VSE-Nachrichten
20 Jahre Schwarzenberger Eisenbahntage – ein Rückblick
War es 1993 eine Bierlaune oder doch eine ernste Überlegung? Wohl eine Mischung aus beidem. Die Arbeiten am Lokschuppen Schwarzenberg sollten in die Öffentlichkeit gerückt werden. Dabei war vom angehenden Eisenbahnmuseum kaum etwas zu erahnen, vom Kraftakt, der den Vereinsmitgliedern in den kommenden Jahren noch bevorstand, ganz zu schweigen. Seit seiner Gründung im Jahre 1990 in Dresden suchte der Verein eine Heimat. Mit Erwerb der ersten Fahrzeuge wurde diese Suche immer dringender, und so entstand die Idee, dem alten und vom Einsturz bedrohten Schwarzenberger Lokschuppen buchstäblich neues Leben einzuhauchen. Heute kaum mehr vorstellbar, zählte doch der Schuppen zu den wenigen Unterstellmöglichkeiten bei der damaligen Deutschen Reichsbahn, die nicht für den Bahnbetrieb im täglichen Gebrauch standen. Ende 1991 begannen die Übernahmeverhandlungen, die zunächst nicht von Erfolg beschieden waren. Nichtsdestotrotz begannen einige wagemutige Vereinsmitglieder im Frühjahr 1992 mit dem ersten Spatenstich, und in rascher Folge wurden erste Gleise vor dem Lokschuppen erneuert und die Sanierung des Lokschuppens, allen voran der Neuaufbau des zusammengefallenen Daches, in die Wege geleitet. Seit Gründung des Vereins maßen die Vorstände der Öffentlichkeitsarbeit eine große Bedeutung bei, und so entstand 1993 die Idee, rund um den Lokschuppen eine Ausstellung zu veranstalten. Satzungsgerecht sollten dabei die Besucher neben den historischen Eisenbahnen auch mit der modernen Bahn vertraut gemacht werden. Dazu war damals ein erst kurze Zeit zuvor modernisierter LVT „Ferkeltaxi“ von der Deutschen Reichsbahn als erstes Gastfahrzeug eingeladen. Dieses durfte jedoch nicht von Schwarzenberg aus zum Einsatz gelangen. Dem Verhandlungsgeschick der Mitglieder ist zu danken, daß er überhaupt Schwarzenberg erreichen konnte. Im angehenden Museum standen schließlich dennoch die alte und neue Bahn einträglich vereint nebeneinander. Damals ahnte noch niemand, daß 16 Jahre später genau dieser Triebwagentyp unter VSE-Regie erfolgreich als „Erzgebirgische Aussichtsbahn“ zwischen Schwarzenberg und Annaberg-Buchholz unterwegs sein wird.
Seither sind der Himmelfahrtstag und das anschließende Wochenende ein fester Bestandteil im Veranstaltungsplan Schwarzenbergs und des Erzgebirges, sieht man von einigen einzelnen Terminverschiebungen auf das Pfingstwochenende ab. Spätestens die 100-Jahr-Feier des Lokschuppens im Jahre 2002 bewies, welche touristische Anziehungskraft das Eisenbahnmuseum in der Region gewonnen hat. Mit der damaligen Besucherzahl waren einerseits die Gästekapazität erschöpft, andererseits trotz vielfältiger Unterstützung auch die personellen Ressourcen des Vereins ausgereizt. So fanden alle weiteren Veranstaltungen eine Nummer kleiner statt, obwohl der VSE dennoch in seiner Gänze gefordert war. Neben der obligatorischen Lok- und Wagenausstellung sowie dem Pendelverkehr vom/zum Bahnhof, welcher auch während der Umbauarbeiten im Streckennetz der Erzgebirgsbahn konsequent im Schienenersatzverkehr mit Kleinbussen bedient wurde, gesellten sich weitere Events hinzu. Modellbahntauschmarkt, Kinderprogramme, Stellwerksbesichtigungen, Führerstandsmitfahrten und Lokparaden sind nur wenige Beispiele, die hier stellvertretend stehen sollen. Von großer Bedeutung erwies sich von Anfang an jedoch die Bewirtschaftung des Festbetriebes. Was mit je einem Kasten alkoholfreien Getränken und Bier sowie einem kleinen Grill unter einem viel zu kleinen Sonnenschirm begann, hat sich mittlerweile ganz schön gemausert, und kaum ein Gast möchte auf den Service im Museum oder im 1996 hinzugekommenen Speisewagen verzichten. Essen und Trinken hält sprichwörtlich Leib und Seele zusammen, sorgt für gute Stimmung bei den Festen sowie im Sonderzug und erwies sich als „Wirtschaftsfaktor“ für den Verein. In Sachen der Präsentation von Fahrzeugen anderer Museen und Vereine werden jedoch zunehmend Grenzen sichtbar. Kosten für Überführungen und Versicherungen sind, trotz vielfältiger Unterstützung, gestiegen und der Trend hält unvermindert an. Diese Mehrkosten lassen sich jedoch nur bedingt auf den Eintrittspreis umlegen. Bereits von der ersten Ausstellung an hatten sich die Mitglieder auf die Fahnen geschrieben, den Museumsbesuch nicht nur „gut betuchten“ Gästen vorzubehalten, sondern vielmehr sollten und sollen die VSE-Einrichtungen im Sinne der Satzung und der darin verankerten Gemeinnützigkeit einem möglichst breitem Publikum offen stehen.
Übersicht der Gastfahrzeuge anläßlich der Schwarzenberger Eisenbahntage:
- 20.–23. Mai 1993: 771 069, 86 001
- 12.–15. Mai 1994: 95 016 (SEG > DDM Neuenmarkt-Wirsberg)
- 25.–28. Mai 1995: keine
- 25.–26. Mai 1996: Handhebeldraisine
- 17.–18. Mai 1997: keine
- 30.–31. Mai 1999: keine
- 1., 3. und 4. Juni 2000: VT 642 der Vogtlandbahn
- 2.–3. Juni 2001: keine
- 9.–11. Mai 2002: 58 261, 75 501, 212 258 (PRESS), 89 6009, ORT
- Mai bis 1. Juni 2003: 354.7152 KHKD
- 20.–23. Mai 2004: 423.094 KHKD
- 5.–8. Mai 2005: keine
- 25.–28. Mai 2006: keine
- 17.–20. Mai 2007: 86 607, 86 283, 112 326
- 1.–4. Mai 2008: 58 3047, 58 261, 254 059, 112 326, 112 646, 65 1049
- 21.–24. Mai 2009: 112 565 (PRESS), 234 304, 300 005 (Wismut), MEG 316, 99 715 (99 715 GbR)
- 13.–16. Mai 2010: 103 224, 293 016, 363 006 (PRESS)
- 2.–5. Juni 2011: 52 4900, 204 031 (PRESS), VT 135 110, E 11 001
15.04.2012