Eisenbahn-Geschichte
Die Rollbahn Großfragant
Im Süden von Österreich, hoch über dem Kärntner Mölltal, kann man als Teil des Großfraganter Themenwanderweges „drunter & drüber“ den „Rollbahnweg“ erwandern. Im Almbereich der Großfragant wurden vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Kupfer und Schwefel abgebaut. Nachdem die Kupfererze ursprünglich ausschließlich im Winter mit Schlitten und Sackzügen ins Tal transportiert wurden, errichtete man im Jahr 1906 eine 4,4 km lange Rollbahn mit 600 mm Spurweite von Großfragant zur Materialseilbahn Grafenberg. Auf einer weiteren etwa 8 km langen Rollbahn wurde das Erz talauswärts transportiert. Um den Bahnhof Obervellach an der Tauernbahn zu erreichen, war eine weitere Materialseilbahn notwendig, da dieser etwa 300 m über dem Talboden lag. Auf der Rollbahn konnten die beladenen Hunte auf dem geringen Gefälle zur Seilbahn geschoben werden. Pro Hunt waren dafür fünf Männer notwendig. Im Ersten Weltkrieg wurde der Bergbau unter Einsatz russischer Kriegsgefangener von der 10. Armee betrieben. Da er ohne kriegsbedingte Metallknappheit zu aufwendig und damit zu teuer war, wurde der Bergbau nach Kriegsende stillgelegt.
Heute ist die ehemalige Trasse der Rollbahn Großfragant als aussichtsreicher und gesicherter Wanderweg begehbar. Er führt vom Rollbahn-Parkplatz zur ehemaligen Ladestelle auf etwa 1800 m über dem Meer, die sich in der Nähe des Fraganter Schutzhauses befand (Themenweg Großfragant Stationen 1 bis 10). Entlang des Weges und an der Ladestelle informieren Hörstationen und Tafeln über die Kulturgeschichte der Großfragant. Im Fraganter Schutzhaus befindet sich in der ersten Etage eine kleine Ausstellung mit Dokumenten zum Erzbergbau sowie zur Rollbahn, im Garten stehen die Überreste von einem originalen Hunt, bewacht vom Hüttenhund.
Mit dem Auto erreicht man den Rollbahn-Parkplatz von Außerfragant über die nicht asphaltierte Mautstraße Grafenberg (5 Euro in Münzen). Nach Forstarbeiten ist der komplette „Rollbahnweges“ (mit Tunnel) inzwischen wieder frei. Die wenig anstrengende, abwechslungsreiche Wanderung empfiehlt sich für die ganze Familie, egal ob historisch interessiert oder „nur“ wegen der schönen Landschaft. Weitere Informationen gibt es im Netz unter www.flattach.at.
12.08.2020