VSE-Nachrichten
Nachruf Dieter Ludewig
Anfang Juni erhielten wir die traurige Nachricht vom Ableben unseres Vereinsmitgliedes Dieter Ludewig 28. April 1958 – 4. Juni 2017
Es gibt so Nachrichten, die möchte man lieber nicht erhalten haben. Dazu zählt ganz gewiss die traurige vom Tod unseres Dieters aus Wülknitz. In der Rückblende über ein Vierteljahrhundert des Bestehens unseres Vereins weiß ich gar nicht mehr, wann ich ihn das erste Mal getroffen habe. War es noch in der Dresdner Zeit, etwa in der legendären studentischen Kneipe – oder dann schon in Schwarzenberg? Das ist ein deutliches Zeichen, dass er dazu gehörte, er einfach immer da war und sich mit seinen Getreuen um die 44er kümmerte. Unserem Verein gehörten anfänglich weitere Interessengruppen als juristische Mitglieder an. Das erwies sich damals als durchaus praktisch, weil die Deutsche Reichsbahn gerade beim Fahrzeugkauf nicht mit zig Vereinen verhandeln wollte. Und auch nicht jeder besaß das nötige Kleingeld. Fast alle sind später eigene Wege gegangen. Bis auf Wülknitz. Dieter und seine 44er blieben unser „Außenposten“. Und wir waren uns einig: Solange es möglich sein würde, soll die Lok vor seiner Haustür stehen. Denn es ist ein wichtiges Vereinsziel, jeden nach seinen Interessen, Fähigkeiten und Leistungen zu fördern. So gibt die 44 351 quasi zwischen Dresden und Leipzig zugleich auch den Hinweis: Schaut ins Gebirge! Nach Schwarzenberg! Als ich noch aktiv sein konnte, durfte, freute ich mich jedes Mal, Dieter und Eberhard und … zu treffen. Gesprächsstoff gab es über die Lok hinaus. Die Wülknitzer Regionalgruppe, wie das ganze etwas sperrig einen Namen bekam, kümmerte sich um vieles selber: ihr Vereinsleben, die Finanzen. Gerade letzteres ist nicht ohne, wer um den Erhalt eines Lokdenkmals weiß. Wir berieten sie, wie es zu schreiben sei, dass die „Sparkassa“ eine Spende übrig haben würde. In der Erinnerung blieb zugleich, von woher er alle die Farbe auftreiben konnte. Beharrlichkeit, Tatendrang, Umgänglich – so bleibt mir Dieter im Gedächtnis. Andreas W. Petrak
Als „frischgebackener“ Vorsitzender stand 1995 ein Besuch des VSE-Außenpostens in Wülknitz auf der Tagesordnung. Nicht nur geographisch, sondern auch organisatorisch abseits der sich im Erzgebirge etablierenden umfangreichen Vereinsgeschäfte waren die Lok 44 351 und ihre Betreuer quasi aus dem Blickfeld geraden. Augenscheinlich zeigt sich das im ersten Museumsführer, wo die 44er schlicht vergessen wurde. Das sollte und durfte sich nicht wiederholen. Nach dem Ende der Heizeinsätze zweier Loks der Baureihe 44 im damaligen Oberbauwerk Wülknitz hatte das wackere Häuflein um Dieter Ludewig seine ganze Energie darauf verwendet, „ihre“ 44 351 im Ort zu behalten. Dazu fanden sie den Weg nach Dresden und Schwarzenberg unter das symbolische Dach des jungen VSE. So erwarb der Verein die Lok und alles andere übernahmen die neuen Mitglieder in ihre eigene Regie. Sie beschafften Geld für den Erwerb und kümmerten sich unermüdlich um den Erhalt des unter freiem Himmel stehenden Exponates. Dieter Ludewig war dazu mit seiner Tatkraft und Beharrlichkeit stets Initiator und Vorreiter. So durfte ich an einem sehr trüben Nebeltag des Dezembers 1995 Dieter und die anderen Mitglieder der Regionalgruppe in Wülknitz kennenlernen und aus dieser ersten Visite entwickelte sich eine Freundschaft. Mehr oder weniger regelmäßige Treffen in Wülknitz gingen schnell über den offiziellen Charakter eines Vorstandsbesuches hinaus und waren von Kameradschaft geprägt. Umso schwerer wog die Nachricht von Dieters Erkrankung, die ihn die zurückliegenden Monate zur Untätigkeit verdammte und so manches angedachte Projekt verzögerte oder zunächst ganz auf der Strecke bleiben ließ. Dann traf Anfang Juni die Mitteilung ein, dass unser „Dampf-Harry“ nicht mehr unter uns ist. Auch wenn sein größter Traum, dass seine 44er betriebsfähig durch das Land dampft, sicher immer ein Traum bleiben wird, werden die Mitglieder vor Ort und der Verein insgesamt das Werk der zurückliegenden Jahre, die wir gemeinsam mit Dieter gehen durften, fortsetzen und die 44 351 in Wülknitz erhalten.
Unsere Gedanken sind bei seiner Andrea.
05.08.2017