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Rezensiert: Die Kohleneisenbahn Tollwitz – Bad Dürrenberg 1836–1935 (1963)
David Falk
Die Kohleneisenbahn Tollwitz – Bad Dürrenberg 1836–1935 (1963)
Große Geschichte einer kleinen Bahn
Broschüre, 36 A5-Seiten, 34 Schwarzweiß- und 16 Farbfotos sowie fünf Skizzen, hrsg. von den Eisenbahnfreunden Kötzschau e.V., Leuna 2013 ISBN: (keine) Preis: 6,– EUR
Zum Tag der Industriekultur in Sachsen-Anhalt stellten sie die Eisenbahnfreunde Kötzschau e. V. am 21. April erstmals vor – die von ihrem Vorsitzenden David Falk verfasste Broschüre über die 1836 eröffnete Kohleneisenbahn Tollwitz – Bad Dürrenberg. Diese nach mehrmaligen Erweiterungen insgesamt 4,392 km lange Strecke mit ihrer ungewöhnlichen Spurweite von 585 mm ist heute kaum einem Eisenbahnfreund bekannt. Obwohl diese schmalspurige Eisenbahn bis zu ihrer Einstellung 1935 nie dem öffentlichen Verkehr, sondern ausschließlich dem Kohlentransport diente, möchten Autor und Verein sie deshalb der Vergessenheit entreißen. Immerhin handelt es sich bei der seit 1906 sogar elektrifizierten Strecke um die erste Schienenbahn auf dem Gebiet der damaligen preußischen Provinz Sachsen. Und sie kann weitere Superlative für sich in Anspruch nehmen: Sie verfügte bereits bei Eröffnung 1836 über einen Tunnel – also drei Jahre vor der Leipzig-Dresdner Eisenbahn, deren Tunnel bei Oberau allgemein als erster deutscher Eisenbahntunnel bezeichnet wird. Von 1935 bis zur Produktionseinstellung der Saline in Bad Dürrenberg 1963 blieben die vorhandenen Gleise für den innerbetrieblichen Verschub von Kohlen und Asche im Salinengelände noch in Nutzung, wobei verschiedene Dieselloks halfen … Akribisch ist David Falk in den vergangenen Jahren in Archiven und Industriebrachen auf Spurensuche nach der bis 1906 als Pferdebahn betriebenen Strecke gegangen – erste Ergebnisse seiner Forschungen stellte er anlässlich des 175. Jubiläums der kleinen Bahn im Jahr 2011 vor. Das damals publizierte Heftchen ist längst vergriffen – aber in Details inzwischen auch inhaltlich überholt. Die hier vorgestellte Broschüre enthält den aktuellen Forschungsstand zu dieser liebenswerten Strecke, aber auch fünf kleine Betriebsaufnahmen mit den Benzol- bzw. Elektrolokomotiven. Die übrigen Illustrationen sind deshalb jedoch keinesfalls minder interessant oder aussagestark – allerdings waren fast alle Druckvorlagen von so schlechter Qualität, dass sich David Falk entschieden hat, sie nur sehr, sehr klein abzudrucken. Eine Lupe ist deshalb selbst für junge Leser empfehlenswert. Gleichsam wird jeder Leser nach der Lektüre des Heftleins das Bedürfnis empfinden, sich vor Ort zu den letzten Resten der kleinen Eisenbahn zu begeben. Denn von der Strecke sind noch immer einige Kohlewagen, der Lokschuppen, Gleisreste, ein Brückenbogen sowie ein Tunnelportal erhalten. Wer darüber mehr wissen will, dem bleibt nur der Kauf der Broschüre!
Fazit: Wer Lust hat, beim Lesen eisenbahnhistorisches Neuland zur Schmalspurgeschichte Mitteldeutschlands zu betreten, der sollte unbedingt zuschlagen. Die auf edlem Papier sauber gedruckte Broschüre ist jeden einzelnen Euro wert!
Hinweis: Die Broschüre ist ausschließlich über die Eisenbahnfreunde Kötzschau e. V., Am Bahnhof 32, 06237 Leuna OT Kötzschau, erhältlich (www.eisenbahnfreunde-koetzschau.com). Für Verpackung & Versand berechnet der Verein zuzüglich des Heftpreises zwei Euro.
09.06.2013