Historische Feldbahn Dresden e. V. – Feldbahnmuseum Herrenleite

Mitte Juli fand mit einem abgestimmten Hygienekonzept erstmalig in diesem Jahr eine größere Ausstellung im Feldbahnmuseum Herrenleite statt. Bei schönstem Wetter kamen etwa 900 Gäste zu den diesjährigen Sommerfahrtagen am 11./12. Juli. Obwohl der Verein auf Führungen und Vorträge verzichtet und in den Personenwagen jede zweite Sitzgruppe gesperrt hatte, ziehen die Feldbahner in der Herrenleite ein positives Gesamtfazit. Im Eingangsbereich des Museums präsentierten sie die aktuellen Neuerwerbungen: drei vierachsige deutsche Heeresfeldbahnwagen aus der Zeit zwischen 1914 und 1918. Diese waren zuletzt bei einer Militärfeldbahn auf der Halbinsel Hel in Polen eingesetzt und im Jahr 2018 von einem polnischen Feldbahnsammler aus Czernichów bei Krakau erworben worden. In der zweiten Junihälfte 2020 kamen sie per Lkw ins Feldbahnmuseum Herrenleite. Es handelt sich um zwei vierachsige offene Wagen mit Unterwagen der „alten Bauart“ sowie um einen vierachsigen offenen Wagen mit Unterwagen „neuer Bauart“ mit Bordwänden. Anhand der Reste eines Fabrikschildes dieses Wagens ist davon auszugehen, dass er als Brigadewagen von der „Aktiengesellschaft für die Fabrikation von Eisenbahnmaterial zu Görlitz“ gebaut wurde. Diese sogenannten „Brigadewagen“ wurden von 1914 bis 1918 in Großserie mit einer Stückzahl von ca. 23 000 von verschiedenen Herstellern für das Heer gefertigt, allein in Görlitz sollen 3170 Exemplare entstanden sein. Die an den Neuzugängen vorhandenen Radsätze sind polnischer Herkunft, die Drehgestelle befinden sich weitgehend im Originalzustand. Die drei Fahrzeuge sollen in der Herrenleite vervollständigt und als offene Sitzwagen eingesetzt werden.

Im Rahmen eines anderen Projektes entsteht ein gleisgebundener Generatorwagen. Genutzt wird dafür der Rahmen einer Diesellok vom LKM-Typ Ns1, auf den ein Junkers-Gegenkolbenmotor mit zwei Zylindern vom Typ2 HK 65 (Übernahme von der DB) gesetzt wird. Der Motor wurde in den 1960er Jahren vom VEB Diesel-Kraftmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt gefertigt und besitzt eine Ausgangsleistung von 25 PS bei einer Drehzahl von 1500 U/min. Der damit angetriebene Generator liefert Drehstrom mit einer Spannung von 380 V sowie Wechselspannung von 220 V mit einer Ausgangsleistung von 16 kVA. Das Fahrzeug soll außer beim Gleisbau auf dem Museumsgelände auch für die schrittweise Umspurung der Regelspurstrecke in Richtung Mockethal auf 600 mm zum Einsatz kommen und dabei die von den Baumaschinen benötigte Energie liefern. In der Werkstatt herrschte in den vergangenen Wochen reges Treiben. An der 1937 gebauten O & K-Diesellok vom Typ RL1c (HFD-Nr. 118) wurde die Überarbeitung des Fahrwerkes fortgesetzt. Auf der rumänischen Drehbank vom Typ SMA 560 erfolgte nach Aufschweißarbeiten eine Reprofilierung der Laufflächen. Die Aufarbeitung der vom Betriebsteil Halle-Bruckdorf des VEB Ziegelwerke Halle stammenden Ns2f (LKM 248687) ging weiter.

Die aus dem Humuswerk Sassen­burg-Westerbeck stammende Diema-DS12 (Baujahr 1951) kam zu den Sommerfahrtagen erstmals in der Herrenleite zum Einsatz. Bei der äußeren Untersuchung des Dampferzeugers der Krauss-Lok 7790 stellte der Kesselsachverständige im Juni keine Mängel fest. Der B-Kuppler darf weiter eingesetzt werden. Am Ende der Feldbahnstrecke im oberen Steinbruch stellten die Vereinsaktiven zwei weitere Abstellgleise für Lorenzüge fertig.

Die nächste große Veranstaltung wird der Saisonabschluss am 3./4. Oktober sein. Dann werden von 10 bis 18 Uhr wieder die Feldbahnzüge rollen; die 1924 gebaute Krauss-Dampflok 7790 kommt vor Personen- und Lorenzügen zum Einsatz. Es werden etwa 40 Feldbahnloks und zahlreiche Feldbahnwagen ausgestellt. Je nach aktueller Situation der Pandemieentwicklung und einem entsprechend abgestimmten Hygienekonzept sollen an beiden Ausstellungstagen Führungen sowie Vorträge (11 und 13.30 Uhr durch die Feldbahnsammlung bzw. 16 Uhr über die Dresdner Trümmerbahnen) stattfinden, 15 Uhr beginnt jeweils eine große Fahrzeugparade. Das Feldbahnmuseum ist bis Anfang Oktober sonnabends in der Zeit von 14 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. Fahrbetrieb wird nach Bedarf ermöglicht. Die Feldbahnfreunde bitten Interessierte vor dem Besuch einen Blick auf die Vereinshomepage oder den Facebook-Auftritt zu werfen.

Michael Lenk

12.08.2020