Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Schmalspurbahn Klingenthal (Vogtl) – Sachsenberg-Georgenthal
Seit 1992 erinnerten am Bahnhof Klingenthal (Vogtl) zwei Fahrzeuge an die 1917 mit elektrischem Betrieb eröffnete und im April 1964 eingestellte meterspurige Schmalspurbahn Klingenthal (Vogtl) – Sachsenberg-Georgenthal (KSG-Linie). Dabei handelte es sich um den 1958 werksneu an diese Strecke gelieferten Elektrotriebwagen ET 198 06 (zuletzt bei Straßenbahn Plauen Tw 72) sowie um den Beiwagen Nr. 25 der Straßenbahn Plauen, der zwei originalen Beiwagen dieser Strecke ähnelte. Nachdem der Imbissbetrieb in diesen beiden Fahrzeugen vor mehreren Jahren geendet hatte, kündigte die Stadtverwaltung die Räumung des Grundstückes an. Daraufhin versuchten Eisen- und Straßenbahnfreunde für den Triebwagen und den Beiwagen einen neuen Standplatz – und Eigentümer – zu finden. Das gleiche galt auch für den im Klingenthaler Ortsteil Brunndöbra hinterstellten Original-Beiwagen EB 198 03 vom LOWA-Typ EB54. Doch für alle drei Fahrzeuge fanden sich zunächst keine Kandidaten, die an einer kompletten Übernahme interessiert waren. Daraufhin schlachteten Mitglieder des Vereins Nahverkehrsfreunde Naumburg-Jena e. V. und private Helfer am 26. Mai 2017 zunächst die beiden Fahrzeuge am Bahnhof Klingenthal aus. Dabei bargen sie unter anderem die Fahrschalter, Dachwiderstände, Fensterrahmen, Laderegler und diverse Kleinteile. Am 29. Juni wurden die beiden aller wiederverwendbarer Teile entledigten Wagenkästen zum Verschrotten nach Zwickau abgefahren. Die beiden Fahrgestelle kamen am 13. Juli hingegen ins Straßenbahnmuseum Chemnitz. Von dort gehen Teile zum Verein Boveraclub nach Liberec (Reichenberg) in die Tschechische Republik. Sie werden zum Aufbau eines T2/B2-Zuges genutzt. Einige der geborgenen Teile fanden schon den Weg zu neuen Eigentümern, so zum Beispiel die Einrichtungsbestuhlung aus dem Bw 25. Sie wird demnächst im dänischen Straßenbahnmuseum Skjoldenaesholm im ehemaligen Rostocker Bw 924 eingebaut. Nachdem am Bahnhof Klingenthal das Zerlegen der beiden Fahrzeuge begonnen hatte, kam im letzten Moment noch ein Kontakt zu polnischen Straßenbahnfreunden zustande. Zum Redaktionsschluss war eine Abgabe des EB 198 03 von Brunndöbra nach Polen im Gespräch. Sollte dieses Vorhaben scheitern, wird auch dieser LOWA-Beiwagen als Ersatzteilspender zerlegt. Für die Radsätze gibt es Interesse aus Naumburg, wo damit der dortige LOWA-Beiwagen Nr. 1 neu aufgebaut werden könnte. Doch 53 Jahre nach Stilllegung der meterspurigen Schmalspurbahn existieren mit dem ehemaligen ET 198 02 in einem Depot in Ferlach (Kärnten, Österreich, dem ET 198 04 in Naumburg, dem ET 198 05 in Bad Schandau sowie mit dem GGw 99-41-01 in Radebeul Ost und dem Salzstreuwagen 99-40-91 bei einem niederländischen Sammler noch fünf Originalwagen, davon zwei betriebsfähig.
05.08.2017