Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Sächsisches Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün
Ein im Sächsischen Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün ausgestelltes Fahrzeug blickt in diesem Jahr auf eine 110-jährige Geschichte zurück. Es ist die 1903 unter der Fabriknummer 1162 von Orenstein & Koppel (O & K) im Werk Berlin gebaute 2-achsige 750-mm-Dampflok. Um die Betriebskosten dieser Maschine so gering wie möglich zu halten, war sie mit einem für die Feuerung von Braunkohle geeigneten Rost sowie mit einem Kobelschornstein ausgestattet worden. Erworben wurde die 80 PS starke Bn2t im November 1903 vom Baugeschäft Jacob & Bartisch in Leipzig. Diese Firma trat vermutlich als Händler auf und verkaufte die diesjährige Jubilarin gemeinsam mit anderen Lokomotiven an die Braunkohlegrube „Concordia“ nach Nachterstedt bei Aschersleben im heutigen Sachsen-Anhalt. Dort diente sie als Verschublok für die Kipplorenzüge mit Rohbraunkohle. 1930 gelangte die Maschine zur Braunkohlengrube der Gewerkschaft Humboldt in Thüste-Wallensen (im heutigen Landkreis Hameln-Pyrmont). Hier diente der B-Kuppler als Lok 8 ebenfalls wieder zum Verschub von Lorenzügen mit Rohbraunkohle. Nach knapp 63 Einsatzjahren wurde die O & K-Dampflok im März 1966 abgestellt – von einer erneuten betriebsfähigen Aufarbeitung hatte das Unternehmen abgesehen. Während fast alle anderen einst in Thüste-Wallensen eingesetzten Dampfloks nach ihrem Einsatzende verschrottet wurden, erwarb die Stadtverwaltung Seelze 1966 die Lok 8 und ließ sie auf das Gelände einer Kindertagesstätte in Seelze-Letter bringen. Dort fand die Maschine eine neue Nutzung als Spielgerät. Nachdem sich allerdings in den 1990er Jahren ein Kind an der Lokomotive verletzt hatte, wurde die Entfernung der Lokomotive von dort beschlossen. Erneut blieb ihr jedoch die Verschrottung erspart – ein Sammler aus Emmerthal-Lüntorf übernahm 1994 die Bn2t und ließ sie in einer Jugendstrafanstalt von den Insassen äußerlich restaurieren. Dabei wurden fast alle Blechteile erneuert und fehlende Armaturen angebracht. Da nach der Aufarbeitung der Lokomotive auf dem Grundstück des Eigentümers in Emmerthal-Lüntorf kein Platz für die Maschine war, suchte er einen anderen Besitzer für den B-Kuppler. Dabei wurde er auf das Schmalspurbahn-Museum in Rittersgrün aufmerksam. Seit 1996 befindet sich die O & K-Lok nun im Erzgebirge. Auch wenn diese Dampflok keinen Bezug zur Strecke Grünstädtel – Oberrittersgrün aufweist, so steht sie als Symbol für die im benachbarten Johanngeorgenstadt zur Wismutzeit betriebenen Feldbahnen. Diese hatten totes Gestein überirdisch zu den Abraumhalden gebracht. Bei der in diesem Jahr 110-jährigen Maschine handelt es sich übrigens um die älteste in Deutschland erhaltene Lokomotive von Orenstein & Koppel.
Hochwasser
Beim diesjährigen Hochwasser wurde das Bahnhofsgelände erneut überspült. Dadurch sind die Gleisanlagen wieder stark verschmutzt. Aus den Drehgestellen und Achsen der Fahrzeuge muss nun Schwemmgut entfernt werden. Größere Schäden blieben aus.
09.06.2013