Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Aufsatz-Wagenkästen der MPSB geborgen
Am letzten Oktoberwochenende 2022 trafen sich mehrere Mitglieder der Vereine „Dampf-Kleinbahn Mühlenstroth e. V.“ (DKBM) aus Nordrhein-Westfalen und „Schmalspurbahn-Freunde Berlin – Förderer der Berliner Parkeisenbahn – e. V.“ (SBF) aus Berlin für eine gemeinsame Aktion in Friedland bei Neubrandenburg. Dort bargen sie die Fragmente von drei Aufsatz-Wagenkästen der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn (MPSB). Möglich war diese Bergung durch das Entgegenkommen der heutigen Eigentümer des ehemaligen MPSB-Empfangsgebäudes dieser 1969 eingestellten 600-mm-Schmalspurbahn, auf deren Grundstück neben dem EG jene drei in Schuppen integrierten Kästen standen – in unterschiedlichen Erhaltungszuständen. Diese Aufsatzkästen kamen anschließend auf das Gelände des im Aufbau befindlichen Westfälischen Kleinbahn- und Dampflokmuseums der DKBM in Gütersloh. Dort sind sie nun witterungsgeschützt eingelagert und somit erst einmal für die Zukunft sichergestellt.
Aufsatz-Wagenkästen Schwankte bei einer Schmalspurbahn der Bedarf an offenen und gedeckten Güterwagen, dann behalfen sich verschiedene Kleinbahnen, aber z. B. auch die Mansfelder Bergwerksbahn mit Aufsatzkästen. Diese waren so gefertigt, dass sie bei Bedarf von einem Kran auf einen offenen Güterwagen gesetzt werden konnten. Arretiert stand danach ein gedeckter Wagen zur Nutzung bereit. Bei der MPSB entstanden derartige Aufsatzkästen nachweislich in den 1930er Jahren in der Hauptwerkstatt in Friedland für die vierachsigen offenen Güterwagen mit 7,5 t Ladegewicht der Bauart Wismar (hergestellt 1912–1914). Aufsätze für die von Glässing & Schollwer gebauten offenen Wagen lassen sich bisher nicht nachweisen.
Da diese Kästen in den Grundmittelnachweisen nicht enthalten waren, ist die genaue Anzahl der gebauten Aufsätze unbekannt. Sie soll aber bei deutlich mehr als einem Dutzend gelegen haben. Die Aufsatzkästen erhielten die Nummern der zum Überdachen vorgesehenen O-Wagen. In der Praxis ließ sich diese Ordnung jedoch offenbar nicht immer einhalten.
Die MPSB benötigte während der Rübenkampagne so viel wie möglich offene Güterwagen. Anschließend hob ein Kran die Aufsatzkästen auf die O-Wagen, um diese danach als gedeckte Güterwagen für Getreidetransporte zu nutzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten die Eisenbahner die Oberteile nicht mehr ein und nutzten sie zum Bau von Lagerschuppen, meist neben Bahnhofsgebäuden. Nachdem die noch 1990 in Wegezin-Dennin stehenden Aufsatzkästen Nr. 453 und Nr. 863 von den Anwohnern zerlegt worden waren, standen die letzten aus derartigen Wagenteilen gefertigten drei Schuppen, die Eisenbahnfreunden bekannt sind, am ehemaligen MPSB-Empfangsgebäude in Friedland. Seit Ende Oktober 2022 ist das nun auch Geschichte …
19.02.2023