Schmalspurbahnen in Europa
Neues von der Touristenbahn Moldoviţa, Rumänien
Seit dem im PK 166 veröffentlichten Bericht über die Touristenbahn Moldoviţa hat sich wieder Einiges bei dieser Schmalspurbahn im Nordosten Rumäniens getan. Das Jahr 2018 schloss die „Mocăniţa Huţulca Moldoviţa“ erstmals mit mehr als 51 000 Fahrgästen ab. Das entspricht einer Steigerung um 32,9 Prozent gegenüber 2017. Möglich wurde dieser Zuwachs durch die weitere Aufstockung des Personenwagenparkes und die neue Abfahrstelle der Dampfzüge am ehemaligen CFR-Bahnhof Moldoviţa. Dort stehen ausreichend Parkplätze für die Fahrgäste nahe dem Ortszentrum zur Verfügung. Die im Frühjahr 2018 vorangegangenen Streitigkeiten mit der Staatsbahn um die Reaktivierung des seit Juli 2010 ungenutzten Normalspurbahnhofes konnten beigelegt werden. Der touristische Faktor, den die Schmalspurbahn für die Region ausmacht, ist mittlerweile im Bewusstsein von Bevölkerung und Politik angekommen. Es besteht jetzt sogar die Chance, die Trasse der stillgelegten Normalspurbahn aus Vama von Moldoviţa bis nach Vatra Moldoviţei auf 760 mm umzuspuren. Mit diesem 5 km langen Abschnitt würde die Touristenbahn unmittelbar an das viel besuchte Kloster Moldoviţa herangeführt. Die Trasse befindet sich weitgehend abseits der Verbindungsstraße. Am anderen Streckenende in Argel hat sich ebenfalls Einiges bewegt: Der seit 2013 als Endpunkt genutzte Bahnhof war insbesondere bei dem an Spitzentagen durchgeführten Zweizugbetrieb betrieblich überlastet. Aufgrund der Platzverhältnisse zwischen der Ortsstraße und dem Fluss Moldovița bestand zunächst nur ein kurzes Ausweichgleis. Mit der Verlängerung der Gleisanlagen um etwa 200 m einschließlich Umfahrungsgleis können seit Ende 2018 auch Neun-Wagen-Züge einfach umgesetzt und abgestellt werden. Das umständliche Umsetzen mit Stahlseil hat damit ein Ende gefunden. Als Betriebsgebäude dient am neuen Gleisende in Argel der zuvor am oberösterreichischen Regelspurbahnhof Kammer-Schörfling abgebaute Güterschuppen. Dieser war von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) durch die Verlegung des dortigen Bahnhofes nicht mehr benötigt worden. Stück für Stück demontiert und mehr als 1150 km bis nach Rumänien transportiert, passt das Gebäude harmonisch in das Ensemble der jetzigen Endstation Argel. Ein Wiederaufbau eines weiteren ca. 5 km langen Abschnittes von Argel in den Wald Richtung Westen könnte im Zuge eines projektierten Investitionsprogrammes zur Flussregulierung möglich werden. Perspektivisch wird für beide Ausbauprojekte eine Umsetzung als öffentlich-private Partnerschaft angestrebt. Auch die bestehende Strecke wird weiter verbessert. Bis November 2019 wurden ab dem CFR-Bahnhof Moldoviţa immerhin 1,3 km auf Profil XXIVa/Xa mit gut erhaltenen Altschienen aus Österreich ertüchtigt.
Neuzugänge im Betriebspark
Um den Sitzplatzbedarf bei Mehrzugbetrieb abzudecken, ergänzen mehrere geschlossene und offene Personenwagen den Betriebspark. Hervorzuheben ist der geschlossene CFI Ba 76, hinter dem sich der 1928 von der Waggonfabrik Graz für die legendäre Salzkammergut-Lokalbahn (SKGLB) in Österreich gebaute Ca 658 verbirgt. Nach Einstellung der SKGLB setzten die Steiermärkischen Landesbahnen den Wagen bis 2014 als Ba 76 auf der Murtalbahn ein. Der nach einem Rangierunfall ohne Fristen abgestellte Wagen wurde 2018 in der CFI-Werkstatt im rumänischen Crișcior instandgesetzt und mit der obligatorischen Ofenheizung ausgestattet. Mit seinen vollständig absenkbaren Fenstern ist der Wagen bei den Fahrgästen beliebt. Ein Beispiel für den Ideenreichtum der CFI-Werkstatt stellt der aus Bosnien stammende Mannschaftswagen dar. Der Wagen kam in den 1970er Jahren mit der JDŽ-Nummer U 86450 aus Jugoslawien nach Österreich. Seine museale Verwendung scheiterte dort, zuletzt wurde er auf der Pinzgauer Lokalbahn als Profilmesswagen genutzt. Aus den vorhandenen Resten von Rahmen und Drehgestellen entstand in Rumänien nun ein Sommerwagen.
Den Triebfahrzeugbestand ergänzen zwei kleine Diesellokomotiven. Die vom VEB Holz- und Imprägnierwerk Olbersdorf stammende Ns2h (LKM 248933/1957) dient im Waldbahndepot zum Rangieren. Eine Diesellok vom tschechischen Typ DH120 (Železniční dílny Poldi SONP, Kladno, Fabriknummer 62/1987, ex van Engelen) ist im Winter unter anderem für die Schneeräumung zuständig. Im renovierten Empfangsgebäude des Bahnhofes Moldovița fand übrigens das Ybbstalbahn-Museum aus dem Bahnhof Ybbsitz in Österreich eine neue Bleibe. In der alten Heimat glaubt man, auf die Schmalspur und ihre Geschichte verzichten zu müssen. Aber in der rumänischen Bukowina zeigt sich (wie im Preßnitztal), welche Bedeutung und Rolle eine Schmalspurbahn heute noch spielen kann. Die zwölf festangestellten Mitarbeiter der Mocăniţa Huţulca Moldoviţa werden im Jahr 2019 mit drei betriebsfähigen Dampfloks die nächste Rekordmarke von weit über 60 000 Fahrgästen erreichen.
11.12.2019