Preßnitztalbahn aktuell
Günter Baumann: 27 Jahre im Dienst für das Erzgebirge
Effektiv wie immer hatte Günter Baumann gleich zwei wichtige Termine zusammengefasst, als er am 1. August nach Jöhstadt in die Ausstellungs- und Fahrzeughalle der Preßnitztalbahn einlud. Mehr als 250 Gäste folgten seiner Einladung, darunter Wegbegleiter auf seinen bisherigen Lebensstationen, Kollegen, Mitarbeiter, Freunde und nicht zuletzt die gesamte Familie. Dass der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen zu einer Geburtstagsfeier nach Jöhstadt kommt, ist (noch) nicht so häufig der Fall – für den Jubilar zu dessen 70. Geburtstag kam er aber auch deshalb, weil es halt auch die Abschiedsveranstaltung nach 19 Jahren als Mitglied im Deutschen Bundestag war. Der mit 32° Celsius bis dahin heißeste Tag des Jahres in Jöhstadt ergab auch die Frage, warum denn die Halle so gut geheizt sei. Günter Baumann lenkte die Gäste davon mit einem interessantem Abriss über seinen beruflichen Werdegang ab, den die neuen Herausforderungen mit der politischen Wende 1990 und der Wahl in das Bürgermeisteramt in Jöhstadt sowie die Bitte durch die CDU des Landkreises, 1998 für den Bundestag zu kandidieren, geprägt haben. Der Jubilar betonte in seiner Rede auch mehrfach den aus seiner damaligen Sicht großen Wagemut beim Start zum Wiederaufbau der Preßnitztalbahn. Seine Gäste hatte er deshalb gebeten, anstelle von Blumen und Geschenken eine Spende für den Museumsbahnverein zu geben, 4455 Euro kamen allein bis zur Veranstaltung bereits zusammen. Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, ging in seiner Laudatio insbesondere auf den politischen Einfluss und die vielfältigen Aktivitäten in Günter Baumanns Zeit als Mitglied im Petitions- und im Innenausschuss des Deutschen Bundestages ein, bei der er sehr eng an der Lösung vieler persönlicher Anliegen und Probleme von Bürgern mitarbeitete. Der Landrat des Erzgebirgskreises, Frank Vogel, würdigte in seinem Grußwort ebenfalls die Arbeit Günter Baumanns, der seine Tätigkeit unter das Motto „Für unser Erzgebirge im Bundestag“ gestellt hatte. Diesem Motto wurde er in seiner Arbeit auf jeden Fall gerecht – darüber hinaus bewahrte er aber auch stets den gesamtheitlichen Blick für die Belange der Bürger und der Inneren Sicherheit für ganz Deutschland, wie in weiteren Grußworten, aber auch in vielen persönlichen Gesprächen am 1. August immer wieder hervorgehoben wurde.
Nein, den Staatsanwalt hätte Günter Baumann in seiner Tätigkeit als Bürgermeister von Jöhstadt Anfang der 1990er Jahre bestimmt nicht fürchten müssen, wie es auch der Ministerpräsident deutlich formulierte. Vielleicht eher die Rückfragen des Landesrechnungshofes oder anderer Aufsichtsbehörden, wenn man die heute gültigen Regeln (oder die damals nur einfach noch nicht bekannten Regeln) für das damalige Handeln als Bemessungsgrundlage definieren würde. Denn kriminell war es nicht, was Günter Baumann (und später auch sein Nachfolger Holger Hanzlik) für das Wohl der Stadt unternahm. Da gab es keine persönliche Vorteilnahme und auch keine gezielte Bevorzugung Einzelner oder gar Verschwendung – verfügbare Ressourcen, Möglichkeiten und Handlungsfreiräume nutzte Günter Baumann gezielt zum Gemeinwohl, die Spielregeln von Gesetzen und Vorschriften wandte er mit Kreativität für die Belange der Kommune an. Genau dies zeigt auf, wie etwas vorangebracht werden kann – in der Verwaltung des Stillstandes oder dem ängstlichen Zurückschrecken vor der Allmacht des Gesetzes jedenfalls nicht. Dass sich Ungemach mit Verwaltungsbehörden an solchen Beispielen festmachen lässt, als die Stadtspitze aktiv Steuergelder einsparte, indem Bauarbeiten unterschiedlicher Gewerke einfach „zusammenorganisiert“ wurden – statt die Straße nacheinander für verschiedene Medien über längere Zeit mehrfach aufzureißen, spricht eben Bände.
Günter Baumanns Fähigkeit war und ist es in der Tat, mit Weitblick und Abschätzung der Auswirkungen behördlichen Handelns dennoch etwas in Bewegung zu bringen – bei einer vorgesehenen Bauzeit von 15 Monaten für ein 127 m langes Ufermauerstück und Sperrung einer wichtigen innerörtlichen Verbindungsstraße hätte er mit Sicherheit nicht ruhig bleiben können, bis sich für Anwohner, Gäste und Gewerbetreibende eine bessere Lösung hätte finden können. Von dieser Arbeitsweise und dem Pragmatismus profitierte die Preßnitztalbahn in den Anfangsjahren ungemein. Was hatte die Stadt denn zu verlieren, als sie den „Verrückten“ das Lokschuppengelände als Spielwiese überließ. Schlimmer als die 1990 bereits vorhandene Ruine hätte es nicht werden können – und wurde es auch nicht. Gemeinsames Vertrauen wurde aufgebaut und schrittweise erweitert und wiederum hat auch die Stadt Jöhstadt davon stark profitiert.
Mit seiner Mitgliedschaft in 31 Vereinen und Verbänden bei gleichzeitig steigender Erwartungshaltung der Familie auf Präsenz und Enkelbetreuung wird sich ab Oktober die Chance auf eine intensivere Mitwirkung des Ehrenmitgliedes Günter Baumann bei der IG Preßnitztalbahn e. V. wahrscheinlich kaum ergeben – aber die Türen stehen für ihn immer offen.
05.08.2017