Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
Mitte Juli führten Starkniederschläge in Westdeutschland mit lokalen Schwerpunkten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz – etwas weniger großflächig auch in Bayern sowie Sachsen – zu massiven Zerstörungen. Dabei kam eine bei solchen Naturereignissen in Deutschland bisher nicht gekannte Anzahl an Menschen ums Leben. Neben dem menschlichen Leid gibt es Verluste an persönlicher Habe und nicht zuletzt auch kulturhistorischen Werten. Die Bilder der verheerenden Auswirkungen von meterhohen Wassermassen, die in kürzester Zeit sonst gemächliche Bach- und Flussläufe füllten und Straßen, Häuser, Brücken sowie Eisenbahnanlagen wegspülten, sind eindringlich. An Eisenbahnstrecken meldete DB Netz Schäden mit in Summe 600 km Länge. Beispielsweise die Eifelstrecke, die Erfttalbahn und die Ahrtalbahn werden teilweise als Totalverlust bezeichnet. Die Auswirkungen der Fluten von 2002 und 2013 in Sachsen und elbabwärts sind zu deutlich noch in Erinnerung, für die man teils weit mehr als zehn Jahre Wiederaufbauarbeit ansetzen musste, als dass man die Dramatik der neuesten Ereignisse nicht einzuordnen wüsste. Auch die Kirnitzschtalbahn in der Sächsischen Schweiz stand wieder einmal „Land unter“ und mehrere Fahrzeuge nahmen am Fahrwerk Schaden.
Bei solchen Ereignissen bleibt immer wieder die Frage, ob man selbst oder in seinem Arbeits- bzw. Hobbyumfeld noch besser Vorsorge treffen könnte, um derartige Schäden zu begrenzen oder zu vermeiden. Diese Diskussion muss jetzt (wieder einmal) zwingend geführt werden. Es beginnt bei regelmäßiger Inspektion sowie Wartung von Schutzmaßnahmen und -einrichtungen, geht weiter über die Investition in Anlagen mit größerer Widerstandsfähigkeit gegen Wetterunbilden und hört auch noch nicht damit auf, der Natur – wo möglich – wieder Raum zurückzugeben.
Corona scheint nur eine Sommerpause einzulegen, ob und wie stark uns im Herbst die vierte Welle droht, ist noch nicht ersichtlich. Aber die nach wie vor notwendige Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln scheint eine wesentliche „Spaßbremse“ zu sein, durch die sich viele potenzielle Besucher der Bahnen und Museen noch abhalten lassen, wieder unsere Einrichtungen, Angebote und Veranstaltungen zu nutzen, Effekte der massiven Urlauberballung bei den Bahnen an der Ostsee einmal außen vorgelassen. Damit bleibt aber der erhoffte Besserungseffekt noch aus, der für die wirtschaftliche Basis der Eisenbahnstrecken und -museen sowie Vereinsaktivitäten nach 16 Monaten Pandemie erforderlich wäre. Es steht also zu befürchten, dass nicht alle Angebote trotz großem Engagement der Mitglieder und Spender diese Situation überstehen können.
Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Schmalspurbahnen – wie mit der neuen HSB-Werkstatt in Wernigerode oder dem Anfang August mit einem 1. Spatenstich begonnenen Werkstattneubau mit touristischer Erlebnislandschaft der Rügenschen BäderBahn – zeugen jedoch vom Optimismus, dass diese Schmalspurbahntraditionen in Deutschland weiter Bestand haben werden. Und wenn im Bahnhof Jöhstadt mit der Gleismontage im September 2021 weitere rund 200 m sächsische Schmalspurbahnstrecke hinzukommen, kann dies ruhigen Gewissens auch als positives Zeichen genommen werden.
Lassen Sie sich bitte nicht von einem Besuch Ihrer nächstgelegenen Museumsbahn, historischen Eisenbahn, Denkmalanlage oder eines Museums abhalten – die Betreiber freuen sich über Ihren Besuch. Glück Auf!
16.08.2021