VSE-Nachrichten
Muldentalgruppe
Die Schienentrabifahrten auf der Muldentalbahn begannen in diesem Jahr ohne große Bekanntmachungen, da weder Messen stattfanden noch entsprechende Werbung vorlag. Niemand wusste im Voraus, wie lange der Lockdown anhält und wo und wie gedruckte Werbung an potentielle Fahrgäste gebracht werden konnte. Schließlich hatten alle Museen, Restaurants, Hotels und die Touristinformationen geschlossen. Letztendlich startete die 13. Schienentrabifahrsaison mit nicht einmal einer Woche Vorlauf. Deshalb gab es die Befürchtung, dass der Saisonstart am 5. Juni 2021 ein Flop wird. Doch obwohl an diesem Tag nicht alle Plätze belegt waren, lag der Zuspruch über den Erwartungen. Unterstützung bei der Bewerbung der Fahrten kam von Seiten der Tagespresse und vom MDR-Fernsehen. Zwei Berichte über den Saisonauftakt im Vorabendprogramm des Senders glichen das Werbedefizit mehr als aus.
Am 9. Juni 2021 jährte sich die Einstellung des Reiseverkehrs auf dem Abschnitt Rochlitz – Wechselburg zum 20. Mal. Waren es damals einige Vereinsmitglieder, die noch einmal den Zug nutzten, um nach einer Schlauchboottour zurückzufahren, so war es in diesem Jahr eine Firma, die den Schienentrabi für eine nachzuholende Weihnachtsfeier mietete.
Mit dem „Langstrecken-Wochenende“ 19./ 20. Juni war bereits am zweiten Fahrtwochenende der diesjährige Saisonhöhepunkt erreicht. Der Sonnabend begann allerdings mit einer unliebsamen Überraschung. Dabei stellte sich der die Strecke abriegelnde Bauzaun in Göhren als sehr nützlich heraus. Nach Ankunft der Schienentrabis und dem Öffnen des dortigen Zaunes stand den offiziell eingesetzten Fahrzeugen ein illegal aufgegleistes Gefährt gegenüber. Mehrere Männer aus dem Eichsfeld wollten damit ohne Genehmigung auf der Muldentalbahn in Richtung Rochlitz fahren. Das verwendete Gefährt, ein mit Batterien betriebenes zerlegbares Grundgestell mit aufgelegten Holzplatten und einer Bremse aus einem Axtstiel, sei „schon auf mehreren Strecken erprobt“, erfuhr das Personal der Schienentrabis von den Männern. Diese hatten einen Bahnübergang an der ehemaligen Papierfabrik Rochsburg als Startpunkt für ihre illegale Tour ausgewählt, weil sie dort bei der Montage ihres Gefährtes und beim Aufgleisen wenig Gefahr einer Beobachtung liefen. Demnach hatten die Eichsfelder ihre Befahrung der Muldentalbahn „gut“ vorbereitet, beim Studium des Schienentrabi-Fahrplanes übersahen sie aber, dass zwar an diesem Tag zwischen Rochlitz und Göhren keine Pendelfahrten stattfanden, dafür jedoch an diesem Wochenende Rochlitz – Penig auf dem Plan stand …
Da es sich bei der illegalen Befahrung der Muldentalbahn mindestens um den Straftatbestand der Gefährdung des Bahnbetriebes handelte, wurde die Polizei zur Aufnahme der Personalien herbeigerufen. Nachdem das Eigenbaugefährt vom Gleis gehoben war, setzten die Schienentrabis am 19. Juni ihre Fahrt fort. Die Ermittlungen zur unerlaubten Befahrung der Strecke durch die Eichsfelder waren zum Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen.
Auch in diesem Jahr zeichnet sich eine frühzeitige Belegung aller gemäß Jahresfahrplan noch anstehenden Fahrten ab, so dass für die übrigen Wochenenden immer mehr Sonderfahrten vorbestellt werden. Daher bleiben den Vereinsmitgliedern voraussichtlich bis Ende September keine freien Wochenendtage. Nach einem Schaden am vorderen rechten Radkasten des Kl 2010 stellte die Firma Karosserie-Winkler aus Mühlau ein entsprechendes Neuteil her. Dazu kam der Kl 2010 in die dortige Werkstatt. Eine Woche später stand das Fahrzeug wieder einsatzbereit in Rochlitz. Die Muldentalgruppe dankt der Fa. Winkler für diese schnelle Reparatur.
Die beiden verbliebenen Schienentrabis absolvierten am 27. Juni den als Ersatz für das ausgefallene Bahnhofsfest in Amerika angesetzten Fahrtag Wechselburg – Amerika. Während der Anreise nach Wechselburg streikte die Lichtmaschine am Kl 7001. Da keine Zeit für eine Reparatur blieb, musste die Batterie den ganzen Tag für die Stromversorgung genügen und hielt auch bis zum Feierabend durch.
Am 12. Juli fand für ein Kind des DRK-Kindergartens in Rochlitz eine Geburtstagssonderfahrt statt. Aus diesem Anlass reisten 18 Kinder und vier Erwachsene mit den Schienentrabis bis Wechselburg. Am dortigen Stellwerk gab es für alle ein Eis zur Abkühlung. Am 15. Juli lieferte eine Spedition vier neue Räder für den Beiwagen des Kl 2010 an. Dieser Beiwagen ist derzeit nicht einsatzfähig, da die originalen Blechräder auf den Laufflächen Risse aufweisen. Die neuen Räder fertigte im rumänischen Brad die Firma CFI an, welche schon die neuen Räder für den Kl 2005 gebaut hatte. Firmeninhaber Georg Hocevar brachte die Beiwagenräder persönlich bis Österreich, von dort übernahm die deutsche Spedition den Weitertransport.
Als Geschenk einer Gleisbaufirma erhielten die Aktiven der Muldentalbahn im Sommer eine gebrauchte Schraubmaschine. Das mehrere Jahre auf einem Dachboden abgestellte Gerät muss vor einem Einsatz vervollständigt und aufgearbeitet werden.
Weil nicht absehbar ist, wie sich die Coronalage entwickelt, und somit niemand sagen kann, welche Fahrtage 2021 tatsächlich stattfinden, entwarf der VSE eine entsprechend zeitlose Werbung für das Museum Schwarzenberg und die Schienentrabifahrten. Inzwischen druckfrisch eingetroffen, kann sie an einigen ausgewählten Orten mitgenommen werden. In den nächsten Wochen entsteht die Werbung für die Saison 2022. Diese Drucksachen sollen zur vom 1. bis 3. Oktober 2021 geplanten Messe „modell-hobby-spiel“ in Leipzig vorliegen, an welcher der VSE teilnehmen möchte.
16.08.2021