VSE-Nachrichten
Muldentalgruppe
Der Schienentrabibetrieb hat sich nach den Lockerungen in den Corona-Verordnungen erfreulich schnell stabilisiert. Waren es anfänglich aufgrund eingeschränkter Reisemöglichkeiten nur Fahrgäste aus der näheren Umgebung, so finden mit fortschreitender Saison wieder ferner wohnende Fahrgäste nach Rochlitz. Hierbei zeigt sich ein altbekanntes und durch die Corona-bedingten Schließungen von Gaststätten sowie Beherbergungsbetrieben inzwischen noch verschärftes Problem: Dass in der Region viel zu wenige Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden sind. Dies führte bereits zu einzelnen Stornierungen von Fahrgästen. Das Fahrtenprogramm ist durch das sehr unbeständige Wetter an den Fahrtwochenenden schon mehrfach beeinträchtigt worden. Weggefallene Fahrten glichen zusätzlich angesetzte Sonderfahrttermine kurzfristig wieder aus.
Am Langstreckenwochenende 20./21. Juni war die Auslastung der Schienentrabis wieder erfreulich gut, nachdem im vergangenen Jahr gerade diese Relationen nur mäßig nachgefragt waren. Auch endeten die Fahrten dieses Mal schon am Bahnübergang Lunzenauer Straße in Penig. Der anschließende Abschnitt im Stadtgebiet befindet sich in einem ungeeigneten Streckenzustand, die Herrichtung für die insgesamt vier Fahrten in diesem Jahr bis Penig wäre zu aufwändig gewesen. Auf Anraten der Stadt Penig hatte der Förderverein Muldentalbahn e. V. das Sommerfest am 5. Juli abgesagt und somit waren auch die Pendelfahrten zwischen Amerika und Penig bzw. Rochsburg nicht mehr notwendig. Deshalb ist im Stadtgebiet von Penig in diesem Jahr kein Schienentrabi anzutreffen. Als Ersatz rollten die Fahrzeuge an beiden Tagen des ersten Juli-Wochenendes zwischen Rochlitz und Göhren. Auf Anfrage des Heimat- und Verkehrsvereines „Rochlitzer Muldental“ e. V. (HVV Rochlitz) fand am Abend des 10. Juli eine Sonderfahrt für den Chefreporter von Radio Wuppertal, Georg Rose, statt. Anlass war eine schon lange geplante und nun umgesetzte Reportage über die Bundesstraße 7, an der Wuppertal liegt und die in Rochlitz endet. Bei seinen Recherchen über Rochlitz stieß er auch auf die Schienentrabis, wollte diese ungewöhnliche Attraktion unbedingt erleben sowie für seine Hörer aufnehmen und berichten. In seiner Begleitung reisten auch der Rochlitzer Bürgermeister Frank Dehne und Jana Uhlmann vom HVV Rochlitz mit. Durch den Standortwechsel der Fahrzeuge in Rochlitz und die damit verbundenen Bauarbeiten fanden im letzten Winter keine Achslageruntersuchungen an den Beiwagen statt. Diese wurden inzwischen teilweise nachgeholt und dabei zwei etwas auffällige Lager am Beiwagen Kl 2003 vorsorglich getauscht.
Am Kl 2001 kam es am 4. Juli zu einem Bruch am rechten Radantrieb und damit zu einem Ausfall des Kleinwagens. Das geschah beim Verlassen der Drehscheibe in Rochlitz und damit genau vor der Weiche zum Betriebshof. Also wurde die Weiche umgelegt und der Kl 2001 mit dem Kl 7001 getauscht. Nach wenigen Minuten konnte der Fahrbetrieb weitergehen. Noch am Abend begann der Ausbau der defekten Teile und am Morgen des 5. Juli die Reparatur mittels Schweißen. Zu Betriebsbeginn um 10 Uhr war der Kl 2001 wieder einsatzfähig. Die unbeständige Witterung führte in diesem Jahr zu umfangreicheren Grünschnittarbeiten als in den vergangenen Jahren. Im Eingangsbereich zum Wechselburger Stellwerk brachte das Stellwerksteam die ehemalige Weichenlaterne 28 als Spendenkasse an. Zusammen mit einem Schild soll sie für die geplanten Sanierungen am Stellwerksgebäude noch ein wenig zusätzliches Geld in die Vereinskasse bringen.
Am 1. August begleitete erneut ein Fernsehkameramann die Fahrten der Schienentrabis, dieses Mal im Auftrag des MDR für die Sendung „MDR um vier“. In dieser Sendung werden verschiedene im ÖPNV eingestellte Eisenbahnstrecken vorgestellt und berichtet, was sich auf diesen seit dem Ende der regulären Reisverkehrs getan hat. Dazu fuhr der Kameramann eine Runde mit dem Schienentrabi mit und begleitete eine zweite mit dem Auto. Das Wetter dazu passte perfekt und mit 34 Grad war es der bis dahin heißeste Tag des Jahres. Der Sendetermin für die Aufnahmen von der Muldentalbahn soll in der ersten Septemberwoche sein.
Wie in den zurückliegenden Wochen bekannt wurde, beabsichtigt der neue Eigentümer der Muldentalbahn einen Verkauf der Grundstücke. Dazu nahm er unter anderem Kontakt zum Verein auf. Ein konkretes Angebot wird nun erwartet, wichtig für das weitere Schicksal dieser Eisenbahn sind natürlich auch die Interessen der Anliegergemeinden. Der VSE, der sich stets für die Erhaltung und mögliche Belebung des umweltfreundlichen Verkehrsträgers Eisenbahn einsetzt, befürchtet, dass möglicherweise eine intakte Infrastruktur zerstückelt und eine eventuelle Reaktivierung damit unmöglich wird.
12.08.2020