Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Historische Feldbahn Dresden e. V. – Feldbahnmuseum Herrenleite
Fast jeder Pkw-Besitzer in der DDR kannte das Markenzeichen „Elaskon“ aus Dresden im Zusammenhang mit Hohlraumkonservierungen und Unterbodenpflege seines fahrbaren Untersatzes. Für den Feldbahnverein im ehemaligen Mineralölwerk Herrenleite erschloss sich im Jahre 2015 erstmalig ein Zusammenhang mit diesem Produkt, als in einem Zeitungsartikel in der Dresdner Tagespresse der mittlerweile hochbetagte ehemalige Gründer, Erfinder und spätere Betriebsleiter vom VEB Elaskon, Günther Gedecke, für sein Lebenswerk geehrt wurde. In diesem Zusammenhang erfuhren die Feldbahner, dass Günther Gedecke als junger Mann nach Abschluss einer Berufsausbildung von 1948 bis 1956 als Laborleiter im Mineralölwerk Herrenleite tätig war und hier die wissenschaftlichen und praktischen Grundlagen für seine späteren Erfindungen auf dem Gebiet der Industrieschmierstoffe gelegt wurden. Bis heute ist die Firma Elaskon mit Schmierstoffen für Förderseile auf dem Weltmarkt erfolgreich. Für den Lohmener Feldbahnverein ist die Erforschung der Produktionsgeschichte des ehemaligen Mineralölwerkes und späteren Treibstofflagers der Luftstreitkräfte der NVA ein großes Anliegen, zumal für den innerbetrieblichen Transport von Asche aus dem Heizhaus zur Kippe eine Feldbahn zum Einsatz kam und die Anlieferung des Erdöles für die Destillationsanlagen des Mineralölwerkes über die 1907 für die zahlreichen Sandsteinbrüche in der Herrenleite errichtete 4,8 km lange regelspurige Strecke Pirna-Copitz – Herrenleite (PH-Linie) erfolgte. Anlässlich der diesjährigen Sommerfahrtage besuchte Günther Gedecke erneut seine frühere Arbeitsstätte in der Herrenleite und zeigte sich sehr berührt über die Aufbauarbeit des Feldbahnmuseums. Spontan übernahm er während des regulären Gästevortrages im Vortragsraum des ehemaligen Heizhauses den Part zur Geschichte der Kraftstoff- und Schmierölproduktion. Dabei berichtete er natürlich auch von seiner früheren Arbeit im Mineralölwerk Herrenleite. Mitglieder des Feldbahnvereins hatten diese Angaben des Zeitzeugens bereits in den vergangenen Jahren dokumentiert, so dass ein wichtiges Kapitel der regionalen Industriegeschichte nicht verloren geht.
Die derzeitigen Arbeiten der Feldbahner in der Herrenleite bestehen aus dem Laubberäumen, dem Reinigen der Dächer und Regenrinnen sowie dem Winterfestmachen der Fahrzeuge. In der Lokwerkstatt läuft das Restaurieren mehrerer Exponate weiter. Dazu gehört die Akku-Lok 135 vom Typ B 360, gebaut etwa 1985, ehemals Wismut-Bergbaubetrieb 9 aus Schlema-Alberoda. Sie war im Herbst 2018 ohne Fahrmotoren in das Feldbahnmuseum gelangt. Dort wurde die Lok zunächst zerlegt und dann Stück für Stück aufgearbeitet. So mussten die Achslager erneuert, die Blattfedern aufgearbeitet und das Bremsgestänge gängig gemacht werden. Aus Lagerbeständen erhielt sie zwei funktionstüchtige Fahrmotoren, im Fahrschalter fehlende Schaltkontakte ergänzten die Feldbahnfreunde in der Herrenleite ebenfalls. Die abgefahrenen Laufflächen der Radscheiben und Spurkränze wurden manuell aufgeschweißt und anschließend mit einer für diesen Zweck konstruierten Eigenbauvorrichtung maßgenau geschliffen. Das Gehäuse der Akkulok zeigt viele authentische Gebrauchsspuren aus dem Bergbaueinsatz, wobei die originale Farbgebung konserviert werden soll. Dazu beseitigten Vereinsmitglieder mit einer eigens dafür entwickelten Politurmischung und einem Politurschwamm den vorhandenen Rostschleier und machten so die Originallackierung sichtbarer. Durch den zufälligen Erwerb originaler Ziffernschablonen war eine authentische, mit der alten Beschriftung deckungsgleiche Nummerierung des Fahrzeuges mit der Ziffernfolge 135 am Führerhaus möglich. Außerdem werden aktuell verschiedene Neuzugänge des Jahres 2019 restauriert: Aus dem Torfwerk Wietinghausen erwarb das Feldbahnmuseum im Frühjahr acht Torfwagen. Die Fahrgestelle stammen aus den 1930er bis 1950er Jahren, allerdings waren die Holzaufbauten stark verschlissen bzw. nicht mehr komplett vorhanden. Noch am Bergungsort haben Vereinsmitglieder die vorhandenen Restteile im Mai genau vermessen, um die Aufbauten authentisch rekonstruieren zu können. Am 30. November 2019 wurden die ersten beiden rekonstruierten Wagen in der Herrenleite auf das Feldbahngleis gesetzt. Alle ehemaligen Torfwagen sollen als „fahrbare Brennholzlager“ dienen. Dazu werden sie noch ein abnehmbares Schutzdach erhalten. Weitere Informationen zum Verein gibt es unter www.feldbahnmuseum-herrenleite.de im Netz.
11.12.2019