Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im Juni und Juli 2014
Den Auftakt bestimmte in diesem Jahr das traditionelle Pfingstfest, wobei der diese Tage prägende erste Hitzeeinbruch des Sommers für ein gedämpfteres Interesse bei den Besuchern sorgte. Den planmäßigen Fahrbetrieb an jedem der folgenden Wochenenden zwischen Steinbach und Jöhstadt personalseitig sowie mit einem einsatzbereiten, sauberen Fahrzeugpark zu bestreiten, bestimmt neben den laufenden Projekten an der Infrastruktur und in der Werkstatt den hauptsächlichen Arbeitsumfang von Vereinsmitgliedern und Beschäftigten.
Infrastrukturarbeiten
Im Bahnhof Schmalzgrube erfolgte nach Abschluss der umfangreichen Rodungsarbeiten zur Wiederherstellung notwendiger Sichtachsen in den Bahnübergangsbereichen sowie zur Sicherung vor umsturzgefährdeten Bäumen die Neugestaltung des „Wandererinformationsplatzes“ direkt auf Höhe der Einfahrweiche aus Richtung Jöhstadt. Neben einer Karte von Schmalzgrube mit Ausflugsinformationen wurde die im Frühjahr zunächst neben dem Bahnhofsgebäude aufgestellte Stationstafel der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen hierhin umgesetzt.
Auch weitere ufernahe Böschungsabschnitte sowie der Bewuchs mit bruchgefährdeten Gewächsen wurden in Abstimmung mit der Stadt Jöhstadt freigeschnitten, so unter anderem auch zwischen der Fahrzeughalle und dem Bahnhof Schlössel.
Aufgrund erheblicher witterungsbedingter Beschädigungen der historischen Stationstafel im Bahnhof Schlössel wurde das markante Schild einer Erneuerung unterzogen.
Die an der Ausstellungs- und Fahrzeughalle in Schlössel befindliche Baustelle für die neue, kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke konnte bis Pfingsten mit einem Kraftakt der beteiligten Baufirmen soweit abgeschlossen werden, dass die neuen Anlagen während der Feiertage bereits genutzt wurden – auch wenn es sich bei der Absturzsicherung am sogenannten „Fischauge“ in der Brücke noch um ein Provisorium handelte.
Im Juni endeten dann auch die abschließenden Geländerarbeiten und die Baustelle wurde geräumt. Für das durch die Stadt Jöhstadt ausgeschriebene folgende Baulos zum Ausbau der Straße an der Fahrzeughalle und von der Brücke bis zu den weiteren Anliegern begannen die Arbeiten Anfang Juli.
In Verbindung mit dem neuen Haltepunkt „Ausstellungshalle Preßnitztalbahn“ und den aufgehobenen Beschränkungen auf dem Bauabschnitt der Brückenbaustelle wurde auch die erforderliche Signalisierung und Beschilderung komplettiert.
Da entgegen einer mittlerweile allgemein üblichen Vorgehensweise durch den Auftragnehmer ein sehr zügiger Baustart vollzogen wurde, stand für den Verein sehr kurzfristig die Aufgabe an, die Medienanbindung von Energie, Netzwerk und Telefon für die Lagerhalle zu klären, die bei der Neugestaltung der Straße mit verlegt werden sollten. Während sich die Beschaffung des benötigten Leitungsmaterials unerwartet unkompliziert gestaltete, brachte ein Regenwassereinbruch in einem nicht abgesicherten Bauzustand zusätzliche Aufgaben für die Mitarbeiter vor Ort mit sich, da die Hauseinführungen der Leitungen damit noch einmal aufgerissen und neugestaltet werden musste.
Bereits Anfang August kann ein guter Fortschritt beim Bau des Straßenaufbaus vom Paschweg entlang der Fahrzeughalle vermeldet werden, so dass voraussichtlich noch im Sommer der schlaglochüberzogene Geländeparcours der Vergangenheit angehören wird.
Innerhalb der Fahrzeug- sowie der Lagerhalle verlegten die Mitarbeiter sehr zügig die neuen Medienleitungen, so dass die Lagerhalle bereits seit Mitte Juli angeschlossen ist. Lediglich die Netzwerkanbindung ist nunmehr noch offen.
An der am Pfingstmontag von der extremen Sonneneinstrahlung und der tagelangen viel zu warmen Witterung durch Verzug zeitweise nur in einem Strang befahrbare Weiche 5 in Schmalzgrube erfolgten noch im Juni die notwendigen Instandsetzungsarbeiten.
Im Stand 1 des Heizhauses erneuerten die Vereinsmitglieder im Rahmen eines Arbeitseinsatzes ebenfalls im Juni die vor 23 Jahren montierten Holzbalken für die Schienenbefestigung auf der Untersuchungsgrube.
Entlang der Strecke wurden die verschiedenen Teilprojekte zur Sanierung der Hochwasserschäden vom Juni 2013 fortgesetzt. An der Brücke am Kilometer 16,7 (Ausfahrt Hp. Andreas-Gegentrum-Stolln in Richtung Jöhstadt) wurde die ausgespülte und unterhöhlte Widerlagermauer instandgesetzt, bei Kilometer 18,1 im Wäldchen unterhalb des Hp. Forellenhofes stand die Wiederherstellung der durch Ausspülungen zerstörten Kaskade auf der Arbeitsliste und bei zahlreichen weiteren Bauschwerpunkten an wassernahen Bahndammabschnitten wurde ebenfalls mit der Abarbeitung begonnen. Einen kompletten Überblick über die verschiedenen Einzelprojekte wird es hier im PK im Herbst nach Abschluss der Arbeiten geben.
Fahrzeuge
Der Aussichtswagen 970-606 erhielt Anfang Juni seine Abnahme. Nach Probefahrten zwischen Jöhstadt und Schmalzgrube und letzten Feinarbeiten gelangte er Mitte Juni auf die Insel Rügen zur dortigen Nutzung.
Mitte Juni begann die Hauptuntersuchung des großfenstrigen Sitzwagens 970-365, wobei neben der obligatorischen Revision von Bremsanlage sowie Zug- und Stoßvorrichtung auch eine farbliche Behandlung von Innen- und Außenflächen mit anschließender Versiegelung zum Arbeitsumfang der Werkstatt gehörte. Anfang August stand der Wagen bereits kurz vor seiner Fertigstellung, so dass er bereits in den kommenden Wochen wieder im Einsatz erlebt werden kann. Für den Wagen 970-809 erfolgt die Erneuerung des Untergestells und gegenwärtig die vorbereitenden Aktivitäten zum Anbau der Bremsteile sowie für das Aufsetzen des Wagenkastens. Die Lackierung des Rahmens ist bereits abgeschlossen.
An der Diesellok 199 007-6 vom Typ Ns4wurden in den vergangenen Wochen notwendige Fristarbeiten ausgeführt. Die Lok wird weiterhin für Rangieraufgaben im Bahnhof Jöhstadt sowie als Hilfs- und Bauzuglok im Wechsel mit der V10C 199 009-2 benötigt.
An der IV K 99 1542-2 laufen gegenwärtig durch das lokbetreuende Team verschiedene Arbeiten zur Verbesserung der Lager an der äußeren Steuerung, so dass aktuell die IV K 99 1590-1, das „Meppel“ 99 4511-4 bzw. die I K Nr. 54 die Beförderungsaufgaben übernehmen.
Nach ihrem Gasteinsatz beim Schmalspurbahnfestival auf der Weißeritztalbahn am Wochenende 19. und 20. Juli ist die Lok Aquarius C. wieder nach Jöhstadt zurückgekehrt.
Fahrbetrieb
Am Wochenende nach Himmelfahrt kam es vor einem Jahr in Folge der Sturzfluten und durch Bahndammschäden zum ersten Betriebsausfall bei der Preßnitztalbahn seit Wiederaufnahme des Verkehrs 1993. In diesem Jahr zählte der Verein hingegen am Wochenende nach Himmelfahrt 726 Fahrgäste. Der traditionelle Kindertag am 2. Juni konnte Dank der Unterstützung der Bundespolizei Schmalzgrube und verschiedener Unterhaltungsattraktionen wieder für über 60 Kinder der Region zu einem tollen Erlebnis gestaltet werden. Mit über 200 Teilnehmern war der Seniorentag am 4. Juni mit Sonderzugfahrt und Kulturveranstaltung in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle ebenfalls gut nachgefragt.
Trotz intensiver Werbung stellte der Verein zu Pfingsten wieder einmal fest, dass auch das beste Sommerwetter zur Besucherbremse werden kann. Die ersten hochsommerlichen Tage des Jahres, auch in Jöhstadt sind Temperaturen über 25° Celsius am Morgen nicht typisch, sorgten nur für einen verhaltenen Zuspruch in den Zügen und zur Modelleisenbahnausstellung in der Fahrzeughalle. Knapp 3500 Fahrgäste und rund 1400 Besucher bei den Modelleisenbahnern ließen das sehr gute Vorjahresergebnis um rund 1700 Gäste verfehlen.
Die zu Besuch gekommenen Gäste hatten jedoch keinen Grund, über das umfangreiche 3-Zugangebot mit insgesamt sechs eingesetzten Lokomotiven, das Kulturangebot im Festzelt am Bahnhof Jöhstadt sowie die verschiedenen gastronomischen Verkaufsstellen in Jöhstadt, an der Fahrzeughalle, in Schmalzgrube und in Steinbach zu klagen. Auch der neue Haltepunkt an der Ausstellungs- und Fahrzeughalle wurde gut genutzt und erleichtert nun den betrieblichen Ablauf erheblich.
Durch die Landeseisenbahnaufsicht erfolgte im Rahmen einer zweitägigen Begutachtung von Strecke und Fahrzeugen die Bestätigung der vorliegenden Unterlagen und der betriebssicheren Ausführung der damit verbundenen Arbeiten.
Beim diesjährigen Güterzugtag, mit dessen Bewerbung tatsächlich erst sechs Wochen zuvor begonnen wurde und der diesmal mit zwei IV K-Lokomotiven (99 1542-2 und 99 1590-1) insbesondere der Nachstellung des Betriebsablaufes in den 1970er Jahren bei den sächsischen Schmalspurbahnen gewidmet war, begrüßte der Verein insgesamt 70 Teilnehmer.
Gleich zweimal war die Preßnitztalbahn im Juli Gastgeber für Oldtimer-Autos. Das eigene traditionelle Oldtimerfest am 5./6. Juli mit seiner 10. Ausgabe nahm wie bei den vorigen Veranstaltungen den Bahnhof Steinbach in Beschlag. Einzelne Straßenoldtimer standen aber auch entlang der Strecke als Fotomotive bereit. Mit über 160 Fahrzeugen gab es übrigens wieder einen neuen Teilnehmerrekord, bei dem die Ladestraße in Steinbach an ihre Grenzen gestoßen ist. Ganz anders konzipiert war dagegen die Veranstaltung der 1. Eisenbahn- und Oldtimer-Erlebnistage am 19./20. Juli im Erzgebirge, bei denen die Preßnitztalbahn nur einer von vielen gleichzeitigen Austragungsorte war. Drei verschiedene Rundfahrten mit historischen Straßenfahrzeugen machten Station in Schmalzgrube bzw. in Jöhstadt. Die größte Autoschau war dabei am Sonntag die August-Horch-Klassik, die in Schmalzgrube zwischen 11 und 13 Uhr eine Kontrollstelle eingerichtet hatte und zur Freude von vielen Schaulustigen auf dem Bahnhofsgelände die Zeitzeugen der internationalen Automobilgeschichte, aber auch Kreuzungen mit den im Stundentakt und von „Meppel“ sowie der I K Nr. 54 gezogenen Zügen ermöglichte. Da den Veranstaltern überwiegend positive Rückmeldungen zu der Erstauflage der Veranstaltung zugetragen wurden, ist im Rahmen der kommenden Erlebnistage von einer weiteren regelmäßigen Präsenz von Straßen- und Schienenoldies auszugehen.
Marketingaktivitäten
Die Preßnitztalbahn war im Juni und Juli in gewohnter Weise wieder beim Bahnhofsfest der Rügenschen BäderBahn in Putbus wie auch beim Schmalspurbahnfestival der Weißeritztalbahn mit einem Informationsstand vertreten.
Verein trauert um Verstorbene
Der Verein IG Preßnitztalbahn e.V. betrauert den Verlust von zwei Vereinsmitgliedern im Monat Juli, die beide mit den Möglichkeiten ihres beruflichen Umfelds unter hohem persönlichen Engagement sehr wichtige Unterstützung für den Museumsbahnverein gaben.
Peter Wermke gehörte zu den hoch engagierten Mitarbeitern der S-Bahn-Hauptwerkstatt in Berlin-Schöneweide, denen der Verein nicht nur die Entstehung seines Buffetwagens 970-458 zu verdanken hat, sondern der auch unzähligen Auszubildenden mit Idealismus das System Eisenbahn beibrachte und dabei gerne öfter mit den jungen Menschen zur praktischen Verinnerlichung dieses Idealismus ins Erzgebirge zur Mitwirkung vor Ort reiste.
Jonny Rösch gehörte als Leiter der DR-Werkstatt in Pockau-Lengefeld Anfang der 1990er Jahre zu den allerersten Aktivposten, die den noch jungen Verein mit Tatkraft, fachlicher Unterstützung, aber auch mit notwendiger Überzeugungsarbeit bei anderen Dienststellen der Staatsbahn für die Neulinge am Erzgebirgskamm versorgten. Nicht zuletzt der rote Aussichtswagen 970-465, der zum Urmuster aller nach 1990 neu gebauten Aussichtswagen auf der 750-mm-Spur wurde, ist zu ganz wesentlichen Teilen seinem Tatendrang zu verdanken.
Der Verein wird beide Vereinsmitglieder in ehrendem Gedenken behalten.
10.08.2014