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Rezensiert: Kleinbahnreise über die Insel Rügen
Ludger Kenning, Achim Rickelt
Kleinbahnreise über die Insel Rügen
Band 2: Strecken und Stationen
320 Seiten im Format 25 x 21 cm, in Leinen gebunden, mit 151 Farb- und 325 Schwarzweißfotos sowie 67 Skizzen Verlag Kenning, Nordhorn 2017. ISBN 978-3-944390-04-8 Preis: 48,95 Euro
Wenn sich ein in „Kleinbahn“-Themen besonders erfahrener Verleger und ein anerkannter Experte der jüngeren Geschichte der Rügener Schmalspurbahnen in gemeinsame Autorenschaft begeben, kann eigentlich nur ein hervorragendes Buch herauskommen. Ludger Kenning und Achim Rickelt wagten dieses Bündnis bereits beim Band 1 und stellten in den vergangenen Wochen nun den lange erwarteten zweiten Band der „Kleinbahnreise über die Insel Rügen“ fertig. Das Warten hat sich gelohnt, denn auf 320 Seiten wird unter dem Untertitel „Strecken und Stationen“ dem Leser eine wahre Flut an bisher unveröffentlichten Fotos präsentiert. Der Schwerpunkt liegt dabei in den 1960er und 1970er Jahren. Es ist erstaunlich, welch hohe Anzahl an Fotos die Autoren gefunden haben und der Verlag in hervorragender Qualität für die Präsentation aufbereitet hat. Darunter befinden sich zahlreiche Farbaufnahmen. Ludger Kenning erlag dabei erfreulicherweise nicht der Versuchung, sie ins knallbunte Aussehen heutiger Digitalaufnahmen „hoch zu bearbeiten“. Nachdem sich der erste Band vorrangig mit dem Fahrzeugpark beschäftigte, liegt der Schwerpunkt im Band 2 nun auf den Bahnanlagen und der Betriebsdurchführung. Durch die Reproduktion einer graphisch sehr schön gestalteten Landkarte aus DDR-Zeiten und mit Gleisplänen im einheitlichen Layout kann der Leser den Verlauf der beiden längst abgebauten Strecken Altefähr – Putbus und Bergen – Wittower Fähre – Altenkirchen sehr gut nachvollziehen. Einen nicht unerheblichen Teil des Buches nimmt natürlich die heute noch vorhandene „Bäderstrecke“ Putbus – Binz – Göhren ein. Praktisch Bestandteil des Kleinbahnnetzes auf Rügen ist die regelspurige Strecke Bergen – Putbus – Lauterbach, auch ihr ist ein kurzes Kapitel gewidmet. Das ist sehr naheliegend, denn mit dem seit 1999 bis zur Lauterbacher Mole führenden Dreischienengleis gibt es ja einen direkten Anknüpfungspunkt. Im Bäderbahn-Kapitel ist die Zahl neuzeitlicher Fotos erwartungsgemäß größer, aber auch hier gibt es sehr viele historische Aufnahmen zu bestaunen. Diese ergänzen nette Anekdoten und Kuriosa, so die als Filmkulisse dienende 99 4633 im DEFA-Musikfilm „Heißer Sommer“ oder die zufällig fotografierte Parallelfahrt des Autors und Herausgebers dieses Buches in seinem „Westwagen“ neben der 99 4631 bei Philippshagen. Sehr gut gefiel dem Rezensent die Aufteilung der textlichen Informationen zur Geschichte der verschiedenen Strecken. Neben nicht allzu langen einleitenden Textpassagen gibt es praktisch zu fast jedem Bild längere Beschreibungen, die weit über Ort, Zeit und Fotograf hinausgehen – eine wohltuende Variante, die nicht in allen Bildbänden gewählt wird.
Fazit: Der verhältnismäßig hohe Buchpreis geht aufgrund des Inhaltes und der Druckqualität völlig in Ordnung. Zumal auf den ersten Blick keine inhaltlichen oder orthographischen Fehler zu bemerken sind. Im schnelllebigen Büchermarkt heutiger Tage ist dies nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.
15.06.2017