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Rezensiert: Schmalspur-Album Sachsen - Deutsche Reichsbahn 1945–1978 - Wilkau-Haßlau – Carlsfeld (bis Kirchberg)
Ingo Neidhardt, Helge Scholz, Holger Drosdeck
Schmalspur-Album Sachsen - Deutsche Reichsbahn 1945–1978
Wilkau-Haßlau – Carlsfeld (bis Kirchberg)
240 Seiten, Format 29,7 x 14 cm, Hartpappeinband mit über 700 Abbildungen, teils in Farbe SOEG mbH Verlag SSB-Medien, Zittau 2018. ISBN: 978-3-00-059955-2 Preis: 48,– Euro Zweimal im Jahr kann der Freund sächsischer Schmalspurbahnen etwas Platz im Bücherregal frei räumen und reflexartig knapp 50 Euro für einen weiteren Band der Schmalspur-Alben Sachsen anlegen. Im August dieses Jahres erschien ein Buch zur ersten und längsten sächsischen Schmalspurbahn – der von Wilkau-Haßlau nach Carlsfeld. Es handelt sich um den zehnten Band der „roten Reihe“, die zwischen 1945 und 1978 entstandene Aufnahmen zeigt. Zwei weitere Bände über diese Strecke mit der sächsischen Bezeichnung WCd sollen aufgrund des üppigen Fotoangebotes aus dieser Zeit folgen.
Im ersten Band geht die fotografische Reise bis nach Kirchberg – also gerade einmal 6,5 km weit. Knapp 80 Seiten verbringt der Leser bzw. Betrachter dabei im Ausgangsbahnhof der Strecke und fast 60 Seiten gibt es zum Bahnhof Kirchberg zu sehen. Ein kurzweiliger Ausflug in die Vergangenheit – oder doch auch manchmal etwas langweilig?
Das Vorwort gehört zu letzterer Kategorie – es ist nahezu identisch mit den neun Vorgängern. Die folgende kurze Einführung zur Strecke zeigt leider nur einen kleinen Gleisplan des Bahnhofes Kirchberg – bei derart vielen Bahnhofsansichten wäre eine bessere örtliche Orientierung, wie sie z. B. in den Bänden zur Zittauer Schmalspurbahn enthalten ist, auch für den Bahnhof Wilkau-Haßlau wünschenswert gewesen. Selbstverständlich machen auch in diesem Buch die Fotos die Musik – und das natürlich auf gewohnt hohem Niveau. Auch wenn es einige großartige Aufnahmen offensichtlich nicht in dieses Werk geschafft haben und es sicher überflüssig ist, Titel- wie auch Rücktitelbild ein weiteres Mal im Inhaltsteil abzubilden (was aber scheinbar zum Konzept gehört), kann der Rezipient vollumfänglich eintauchen in eine Welt, die in ihrer ganzen Unvollkommenheit und Morbidität das Bild von Schmalspurromantik im Endstadium einer Strecke voll und ganz erfüllt. Kleine Patzer bei Loknummern („99 1681-0“ und „99 2561-2“), ein paar vergessene Worte, ein zeitlich falsch eingeordnetes Bild und weitere Ungereimtheiten seien dem Autor der Bildunterschriften, die sich diesmal gut den Bildern zuordnen lassen, verziehen.
Negativ fällt aber auf, dass es so gut wie keine Aufnahmedaten zu den Fotos gibt (wie es eigentlich bei jedem einigermaßen gepflegten Familienfotoalbum üblich ist). Der in diesem Buch wieder übliche Plauderton spart leider viele erzählenswerte Details aus. Auf Detailvergrößerungen (Seite 32) und auf einige Fotos hätte man bei der Auswahl verzichten und stattdessen entweder weitere Bilder ganzseitig abdrucken oder aber die Gesamtstrecke in zwei Bänden präsentieren können. Weniger ist manchmal mehr und dann muss man auch nichts künstlich inhaltlich strecken. Aber all das kennen wir zum Teil schon aus den Vorgängerbänden. Schade ist an dieser Stelle nur, dass es wohl keinerlei Weiterentwicklung des Konzeptes gibt, wenngleich der Anspruch der Käufer durchaus von Band zu Band steigt. Fazit: Auch der zehnte „rote Band“ hält im Wesentlichen das Niveau seiner Vorgänger, offenbart aber die konzeptionellen Schwächen dieser Reihe. Den Stammkäufer der Schmalspur-Alben sollte das nicht vom Erwerb abhalten. Auch der speziell an dieser Strecke Interessierte findet ein Füllhorn an sehenswerten Bildern.
11.10.2018