Preßnitztalbahn aktuell
Das Projekt „Streckenerweiterung Oberschmiedeberg – Oberschaar“
Streckenkilometer WJ 13,3+82 bis 14,6+99
1. Das Projekt
Auf der Jahreshauptversammlung im November 2022 stellte der Vorstand der IG Preßnitztalbahn e. V. den anwesenden Mitgliedern die Projektidee und einen Zeitplan für die Erweiterung der bestehenden Museumsbahnstrecke um den Abschnitt von Oberschmiedeberg nach Oberschaar vor. Diesem Vorschlag stimmte die Versammlung einstimmig zu. Seit der Erweiterung im Jahr 2006 über die Gemarkung Steinbach hinaus beginnt das Einfahrgleis zum Bahnhof Steinbach heute mit einem Prellbock bei km 14,7 in Oberschaar. Damit umfasst das Projekt nominell 1317 zusätzliche Streckenmeter. Dem vorangegangen waren schon frühe Bemühungen der Trassensicherung. Seit mehr als zehn Jahren ist der Verein bereits Eigentümer der betreffenden Grundstücke. Außerdem deckt auch die geltende Konzession für die Eisenbahninfrastruktur Preßnitztalbahn diesen Streckenabschnitt mit ab.
Der Betrieb zwischen Steinbach und Jöhstadt hat sich in den vergangenen 22 Jahren als sehr stabil und für viele Reisende als ausreichend erwiesen. Daher stellt sich die Frage, warum diese Streckenerweiterung jetzt angegangen wird. Diese ist nicht mit dem Ausdruck einer unbedingten Notwendigkeit zu beantworten. Vielmehr galt es für die Dynamik innerhalb der IG Preßnitztalbahn e. V. und die zukünftigen Herausforderungen neue Ziele zu definieren, die ein hohes Anspruchslevel und Motivationspotenzial haben – und in Anbetracht der Leistungsfähigkeit des Vereins machbar sind. Deshalb fasste der Vorstand neben der Fertigstellung des Bahnhofes Jöhstadt eben auch einen weiteren Aufbau der Preßnitztalbahn ins Auge. Natürlich kann in Zukunft eine weitere Verlängerung der Strecke möglich werden, doch obliegt dies der Beurteilung und Machbarkeitsfeststellung in einigen Jahren oder vielleicht auch erst Jahrzehnten.
2. Der Zeitplan
Im Jahr 1990 wurde der Aufbau der Museumsbahn zunächst auf den Abschnitt Jöhstadt – Schmalzgrube begrenzt, später folgte dann die Erweiterung der Zielstellung bis Steinbach. Diese Zielstellungen wurden immer unter Beachtung der wirtschaftlichen Möglichkeiten ausgegeben. Seit August 2000 wird die Preßnitztalbahn zwischen Steinbach und Jöhstadt betrieben. Zahlreiche Bauprojekte wurden in den vergangenen Jahren entlang der Strecke realisiert und bis 2027 soll der Aufbau des Bahnhofs in Jöhstadt abgeschlossen sein. Der Erhalt der vorhandenen Anlagen ist eine stetig anspruchsvoller werdende Aufgabe und doch sollen gleichzeitig auch weitere ambitionierte Ziele angegangen werden. Im Herbst 2021 konnten bei der Umspurung der Waldenburgerbahn in der Schweiz (von 750 mm auf 1000 mm) rund 400 m nicht umspurbare 750-mm-Stahlschwellengleisjoche übernommen werden, die seit dem 24. November 2021 auf dem Bahnhofsgelände in Oberschmiedeberg lagern. Im Herbst 2022 begannen die Tiefbauarbeiten zur Herstellung des Planums für die Gleisanlagen, so dass im Jahr 2023 die Bahnhofsgleise fertig montiert sein werden.
In diesem Jahr sollen außerdem die Planungsarbeiten an den neuralgischen Punkten des etwa 1000 m langen Abschnittes der freien Strecke beginnen. Mit einem 60 m langen, früher aus neun Segmenten bestehenden „Viadukt“, drei größeren Brücken (zwei Mühlgrabenbrücken mit ca. 20 m bzw. ca. 10 m Spannweite) sowie einer Brücke über die Preßnitz (ca. 16 m Spannweite), mehreren Durchlässen, einem Bahnübergang sowie einem auf rund 300 m abgegrabenen Damm stehen dabei umfangreiche und komplexe Teilabschnitte bevor. Bei optimistischer Herangehensweise, stetigem jährlichen Fortschritt bei den Planungs- und Genehmigungsaktivitäten sowie dem folgenden Aufbau und fortgesetzter Unterstützung durch Spenden erscheint eine Inbetriebnahme des Abschnittes im Jahr 2030 möglich.
3. Der Bahnhof Oberschmiedeberg
Mit dem Bahnhof Oberschmiedeberg wird begonnen, weil hier die Voraussetzungen für den Aufbau der Anlagen ohne neu zu errichtende Ingenieurbauwerke zügig geschaffen werden können. Das Stationsgebäude ist bereits Ende der 1990er Jahre durch den Verein saniert worden, noch bevor er Eigentümer war. Mit der Deutschen Telekom konnte Einvernehmen zur Verlegung der teils auf der Trasse aufgestellten Freileitung zur Erschließung der Ortslage erzielt werden. Ein Teilabschnitt dieser bisherigen Freileitungen wird nun im Verlauf der Tiefbauarbeiten als Erdkabel verlegt, so dass die Masten entfallen können. Durch einige Anwohner zur Ablagerung von Material und Fahrzeuge in Anspruch genommene Flächen wurden bereits beräumt.
Der Gleisplan des Bahnhofes wird in Anlehnung an die umfangreichste Ausbaustufe, die der Bahnhof zu Betriebszeiten der alten Preßnitztalbahn hatte, wiederaufgebaut. Neben dem Hauptgleis und dem in Kilometrierung rechts angeordnetem Ladegleis wird es ein vom Ladegleis parallel zum Streckengleis in Richtung Wolkenstein führendes Abstellgleis geben. Bahnlinksseitig wiederum wird vom Hauptgleis das ehemalige Anschluss- und Ladegleis (für die frühere Pappenfabrik) bis auf Höhe des Empfangsgebäudes aufgebaut. Die Station bekommt, wie dies auch in den letzten Jahrzehnten des Betriebs bis 1984 bestand, nur einen Hausbahnsteig am Stationsgebäude. Das Ladegleis direkt an der Ladestraße wird zum Umsetzen der Lokomotiven genutzt. Weitere betriebliche Anlagen oder Lokbehandlungseinrichtungen sind nicht vorgesehen, schließlich soll der Gesamteindruck der Anlage dem einer Durchgangsstation einer sächsischen Schmalspurbahn entsprechen.
4. Der Streckenabschnitt bis Oberschaar
Über die Bautechnologie und Abfolge einzelner Teilprojekte wird erst im Verlauf des weiteren Planungsfortschrittes entschieden. Insbesondere eine anderweitig fehlende Zugänglichkeit zur Preßnitzbrücke bei km 14,35 macht die Nutzung des Bahndammes von Oberschmiedeberg als zeitweilige Baustraße notwendig. Am anderen Ende des Bauabschnittes in Oberschaar besteht die technische Herausforderung in einer auf kurzer Strecke bestehenden Abfolge von Mühlgrabenbrücke, Bahnübergang im Widerlagerbereich der Straßenbrücke über die Preßnitz und anschließendem ehemaligem „Viadukt“-Abschnitt. Für dieses durch seine spezielle fotogerechte Anordnung bei Eisenbahnfreunden beliebte Motiv mit der Aufeinanderfolge von ursprünglich neun Brückenelementen (wodurch der Begriff „Viadukt“ geprägt wurde) wird es zunächst eine Variantenuntersuchung geben, in welcher Bauform die unterschiedlichsten Anforderungen (wozu neben der Baukosten- und der Machbarkeitsbetrachtung auch die optische Gestaltung zählt) am besten umzusetzen sind. Der Aufbau der Gleisanlagen auf dem Bahndamm erfordert zudem eine neue Anordnung für den Radwanderweg. Dazu müssen die Kommunen Jöhstadt und Mildenau in Aktion treten, um diesen abseits des Bahndammes in eine neue Lage zu bringen. Mit einer Umsetzung des Aufbaus in Teilprojekten soll dabei die Parallelität zu zahlreichen anderen Aktivitäten des Vereins in den kommenden Jahren möglich werden.
5. Fazit
Der Verein nimmt mit dem Projekt einen weiteren Schritt zum Wiederaufbau der Preßnitztalbahn in Angriff, von dem 1990 oder gar vor 35 Jahren bei der Gründung der Interessengemeinschaft als Gruppe im Kulturbund der DDR nicht geträumt werden konnte. Dies ist nur möglich, weil damals mit den ersten Schritten angefangen wurde. Deshalb konnte bisher schon Schritt für Schritt ein einzigartiger Aufbau erfolgen – diesen wird es mit ausreichender Unterstützung durch Freunde, Mitglieder, Spender und Sponsoren natürlich weiter geben. Mit dem Erfahrungsschatz aus den Aktivitäten der vergangenen 33 Jahre werden die damit verbunden Herausforderungen zu meistern sein.
19.02.2023