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Rezensiert: Die Schmalspurbahn Oschatz – Mügeln Band II
Wolfram Wagner, Peter Wunderwald:
Die Schmalspurbahn Oschatz – Mügeln Band II - Die Geschichte der Stammstrecke des Mügelner Schmalspurnetzes in zwei Bänden
270 Seiten, Format A4, gebunden, mit 323 Farb- und 120 Schwarzweißfotos und 13 Zeichnungen Wunderwald Bahnbücher, Nossen 2015. ISBN: keine Preis: 48,– Euro
Seit zehn Jahren forschen die beiden Autoren zur Geschichte der mit 11,4 km recht kurzen Strecke, die vor 130 Jahren als Teil der Oschatz-Döbeln-Linie eröffnet wurde. Anfang 2014 erschien ein fast 200-seitiger erster Band, der reichhaltig bebildert und äußerst detailliert die Geschichte der auch „Wilder Robert“ genannten Bahn bis 1993 und deren Streckenbeschreibung enthielt. Band II sollte ursprünglich schon Ende 2014 erscheinen und behandelt neben der jüngeren Geschichte der auch als „Döllnitzbahn“ bekannten Strecke schwerpunktmäßig den Fahrzeugpark und den Betrieb der Schmalspurbahn. Hat sich das Warten nun gelohnt? Auf jeden Fall, denn auch wenn der Preis etwas angestiegen ist, rechtfertigen Quantität und Qualität durchaus die Eigenaussage, dass mit diesem Werk die bisher umfassendste Chronik zur Geschichte einer sächsischen Schmalspurbahn vorliegt. Dies liegt sicher auch daran, dass die Geschichte dieser Bahn noch lange nicht am Ende ist. Gerade die vergangenen 25 Jahre waren sehr bewegt und werden im vorliegenden Buch sachlich dargeboten, auch wenn der Stoff manchmal der Spannung eines Krimis gleicht. Als besondere Überraschung wird der Verbleib vieler Lokomotiven der sächsischen Gattung V K, die von 1921 bis 1941 auch in Mügeln eingesetzt wurden, in der Ukraine geklärt. Auch wenn es kaum noch möglich erscheint, wurde die Abbildungsqualität der Fotos gefühlt abermals gesteigert und lässt die Aufnahmen von Tino Eisenkolb, Dr. Harald Weigel, Jürgen Albrecht und Reiner Scheffler, aber auch vieler anderer Fotografen, optimal erstrahlen. Spektakuläres gibt es auch: Neben der Aufnahme der sächsischen V K 99 616 ca. 1950 in der Ukraine gibt es die II K (neu) 61 A/B im Jahr 1919 in Mügeln zu sehen, über zehn Seiten widmen sich Unfällen und zeigen viele Blechschäden. Mehr als 100 Jahre wurden die Züge zwischen Oschatz und Mügeln mit der Heberlein-Seilzugbremse zum Halten gebracht – neun Seiten lang erklärt ein auszugsweiser Reprint einer Anweisung aus dem Jahr 1914 dieses Bremssystem. Solche Dokumente wie auch viele Frachtbriefe, Bildfahrpläne, Wagenbestandskarten, Befehle, Bahnpoststempel, aber auch Fahrkarten sind das Salz in der Suppe der Bücher aus dem Hause Wunderwald und zeugen von der umfangreichen Recherche und den unzähligen verbrachten Stunden in Archiven. Eine große Anzahl Tabellen ergänzen den Text und erheben diese Streckenmonografie über das übliche Maß hinaus zum Fachbuch – durch die vielen großartigen Fotos aber zu einem sehr sehenswerten, geradezu üppigen. Dieser enormen Fleißarbeit ist eine ebenso große Käuferschaft zu wünschen – eventuell dadurch entstehender Gewinn fließt übrigens in die Vollendung des zweiachsigen Sitzwagens 235K.
Fazit:
Der zweite Band zur Schmalspurbahn Oschatz – Mügeln erfüllt und übertrifft sogar die Erwartungen. Auch wenn beide Bände zusammen mit fast 90 Euro nicht billig sind, kann der Kauf nur wärmstens empfohlen werden – preiswert sind sie allemal.
Bezug:
Wunderwald Bahnbücher, Steinbuschstraße 30, 01683 Nossen: www.wunderwald-bahnbuecher.de
21.10.2015