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Rezensiert: Die Eisenbahn Weißwasser- Muskau- Teuplitz- Sommerfeld und die Waldbahn der Standesherrschaft Forst - Pförten
Friedemann Tischer
Die Eisenbahn Weißwasser- Muskau- Teuplitz- Sommerfeld und die Waldbahn der Standesherrschaft Forst - Pförten
Heimatgeschichtliche Beiträge für Weißwasser und Umgebung - Band 6
150 Seiten Format A4 im Hartpappeinband mit 140 SW- u. 12 Farbaufn. u. 88 weiteren Illustr. Friedemann Tischer, Selbstverlag, Weißwasser 2022. ISBN: (keine) Preis: 35,– Euro
Damit auch über unbekannte Eisenbahnen Material veröffentlicht wird, ergriff der Eisenbahnfreund Friedemann Tischer vor einigen Jahren im Selbstverlag die Initiative. Was er an seinem heimischen Computer offensichtlich mit einfachster Amateur-Software erstellt, übergibt er auch kleinste Auflagen übernehmenden Digitaldruckereien. Nach derartigen Büchern u. a. über die Waldeisenbahn Muskau veröffentlichte Tischer im vergangenen Jahr ein Buch über die im Titel genannte regelspurige Strecke Weißwasser – Sommerfeld sowie über die 600-mm-spurige Waldbahn der Standesherrschaft Forst-Pförten. Dafür gebührt ihm große Anerkennung und Dank, denn auf diese Weise macht er das von ihm zusammengetragene Wissen für die Allgemeinheit zugänglich.
Und sowohl die porträtierte Regelspurstrecke als auch die Waldeisenbahn warten mit einer spannenden Geschichte auf, nicht zuletzt durch die Grenzziehung im Jahr 1945. Seither liegen bzw. lagen der Großteil der Regelspurstrecke sowie die komplette Waldeisenbahn auf polnischem Staatsgebiet.
Die 1923 eröffnete Waldeisenbahn umfasste ein Gleisnetz von etwa 50 km und diente dem Transport geschlagenen Holzes vor allem zum Sägewerk Läsgen bei Teuplitz. Bei Betriebs- einstellung in polnischer Zeit waren 1963 noch fünf Brigadelokomotiven vorhanden. Die im Buch thematisierte Regelspurstrecke ging abschnittsweise in Betrieb und unterstand im Laufe ihrer Existenz unterschiedlichen Eigentümern. So nahm die Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft 1872 den Abschnitt Weißwasser – Muskau in Betrieb, 1882 gelangte er zu den Königlich Preußischen Staatseisenbahnen.
Die Lokalbahn AG München (LAG) eröffnete in den 1890er Jahren die Fortführung von Muskau nach Sommerfeld, aber auch die in einem Unterkapitel des Buches vorgestellten „LAG-Nachbarstrecken“ Hansdorf – Priebus – Lichtenberg und Rauscha – Freiwaldau. Durch deren Verstaatlichung ging deren Betrieb 1939 auf die Deutsche Reichsbahn über, östlich der Neiße 1945 von den PKP abgelöst. Friedemann Tischer legt mit seinem Buch über Eröffnungen, Betriebsstellen, Details, Fahrzeuge und die bis 2005 erfolgten Einstellungen eine anerkennenswerte Materialsammlung vor. Die zusammengetragenen Fakten reihte er dazu tabellenartig aneinander und fügte Gleispläne, Ansichtskarten, Fahrpläne und wertvolle Aufnahmen dazu. Abträglich sind den geschriebenen Dingen das mangelhafte Augenmerk des Autors auf typographische Details und auch widersprüchliche Aussagen. Auf das Manuskript hat offensichtlich kein erfahrener Kollege geschaut – schade!
Fazit: Trotz handwerklicher Mängel ist die Verfügbarkeit dieser Materialsammlung ein sehr wichtiges Puzzlestück zur deutschen Eisenbahngeschichte. Die Fleißarbeit des Autors hat einen guten Abverkauf verdient!
19.02.2023