Preßnitztalbahn aktuell
Neuerliches Extremhochwasser von Schwarzwasser und Preßnitz
Nach fast siebentägiger Dauer- und zeitweise heftigem Platzregen in der letzten Mai-Woche in den Kammlagen des Erzgebirges (und weiteren Teilen des Landes) stiegen die Pegelstände am Jöhstädter Schwarzwasser und an der Preßnitz am Sonntag, dem 2. Juni, an vielen Stellen auf Höchstmarken, welche die beim bisherigen „Jahrhunderthochwasser“ im August 2002 erreichten Stände überschritten. Innerhalb von wenigen Stunden war durch den anhaltenden Starkregen die Aufnahmefähigkeit der Wälder und Wiesen erreicht und der Wasserstand stieg sichtbar kontinuierlich an. Da es noch keine Daten von 2002 gibt – der Messpegel wurde erst nach dem Hochwasserereignis errichtet – fehlen statistisch belastbare Vergleichsmöglichkeiten.
Der Zugbetrieb zu den „Karl-Stülpner-Fahrtagen“ begann am Sonntag um 10.05 Uhr noch planmäßig mit der Abfahrt des ersten Zuges, doch bei der Ankunft des zweiten Zuges in Steinbach überstieg die Preßnitz im Bereich der Einfahrt zum Bahnhof bereits die Uferbegrenzung, die Ausfahrt aus dem Bahnhof erfolgte unter größtmöglicher Vorsicht bereits durch eine Wasserlandschaft, aus der nur noch die Schienen herausschauten. Daraufhin wurden alle weiteren Fahrten gestrichen und auch die für die Folgewoche geplanten Charterfahrten abgesagt. Die Fahrten der zwischen Wolkenstein und Steinbach verkehrenden Bus-Ausflugslinie Preßnitztal wurden ebenfalls eingestellt.
Die Zugänge zu den Stationen, insbesondere an den Haltepunkten Wildbach, Andreas-Gegentrum-Stolln und Loreleifelsen, waren durch ablaufende Wassermassen bereits nicht mehr erreichbar, am Wildbach stand auch die Fußgängerbrücke über die Preßnitz zeitweise unter erheblichem Druck der Wassermassen, so dass eine Zerstörung des Überbaus zu befürchten war. Bei aufgeweichtem Waldboden folgten schnell die ersten Hangrutschungen, so schützte die Hangabfangung am Hp Wildbach das Gleis zum wiederholten Male vor der Beschädigung. Die an vielen ufernahen Stellen in den vergangenen Jahren umgesetzten Sanierungsmaßnahmen an den Befestigungen zeigten zumindest insofern Wirkung, dass dort keine größeren Beeinträchtigungen der Gleisanlagen auftraten.
Durch die Wassermassen besonders betroffen waren einmal mehr die Lagerhalle der Preßnitztalbahn und der parallel verlaufende Bahndamm, da sich das Schwarzwasser an der Brücke bei Kilometer 22,2 (Ausstellungs- und Fahrzeughalle) nach der Straßenbrücke einen neuen Weg bahnte. Am Widerlager der Brücke am Kilometer 22,1 kam es zu stärkeren Ausspülungen, die zwingend eine Reparatur vor einer neuerlichen Befahrung notwendig machten. In der Lagerhalle, die einer starken Gefahr der Überflutung des Kellers ausgesetzt war, wurden Fensterbereiche mit Sandsäcken verbarrikadiert. Im Keller arbeiteten vier Pumpen, um das eindringende Wasser wieder ins Freie zu bringen. Der Wasserstand erreichte dabei bereits die Kellerfenster, die Dank aufwendiger Sanierungsarbeiten in den letzten Jahren erneuert wurden und weitgehend dicht hielten. Rund 20 Zentimeter Wasserstand war die Höchstmarke, die der Keller „abgesoffen“ war. Über Schäden an den abgestellten Ausrüstungen, Geräten und Materialien wird erst eine spätere umfangreiche Bestandsaufnahme Auskunft geben können. Nach der Ausfahrt des letzten Zuges hatten mehrere Vereinsmitglieder unter Nutzung von Schwellen, Blechen und Baumaterial eine Barriere in der Einfahrt des Bahnhofes Steinbach errichtet, um das Einschwemmen von Treibgut und Unrat durch das Hochwasser in den Bahnhof zu verhindern.
Nach einem ersten Eindruck über den Stand der Beschädigungen fand am Dienstag, dem 4. Juni ein Ortstermin mit Festlegung des Bauablaufes statt. Bis zum Wochenende wurden daraufhin die Wasserführung des an der Brücke mündenden Baches sowie die Dammsohlenbefestigung hergestellt. Am Sonnabend, dem 8. Juni, wurde in einem Arbeitseinsatz durch rund 15 Vereinsmitglieder das betroffene Gleisstück komplett ausgekoffert, über 20 Schwellen ausgewechselt sowie der Bahndamm mit Einschottern und Stopfen wieder befahrbar hergerichtet. Am Sonntag, dem 9. Juni, konnte der Fahrbetrieb auf der Museumsbahn wieder aufgenommen werden.
09.06.2013