die Bedeutung eines über die Jahreszeiten verteilten Tourismus’ im Erzgebirge ab.
Seit 1990 ist die Entwicklung der Ankünfte als Indiz der Frequentierung in den Regionen zugrunde gelegt worden. In seinen Ausführungen stellte Dr. Winkler insbesondere auf die Entwicklungsphasen des Tourismus im Freistaat mit
- der Aufbauphase bis 1996
- anschließend dem Zeitraum bis 2000/2001
- gefolgt von der Augustflut 2002 und
- der Entwicklung seit 2003 ab. Wesentliches Kennzeichen der Entwicklung in der Phase 4 ist, daß die jahreszeitlichen Schwerpunkte zwar bestehen bleiben, aber insbesondere thematische Schwerpunkte einen großen Einfluß im Vergleich der Regionen in Sachsen haben. Bleibt nun, wie in den letzten beiden Jahren, auch noch der bisher sicher geglaubte Winter auch in den Kammlagen des Erzgebirges aus, fällt eine ganze Saison ins Wasser. Werden dazu keine saisonunabhängigen Alternativen aufgebaut, bleibt der Tourist der Region fern. Was sollte er auch da, war doch bisher der Winter das Hauptargument für eine Reise ins Erzgebirge! Hier genau setzt die Idee der Tourismusroute an, ein wirklich thematisch einmaliges Herausstellungsmerkmal des Freistaates gegenüber dem restlichen Europa zu haben. Wo gibt es z.B. sonst noch acht täglich oder sehr regelmäßig mit Dampfloks befahrene Eisenbahnen?
Doch stellt sich jetzt die Frage, wer diese „Route“ tatsächlich braucht und nutzt! Nicht der Eisenbahnfreund. Der kennt die Eisenbahnlandschaft, für den braucht man keinen neuen Atlas der Eisenbahnstandorte. Auch nicht die Eisenbahnen und Vereine, um eine übergeordnete Zusammengehörigkeit zu demonstrieren, denn eher das Gegenteil ist nötig, für die Bewahrung der jeweiligen lokalen Besonderheiten braucht es keinen Routenzusammenhang.
Wer sonst? Der Sachse auf Reisen? Na ja, der sicher auch – aber noch viel mehr der Reisende von weiter her. Der ist der „Empfänger“ für das ausgesandte Signal eines „roten Fadens“ zwischen den Standorten des einst über 580 Kilometer umfassenden Netzes der sächsischen Schmalspurstrecken. Diese Gäste aus der mittleren Entfernung umliegender Bundesländer genauso wie von anderen Kontinenten sollen nach Sachsen kommen und denen gilt es, einen thematischen Vorschlag zu unterbreiten. Dann wissen die, „…dahin zu fahren lohnt es sich, weil ich nicht nur die eine bekannte Attraktion besuchen brauche, sondern das Themengebiet noch mehr her gibt…“ So praktiziert man das übrigens auch in Neuseeland, in Kanada, in Nepal … und auch schon in Sachsen (z.B. „Sächsische Weinstraße“).
Doch es kann nicht die Aufgabe der Schmalspurbahn-Vereine oder Streckenbetreiber sein, ein solches Konzept umzusetzen. Hier sind die „Tourismus-Manager“ gefordert. Weder der VSSB e.V., noch die Vereine und auch nicht die beiden Schmalspurbahnbetreiberunternehmen SDG und SOEG müssen das Konzept nun umsetzen, die tun bereits ihren Anteil für die kleinen Mosaikstückchen und Projekte entlang dieser einmaligen Route. Jetzt sind andere an der Reihe, den bereitgehaltenen Staffelstab zu übernehmen: Die Politiker des Freistaates, um die Finanzierung zu sichern, und die sonst bei jeder Gelegenheit ihre Wichtigkeit betonenden „Tourismus-Manager“.
Hier ist eure Gelegenheit. Greift endlich zu!
…meint
09.06.2008