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Rezensiert: Mitten im Revier - Kohlebahnen um Sokolov/Falkenau
Petr Beran, Helmut Bribitzer, Petr Rojík
Mitten im Revier.
Kohlebahnen um Sokolov/Falkenau
Durch Böhmens Hain und Flur, Band 18
192 Seiten im Format 23 x 16,5 cm in Faden- bindung mit 292 mehrheitlich farbigen Abbildungen; Beilage: ein großformatiges Schema des schmalspurigen Kohlenbahnbetriebes zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung (1985) edition bohemica, Goldkronach 2021. ISBN: 978-3940819352 Preis: 39,– Euro
Auch wenn Andreas W. Petraks Name dieses Mal nicht unter den Autoren zu finden ist, so ist das jüngst in der edition bohemica erschienene Buch „Mitten im Revier. Kohlebahnen um Sokolov/Falkenau“ doch ein „typischer Petrak“, lässt sich dieses Werk doch nur schwerlich in eine Kategorie einordnen. Es ist keine Streckenmonographie, keine Typenkunde, kein Bildband und auch kein Kompendium. Vielmehr handelt es sich beim Band 18 der Reihe „Durch Böhmens Hain und Flur“ um eine gelungene Verbindung der Themen Geologie, Technik und Geschichte.
Zunächst machen die Buchautoren die Leserschaft mit der Geologie des westböhmischen Kohleabbaugebietes um Sokolov (Falkenau) vertraut, um hernach den Bogen hin zur Kohleförderung und dem ausgedehnten Netz von Kohlebahnen – normalspurig und schmalspurig (900 mm) – um Sokolov zu spannen. Gewissermaßen nähert sich Andreas W. Petrak damit wieder jener Gegend, über die dereinst das erste Buch aus der böhmischen Reihe erschienen war und stellt eine nur wenige Kilometer von der sächsisch-tschechischen Grenze entferne Region vor, die vielen Eisenbahnfreunden wohl dennoch fremd sein dürfte. Unter Redaktion von Hans-Jürgen Barteld, dessen Expertise für Bergbauthemen wohlbekannt ist, waren es vor allem honorige tschechische Experten und Historiker, die für die Entstehung der einleitenden Texte und die fachliche Begleitung Pate standen, darunter u. a. Petr Rojík. Deren Texte sind profund und sprachlich makellos * , die Druckqualität der Bilder wie gewohnt gut.
Die abgedruckten Eisenbahnaufnahmen stammen vor allem aus den vergangenen 30 Jahren – zuvor unterlagen Kohletagebaue und Werkbahnen einem rigide durchgesetzten Fotografierverbot. Daher wird der geneigte Leser nur etwa ein Dutzend Bilder von Dampflokomotiven finden, dafür jedoch u. a. Aufnahmen von im schweren Einsatz stehenden Diesellokomotiven – Hauptsujet sind jedoch die Elektrolokomotiven, über die viel Interessantes zu finden ist. Auf den vergleichsweisen jungen Bildern ist viel dessen auszumachen, was gemeinhin das Kolorit von Kohlebahnen ist: vergleichsweise einfache Gleisanlagen, harter und intensiver Betrieb und das alles vor dem Hintergrund monströser, die Landschaft auf Jahrhunderte verändernder Tagebaue. Deren Ausmaß wird noch deutlicher, wenn man die Karten betrachtet, die dem Buch beiliegen. Noch über Jahrzehnte werden Kohleförderung und Renaturierung die Landschaft Nordböhmens prägen. Der Betrieb der Kohlebahnen ist hingegen – bis auf einzelne Anschlüsse – heute bereits Geschichte.
Fazit: Das Buch ist eine würdige Chronik dieser interessanten Bahnanlagen und Fahrzeuge, wobei die Autoren von ihrer Leserschaft verlangen, sich auf dieses spannende und interessante Thema einzulassen – kein Buch, das man „einfach so“ liest, sondern eines, das Geschichte und Wissenswertes in vielen Facetten sprechen lässt. Möge dieses Werk seine Leser finden – das Preis-Leistungs-Verhältnis jedenfalls stimmt.
*lediglich bei einigen tschechischen Namen schlichen sich kleinere Fehler ein, die den meist deutschen Lesern aber sicherlich nicht auffallen werden.
16.08.2021