Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Festveranstaltung der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen 2019 in Radebeul
Seit 15 Jahren haben die Veranstaltungen des Vereins zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen e. V. (VSSB) und der daraus hervorgegangenen Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen einen meist den Ereignissen und Anlässen entsprechenden Platz im jährlichen Kalender. Die für den 15. November 2019 ausgesandten Einladungen an mehr als 100 Vertreter der sächsischen Schmalspurbahnen und Vereine hatten dabei gleich drei Höhepunkte im Gepäck, die nacheinander wieder in geradezu perfekter Weise choreografiert wurden. Der historische Güterschuppen in Radebeul Ost, inzwischen ein Bestandteil des Tagungszentrums der Sächsischen Wirtschaft (TSW), bildete dabei erneut die ideale Kulisse und für die meisten Gäste auch eine gut erreichbare Lokalität.
Den ersten Höhepunkt der in bewährter Weise von Wolfgang Brinkschulte vom MDR moderierten Veranstaltung bildete die (nochmalige) Würdigung der nunmehr zehnjährigen I K Nr. 54. Bereits Anfang Juli hatte die Stiftung zusammen mit der IG Preßnitztalbahn e. V. dazu nach Jöhstadt eingeladen, um dem kleinen C-Kuppler auch mit einer Sonderfahrt die Aufwartung zu machen, in Radebeul kamen nun noch einmal Beteiligte und Initiatoren des Nachbauprojektes zu Wort. Dr. Andreas Winkler und Ingo Neidhardt erinnerten an den Werdegang der Ideenfindung im Jahr 2005, Jörg Müller und Mario Böhme vermittelten Emotionen des Entwicklungs- und Fertigungsprozesses zwischen 2006 und 2009, berichteten aber auch vom Betriebseinsatz der Lokomotive sowie von der im Frühjahr 2019 abgeschlossenen ersten Hauptuntersuchung.
Den zweiten Hauptgang, die traditionelle Verleihung des Claus-Köpcke-Preises an verdienstvolle Projekte, Ereignisse oder Personen, leitete Prof. Hans-Christoph Thiel mit der Laudatio auf die Preisträger ein. In den vergangenen Jahren ist der Preisverleihungsrhythmus etwas ins Stocken geraten, so dass der Preis 2017/2018 nun im November 2019 an die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) mit der Mannschaft um André Dörfelt und Mirko Froß für die betriebsfähige Aufarbeitung der VI K 99 713 verliehen wurde. Allerdings war kein Vertreter der SDG vor Ort (was man direkt an einem der Betriebspunkte des Unternehmens schon merkwürdig finden kann), so dass der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Oberelbe, Burkhard Ehlen, als Vertreter des Bestellers und Miteigentümers der SDG den Preis für die beiden Kollegen entgegennahm.
Der Laudator hatte aber noch einen weiteren Preis anzukündigen und ihm war dabei die Freude anzumerken, quasi mit Brotkrumen der gemeinsamen Erlebnisse und aus dem Lebenswerk des Preisträgers nicht nur die anwesenden Gäste möglichst lange rätseln, sondern auch den Geehrten persönlich bis kurz vor der Auflösung im Unklaren zu lassen. Der Claus-Köpcke-Sonderpreis der Stiftung wurde an Ralf Kempe für sein über 40-jähriges Wirken für und mit der Weißeritztalbahn überreicht, was dem langanhaltenden Beifall entsprechend auch sehr positiven Widerhall bei den Teilnehmern fand.
Der dritte Höhepunkt der Veranstaltung war für die Gäste mit einer Bewegung aus dem Güterschuppen heraus verbunden. Direkt im Karree des Ensembles von Hauptgebäude des Tagungszentrums und historischem Güterschuppen wurde in den vergangenen Monaten auf dem Areal früherer Abstellgleisanlagen ein überdachter „Carport“ für Schmalspurfahrzeuge geschaffen. Dieser bietet nunmehr auf vier Gleisen die Möglichkeit, vor allem die historischen zweiachsigen Fahrzeuge der Sammlung des Verkehrsmuseums Dresden sowie (zeitweilig) die Wagen des I K-Zuges geschützt abzustellen. Der Geschäftsführer des Verkehrsmuseums Dresden, Joachim Breuninger, würdigte diesen Ansatz, den die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen in Zusammenarbeit mit dem Tagungszentrum hier verfolgt, als besonderen Meilenstein für diese Sammlung. Natürlich werden die Fahrzeuge in der Ausstellung auch künftig an ausgewählten Tagen zur Besichtigung zugänglich sein. In wärmeren Jahreszeiten bietet sich die architektonisch schlichte, aber passend zur Gestaltung der angrenzenden Gebäude gehaltene Bauausführung auch für diverse Veranstaltungen mit Freiluftcharakter an. Da letztendlich doch die gesamte Gleisanlage mit zahlreichen Weichenverbindungen über eine Querung der Ladestraße eine Anbindung zur Lößnitzgrundbahn bekommen hat (was zwischenzeitlich durchaus in Frage stand), sind natürlich auch jederzeit Fahrzeugüberführungen auf die Strecke und zur Ausstellungshalle möglich. Als Betreiber der Anschlussbahn hat die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen die Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH gewinnen können. Damit die Veranstaltung nicht gänzlich ohne Dampf ablief, kam die I K Nr. 54 nach der Namensweihe der neuen Halle auf den Namen Richard Hartmann als Überraschungsgast aus der Dunkelheit herangedampft. Den Abschluss des Abends bildete die Möglichkeit, bei Speis und Trank mit den Gästen ins Gespräch zu kommen und über neue Vorhaben zu philosophieren.
11.12.2019