Schmalspurbahn-Geschichte
Stillgelegte Schmalspurbahnen heute: Gera-Pforten – Wuitz-Mumsdorf
Im Preß´-Kurier 131 stellten wir die Geschichte der Gera-Meuselwitz-Wuitzer Eisenbahn (GMWE) vor. Diese meterspurige Strecke verband einst Gera-Pforten mit Wuitz-Mumsdorf. Nun begeben wir uns auf Spurensuche, was von der bis 1969 betriebenen Schmalspurbahn heute noch zu sehen ist.
Gera-Pforten
(GPS-Lokation: 50° 51’ 48,0” N – 12° 05’ 29,8” O) Nachdem die Unwetterschäden vom 3. Mai 1969 beseitigt waren, errichteten die Geraer Verkehrsbetriebe auf dem Bahnhofsgelände ein Busdepot. Dieses bestand bis kurz nach der Jahrtausendwende. Danach wurde auf dem Gelände eine Eigenheimsiedlung errichtet. Das Empfangsgebäude wurde in den vergangenen Jahren saniert und stellt sich heute in einem optisch guten Zustand dar. Lediglich die neben dem Gebäude befindliche Garage wirkt auf das Ensemble störend. Die Wagenwerkstatt wurde Anfang 2013 abgerissen. In der Meuselwitzer Straße befanden sich im Jahr 2012 immer noch Gleisreste der Verbindung zum Güterbahnhof Gera Süd. Die Bahnstrecke entlang des Zaufensgrabens zum Bahnhof Gera-Leumnitz ist heute ein Wanderweg.
Gera-Leumnitz
(GPS: 50° 52’ 39,0” N – 12° 06’ 51,0” O) Im ehemaligen Empfangsgebäude befindet sich der Sitz einer Baufirma, auf dem Bahnhofsgelände lagern Baumaterialen. Das Areal wird seit Anfang der 1990er Jahre durch die Südost-Tangente durchschnitten. Das ehemalige Anschlussgleis zu den Ziegeleien in der Wuitzer Straße ist teilweise noch vorhanden. Bis zum Haltepunkt Trebnitz ist die ehemalige Trasse komplett erhalten und wird als Feldweg genutzt.
Trebnitz
(GPS: 50° 53’ 34,4” N – 12° 08’ 01,6” O) Das Gelände des ehemaligen Haltepunktes Trebnitz liegt am Ortseingang von Trebnitz, direkt an der Kreisstraße 120. Die beiden Kastanien, die zur Betriebseröffnung gepflanzt wurden, kennzeichnen die Lage des ehemaligen Empfangsgebäudes. Bis zur Unterquerung der Bundesautobahn A4 ist die Trasse noch zu erkennen. Danach verliert sich die Trasse, das Gelände wurde überpflügt und wird landwirtschaftlich genutzt.
Schwaara
(GPS: 50° 54’ 11,1” N – 12° 08’ 18,4” O) Der Einschnitt, in dem sich der ehemalige Haltepunkt befand, ist noch deutlich zu erkennen, jedoch wurde das Gelände umgestaltet. Im Ort Schwaara befindet sich ein kleines Denkmal zur Erinnerung an die GMWE: zwei Achsen auf einem kurzen Gleisstück. Die Schienen dieses Gleises stammen vom Bahnübergang der Straße Trebnitz – Schwaara und wurden erst vor wenigen Jahren beim Ausbau der Straße geborgen.
Schwaara bis Zschippach
Von Schwaara bis Zschippach ist die Trasse noch vorhanden und als Wanderweg nutzbar. Beim ehemaligen Anschluss Kalkwerk Zschippach sind noch die Trassenführung vor und nach den in den 1930er Jahren erfolgten Gleisbegradigungen deutlich zu erkennen.
Zschippach
(GPS: 50° 55’ 0,0” N – 12° 09’ 0,15” O) Vom ehemaligen Haltepunkt Zschippach (Brahmenau Süd) wird die Trasse bis Brahmenau als Wanderweg genutzt. In Brahmenau ist die Brücke über die Brahme bei km 9,25 noch vorhanden. Vor Söllmnitz ist ein Teil der Strecke durch den Wasserspeicher Brahmenau geflutet.
Söllmnitz
(GPS: 50° 56’ 07,6” N – 12° 09’ 2,55” O) Das Bahnhofsgebäude wurde Anfang der 1970er Jahre durch die Gemeinde Söllmnitz umgestaltet und als Kulturhaus eröffnet. In Erinnerung an die GMWE wurde 1976 die 750-mm-Lok 99 555 mit den zwei vierachsigen sächsischen Personenwagen 970-397 und 970-415 als Denkmal aufgestellt. Der Zustand der aufgestellten Fahrzeuge verschlechterte sich in den 1990er Jahren zunehmend. 2002 übernahm der Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e.V. diese Fahrzeuge. Inzwischen kommt die Dampflok als IV K Nr. 145 auf den Strecken nach Kurort Oybin und Jonsdorf zum Einsatz, der an die Museumsbahn Schönheide e.V. verliehene Wagen 970-415 sieht seiner Wiederinbetriebnahme noch in diesem Jahr auf seiner alten Einsatzstrecke im Westerzgebirge entgegen, 970-397 ist nicht betriebsfähig in Bertsdorf abgestellt. Neben dem umgebauten Söllmnitzer Bahnhofsgebäude befindet sich das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes. Die Schüttrampe der Reußengrube am Bahnhof Söllmnitz ist noch vorhanden.
Wernsdorf
(GPS: 50° 56’ 39,6” N – 12° 09’ 56,4” O) Die zum Haltepunkt Wernsdorf führende Strecke wurde überpflügt und wird landwirtschaftlich genutzt. Der Haltepunkt Wernsdorf ist nur noch durch die drei Kastanienbäume zu finden, welche bei der Betriebseröffnung gepflanzt wurden.
Pölzig
(GPS: 50° 57’ 32,8” N – 12° 10’ 51,9” O) Ungefähr ab dem Ort Beiersdorf ist die Strecke als Wanderweg nutzbar. Das Bahnhofsgebäude wurde jahrelang durch eine ortsansässige Baufirma genutzt, ebenso das Bahnhofsgelände. 2010 hat die „Interessengemeinschaft GMWE – Pölziger Bahnhof e.V.“ das Empfangsgebäude erworben und errichtet darin ein Museum über die ehemalige GMWE. Seit dem 17. Juni 2012 steht vor dem Empfangsgebäude der zweiachsige gedeckte Güterwagen 99-61-01. Dabei handelt es sich um den ehemaligen GMWE-Wagen Nr. 17.
Kayna
(GPS: 50° 59’ 40,6” N – 12° 13’ 50,5” O) Etwa 2 km vor dem ehemaligen Bahnhof Kayna ist die Trasse noch vorhanden. Das Empfangsgebäude dort wird als Wohnhaus genutzt, auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände befindet sich das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Kayna. Vom ehemaligen Bahnhof Kayna bis zum Quarzwerk Kayna ist die Bahnstrecke als Wanderweg nutzbar.
Quarzwerk Kayna
(GPS: 51° 0’ 59,2” N – 12° 14’ 44,9” O) Vom Quarzwerk Kayna stehen zwar noch die Brecher- und Siebgebäude, jedoch sind die Gebäude seit Jahren verfallen. Der Bahndamm ist bis Oelsen noch vorhanden.
Oelsen
(GPS: 51° 02’ 2,25” N – 12° 15’ 34,2” O) Das Gelände, auf dem sich der Haltepunkt befand, befindet sich heute in Privateigentum. Von Oelsen bis Spora ist der Bahndamm noch vorhanden.
Spora
(GPS: 51° 02’ 12,1” N – 12° 15’ 48,1” O) Auf den ehemaligen Haltepunkt Spora deutet fast nichts mehr hin. Nur eine Linde kennzeichnet noch die Stelle, an welcher sich das Bahnhofsgebäude befand. Die Brikettfabriken wurden abgerissen, lediglich von der Zuckerfabrik Spora ist noch eine Ruine vorhanden. Von Spora nach Zipsendorf ist der Bahndamm deutlich zu erkennen. Mitten auf einer Wiese befindet sich seit den 1950er Jahren das Fragment einer Betonbrücke (GPS: 51° 02’ 21,95” N – 12° 16’ 15,6” O). Über diese Brücke hätte die Strecke geführt, wenn infolge der Erweiterung des Tagebaues Brossen diese zwischen Spora und Zipsendorf verlegt worden wäre. Die Brücke wurde aber nie von den Zügen befahren.
Zipsendorf
Bevor die Schmalspurbahn die heutige Bundesstraße B180 überquerte, erkennt man in Richtung Süden auch hier deutlich den Bahndamm. In etwa 500 m Entfernung in Richtung Spora befand sich die Schnauderbrücke, die größte Brücke der GMWE. Das Gelände des Haltepunktes Zipsendorf, einschließlich der Einschnitte für die Grubenbahnen, wurde in den Jahren nach 1975 verfüllt, so dass heute nichts mehr auf den ehemaligen Haltepunkt hinweist. Bis zum Bahnhof Wuitz-Mumsdorf ist die Strecke gänzlich verschwunden.
Wuitz-Mumsdorf
(GPS: 51° 03’ 20,5” N – 12° 15’ 30,5” O) Mit der Stilllegung der Schmalspurbahn verlor der Bahnhof Wuitz-Mumsdorf an Bedeutung. Alle baulichen Anlagen wurden abgerissen. Nur noch die anlässlich der Betriebseröffnung gepflanzten Kastanienbäume zeigen die Stelle, an der sich das Bahnhofsgebäude befand. Nach Einstellung des Verkehrs zwischen Zeitz und Altenburg weitet sich der Wildwuchs auf dem Gelände aus und in nicht allzu ferner Zukunft wird sich die Natur das Gelände vollkommen zurück erobert haben.
09.06.2013