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Rezensiert: 50 Jahre E-Lok Nr. 2 der ehemaligen Werksbahn des Zementwerks Lauffen am Neckar
Michael Jahnle, Wolfram Berner
50 Jahre E-Lok Nr. 2 der ehemaligen Werksbahn des Zementwerks Lauffen am Neckar
Freundeskreis Feldbahn Leutenbach-Nellmersbach, Leutenbach-Nellmersbach 2021. Broschüre mit 56 Seiten im Format A5 mit 54 Farb- und 12 Schwarzweißaufnahmen sowie 15 anderen Illustrationen ISBN: (keine) Preis: 8,– Euro
Wer die 600-mm-Werkbahnen mit Oberleitungsbetrieb im sächsischen Olbernhau und z. B. vom Glassandwerk Hohenbocka oder die elektrisch betriebene 500-mm-Bahn der Ziegelei Obergorbitz noch aus eigenem Erleben bzw. von Fotos kennt, der kann sich dem Reiz dieser Bahnen nicht entziehen, welche die E-Traktion auf eher feldbahntypischen Gleisen nutz(t)en. Wirklich Ahnung hat der Rezensent von Feldbahnen freilich nicht – ganz egal ob mit Dampf-, Diesel- oder Elektroloks betrieben. Und so hörte er beim Lesen des Titels der hier vorgestellten Broschüre offen gestanden zum ersten Mal davon, dass es auch am Neckar in Württemberg eine 600-mm-Werkbahn mit Oberleitungsbetrieb gegeben hat. Doch sein Interesse war sofort geweckt – endlich einmal etwas Neues! Der Name Wolfram Berner als Mitautor versprach einen sorgfältig aufbereiteten Text – und diese Erwartungen erfüllt die Broschüre in allen Punkten: Lauffen befindet sich grob erklärt zwischen Stuttgart und Heilbronn am Neckar. Parallel zu diesem Fluss gab es um Lauffen mehrere Jahrzehnte das Domizil einer Werkbahn, deren Geschichte in der Broschüre erschöpfend umrissen wird – einschließlich ihrer Dampf- und Diesellokomotiven, teils vom Leipziger Händler Erich Brangsch vermittelt. Im Mittelpunkt der Veröffentlichung stehen jedoch zwei im Oktober 1971 von der Firma Siemens an das Zementwerk in Lauffen a. N. ausgelieferte Elektrolokomotiven mit 600 mm Spurweite. Diese kamen bis zum Jahresende 1983 auf der größtenteils parallel zum Neckar verlaufenden Werkbahn zum Einsatz – in Württemberg als „Werksbahn“ mit Binde-S bezeichnet. Die Aufgabe der Bahn war der Kalksteintransport aus dem etwa 5 km entfernten Neckarwestheimer Steinbruch ins Zementwerk neben der Lauffener Altstadt. Das jähe Ende im Jahr 1983 und der Verbleib der Fahrzeuge wird ebenso spannend beschrieben, wobei im hinteren Teil der Schwerpunkt auf der Lok 2 liegt, die erhaltengeblieben ist. Nach einem Verkauf in die Niederlande kehrte sie später nach Württemberg zurück und befindet sich heute auf der kleinen Feldbahnanlage des herausgebenden Freundeskreises Feldbahn. Dort sind mit der Lok sogar Fahrten möglich! Wie das genau geht? Lesen Sie es in der Broschüre! Fazit: Eine lesenswerte Veröffentlichung mit sauber abgedruckten Illustrationen.
Bezogen werden kann die Broschüre bei Wolfram Berner in Marbach. Er ist unter der Telefonnummer 0172/18 49 883 oder per E-Mail unter wolframberner@gmx.de erreichbar. Er informiert auch, wo die restaurierte Lok heute genau besichtigt werden kann.
18.10.2021