Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Ein Fürstenzug für die sächsischen Schmalspurlokomotiven
Den Fürstenzug als gekachelte Ahnengalerie der sächsischen Herrscherhäuser zwischen 1127 und 1873 kennt der Dresden-Tourist vom größten Porzellanwandbild der Welt an der Außenwand des Stallhofes, nur wenige Schritte entfernt vom Johanneum, dem Domizil des Verkehrsmuseums Dresden. Dass den Betreibern und Freunden der sächsischen Schmalspurbahnen manchmal der gleiche Mangel an Bescheidenheit zur Wertschätzung bezüglich ihres Umfeldes und der Bedeutung naheliegt wie den adeligen Geschlechtern der Vergangenheit, mag bisher schon ein gemeinsamer Faktor gewesen sein. Nun aber hatte die Stiftung Sächsischer Schmalspurbahnen vor rund zwei Jahren nichts Geringeres als den Fürstenzug der sächsischen Schmalspurlokomotiven als neues Projekt für die Fahrzeughalle in Radebeul Ost ausgerufen.
Mit der Unterstützung zahlreicher Einzelpersonen und Unternehmen wurde dieses Vorhaben in den vergangenen Monaten umgesetzt und aus Anlass der Veranstaltung zur „Claus-Köpcke-Preisverleihung“ am 27. August 2021 auch gleich der geladenen Teilnehmerschar präsentiert. Im Unterschied zum Vorbild kamen allerdings keine Porzellankacheln, sondern ebenfalls in Sachsen produzierte emaillierte Metalltafeln zum Einsatz, um die Geschichte der sächsischen Schmalspurdampflokomotiven von der Gattung I K bis zur „VII K“ bebildert zu dokumentieren. Verwendet wurden dafür die vom verstorbenen Zeichner Gernot Bahr angefertigten detailreichen und maßstäblichen Grafiken der Lokomotiven, punktuell ergänzt von Peter Erdmann. Auf den Tafeln fanden neben der bildlichen Darstellung der 750-mm-Dampfloks noch Zahlen und Fakten zu den jeweiligen Gattungen Platz, die dem Betrachter eine Einordnung zur Anzahl der gefertigten Exemplare, zu den Einsatzjahren sowie zum Verbleib dieser ermöglicht.
Die „Ahnengalerie“ der Entwicklung der Fahrzeuge ist auch eine Reminiszenz an den Haus- und Hoflieferanten der sächsischen Schmalspurbahnen, der durch den Unternehmer Richard Hartmann gegründeten Sächsischen Maschinenfabrik. Unter den knapp 4700 in Chemnitz gebauten Dampflokomotiven befanden sich auch rund 200 für die sächsischen Schmalspurbahnen. Bei der Einweihungsveranstaltung in Radebeul Ost durften die Sponsoren und Vertreter der unterstützenden Unternehmen nach und nach die einzelnen Objekte des Fürstenzuges enthüllen. Der Stiftungsvorsitzende Dr. Andreas Winkler erklärte dabei die einzelnen Tafeln und dankte den jeweiligen Unterstützern. Besichtigt werden kann der Fürstenzug der Sächsischen Schmalspurlokomotiven auf individuelle Vereinbarung sowie an den Öffnungstagen der Abstellhalle, die zum Tagungszentrum der Sächsischen Wirtschaft (TSW) gehört. Der nächste solche Termin steht noch nicht fest.
18.10.2021