Editorial
Liebe Preß´-Kurier-Leser,
es ist wieder einmal August und wie acht Jahre zuvor bringt dieser Monat regional stark auf die Region um Chemnitz, das Elbsandsteingebirge sowie ganz besonders auf das Zittauer Gebirge und die Neisseregion konzentriert Unmassen von Wasser innerhalb kürzester Zeit mit sich - keine Chance für einen geregelten Abfluß. Häuser, Straßen und Eisenbahnstrecken stehen unter Wasser. Aus diesem Grund mußte die vierte Auflage von „HistorikMobil“ am 7. August abgebrochen werden. Züge konnten nicht mehr fahren, da das Wasser alles in Beschlag genommen hat. Personen und fahrbare Technik kamen nach bisherigen Erkenntnissen (bis zum Redaktionsschluß) nicht zu Schaden, umsichtiges Handeln ist dafür die Grundlage.
Die Zerstörungen an der Infrastruktur werden überall in den kommenden Wochen erkennbar sein. Dann wird man auch merken, wie sinnvoll Hochwasserschutzkonzepte nach den 2002er Erlebnissen umgesetzt wurden. Und man wird neue Erkenntnisse für sinnvolle Schutzmaßnahmen ableiten, die dann hoffentlich nicht am Geldsparen scheitern.
Denn Sparen scheint sich momentan als Extremsport unter manchen Politikern zu etablieren, nachdem es noch Monate zuvor kein Halten beim Ausdenken von Unterstützungsprogrammen für notleidende systemtragende Einrichtungen gab. Sparen als Bestandteil vernünftiger Haushaltspolitik ist selbstverständlich notwendig, doch die Holzfällermethode, mit der gerade der öffentlich geförderte Personenverkehr in Sachsen seinen Beitrag leisten soll, ist mehr als bedenklich. Einsparpotentiale zu suchen und zu nutzen ist sicherlich ein Weg. Über Synergien durch engere Zusammenarbeit nicht nur zu Reden ebenfalls. Doch pauschal dem sächsischen ÖPNV gießkannenartig 7,5 % der Mittel, d.h. rund 20 Millionen Euro pro Jahr mal so zu kürzen, ist unverantwortlich. Die Überlegungen von Zweckverbänden, die einzusparenden Mittel vor allem durch die Einstellung der Schmalspurbahnen (z.B. im Verbundgebiet des VVO mit der Lößnitzgrundbahn und Weißeritztalbahn) aufzubringen, mag man reflexartig, symbolisch oder polemisch nennen. Sie zeigen aber, an welch dünnem Faden die Finanzen der öffentlich finanzierten Schmalspurbahnen hängen. Und auch die mehrfache Nennung der Schmalspurbahnen im Koalitionsvertrag ist offensichtlich viel weniger Wert als erhofft.
Es muß deshalb gebetsmühlenartig immer wieder darauf hingewiesen werden, daß Sachsen mit den Schmalspurbahnen eine einzigartige kultur- und technikhistorische Attraktion zu bieten hat, die es zu erhalten gilt. Gerade der Mix aus öffentlich finanzierten und gemeinnützig unentgeltlichen Bahnen, Museen und Projekten macht viel aus.
„Dampfbahn-Route“, gemeinsame Messeauftritte und Veranstaltungen und nicht zuletzt auch die Präsenz im Fernsehen (MDR!) sind notwendig und lebenserhaltend. Auch und gerade wenn die Wassermassen einen gut vorbereiteten Jahreshöhepunkt davonspülen.
Glück Auf
08.08.2010