Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
es ist wieder einmal ein „Jo-Jo“-Sommer. Sie erinnern sich an diese typischen mitteleuropäischen Sommermonate, die bis auf die beiden vorangegangenen Jahre so typisch bei uns waren? Mal ein paar Tage brütend heiß, dann wieder durchwachsen. Aber definitiv weiterhin zu trocken und die Wald- und Wiesenbrandgefahr weiter steigend. Und nun kommt noch ein „Jo-Jo“-Bestandteil hinzu, auf den wir noch viel lieber im Vergleich zum wechselwarmen Sommer verzichten möchten: Corona hält uns weiterhin im Griff und durch die Lockerungen von vorgegebenen Einschränkungen im Mai und Juni konnte man ja schon die Hoffnung entwickeln, die Pandemie überstanden zu haben. Viele Veranstaltungen mussten ausfallen, um mit dem dabei gewollten und erhofften Menschenauflauf der Seuche nicht Vorschub zu leisten. Trotz vielfach gelebten entspannterem Umgang mit den geltenden Regeln ist es auch für die Eisenbahnen und Museen wichtig, diese einzuhalten. Nur haben eben alle Verkehrsunternehmen mit dem Problem umzugehen, dass sie selber keine Vollzugsrechte haben, Reisende zur Einhaltung der Regeln zu zwingen, während die Unternehmen selbst durchaus für Regelverstöße belangt werden können. Diese Gefahr wird umso größer, wenn beim nächsten „Jo-Jo“-Ausschlag („zweite Welle“) tatsächlich auch gegen die Verkehrsbetriebe vorgegangen werden sollte.
Helfen Sie bitte mit, derartiges Ungemach von den Bahnen und Museen, die Sie unbedingt nutzen und besuchen sollten, fernzuhalten. Die Mund-Nase-Bedeckung mag niemand mögen müssen, aber sie hilft dabei, die notwendigen Abstände in ständiger Erinnerung zu halten.
Dass man zur „Bekämpfung übertragbarer Krankheiten im Eisenbahnverkehr“ tatsächlich sogar bei der Deutschen Reichsbahn eine Dienstvorschrift hatte, dürften die Wenigsten wissen – aber wiederum auch viele nicht überraschen, weil man ja bei der Staatsbahn so ziemlich alles geregelt hatte. Wir haben quasi aus aktuellem Anlass einen Blick ins Vorschriftenwerk geworfen. Natürlich lassen sich am Eisenbahnhobby Interessierte nicht davon abhalten, dennoch für ihr Hobby und zur Freude der Besucher zu arbeiten, wie sich aus den zahlreichen Berichten in diesem Heft wieder eindrucksvoll ablesen lässt. Für das Umsetzen der Vorhaben müssen zwar vielfach Abstriche vorgenommen werden, aber weit häufiger werden Sie von Entscheidungen, etwas nicht tun zu können, nicht lesen. Jeder Verein, jede Bahn oder jedes Museum, über dessen Projekte wir hier häufig oder manchmal seltener berichten, wird von engagierten Menschen am Laufen gehalten, die bei Wind und Wetter und anderen Misslichkeiten ihren Beitrag leisten. Wenn der Ausfall des Auslandsurlaubes nun zu einer verstärkten Wahrnehmung der eigenen Sehenswürdigkeiten führt, wäre das die beste Würdigung für all die Aktiven.
Spannende Hintergründe zu einer Randglosse aus der Geschichte der alten Preßnitztalbahn bietet der schon auf dem Titel angekündigte Beitrag zum Lokschild 099 590. Im publizistischen Boulevard würde dessen Überschrift möglicherweise mit Worten wie „Vor 40 Jahre in der DDR – hier die ganze Wahrheit“ flankiert. Ob die Boulevardisierung in der Eisenbahnhobbypresse demnächst zunimmt, wird die Zukunft zeigen. Wir versuchen, uns allen Themen weiterhin unaufgeregt zu nähern.
Bitte bleiben Sie gesund – und unterstützen Sie die Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen. Glück Auf
12.08.2020