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Rezensiert: Schmalspurbahnen um Thum
Stephan Häupel, Eberhard Schramm
Schmalspurbahnen um Thum
2., leicht überarbeitete Auflage 176 Seiten DIN-A4-Format, Hartpappeinband 313 Schwarzweiß- und 46 Farbfotos sowie 167 Skizzen und 35 Tabellen Verlag Kenning, Nordhorn 2011. ISBN: 978-3-933613-39-4 Preis: 29,95 €
Bis Anfang der siebziger Jahre erfüllten die südlich von Chemnitz durch Thum laufenden Schmalspurbahnen eine wichtige Verkehrsfunktion. Gleich an drei Stellen gab es von dem 1911 vollendeten Netz Übergänge an die regelspurige Zschopautalbahn bzw. die Chemnitz-Aue-Adorfer Eisenbahn. Um den Reise- und vor allem Güterverkehr von und nach Wilischthal, Schönfeld-Wiesa und Meinersdorf bewältigen zu können, waren nach Fertigstellung des Thumer Heizhauses täglich fast ein halbes Dutzend Dampflokomotiven im Einsatz. Seit Anfang der dreißiger Jahre war das Thumer Schmalspurnetz dabei eine Domäne der kräftigen Einheitslokomotiven und ab den fünfziger Jahren der LKM-Neubauten. Im Jahre 2002 erschien im Kenning-Verlag zum ersten Mal eine Monographie über die Schmalspurbahnen um Thum. Der im August 2001 viel zu früh verstorbene Mitautor Eberhard Schramm konnte ein solches Buch nicht mehr in seinen Händen halten. Diese Freude blieb auch zahlreichen in den vergangenen Jahren „nachgewachsenen“ Eisenbahnfreunden verwehrt, die nirgends mehr ein Exemplar der vergriffenen Erstauflage erwerben konnten. Deshalb erschien nun im Frühjahr 2011 eine zweite, leicht überarbeitete Auflage des Buches. Beim ersten Durchblättern und Vergleichen mit Erstauflage fällt sofort eine optimierte Bildwiedergabe auf. 2002 noch vergleichsweise oder mit leichter Unschärfe abgedruckte Aufnahmen finden sich nun hell und freundlich wieder. Im unmittelbaren Vergleich beider Bücher zeigt sich, daß der Inhalt zu mehr als 90 Prozent unverändert geblieben ist. Allerdings wurde jede einzelne Seite vom Verleger neu umgebrochen. Das ermöglichte es, die Abbildungsgröße und Plazierung mehrerer Aufnahmen zu ändern. Gleichzeitig bietet die aktuelle Auflage auch einen fast komplett neuen Farbteil, den vor allem die Schätze von Hans Jorn Fredberg aus Dänemark prägen. Aussagekräftige Motive von Siegfried Bergelt, Karl Wolf oder Ralph Lüderitz sind hingegen nun an anderen Stellen zu finden. Obwohl sich der Umfang des Buches im Vergleich zur Erstauflage um 16 auf nunmehr 176 Seiten verringert hat, fällt kaum auf, daß insgesamt mehrere Dutzend Farb- und Schwarzweißaufnahmen neu hinzugekommen sind. Textlich enthält die Auflage 2011 die erwarteten Aktualisierungen der Situationen an den ehemaligen Übergabebahnhöfen, aber auch zum Verbleib von einstigen Thumer Stammfahrzeugen. Doch damit nicht genug, denn auch in den Bildunterschriften und Zeichnungen ist mehrfach neues Wissen verarbeitet worden. Ersatzlos entfallen sind die Farbseiten mit Zeichnungen von Peter König sowie das Kapitel „Wanderungen auf den einstigen Bahntrassen“. Und wo bleiben die für den Rezensenten typitigen schen Nörgeleien? Ein „Haar in der Suppe“ hat er natürlich doch gefunden: Auf Seite 38 wird der Umzeichnungsplan von 1923 für Reisezugwagen der DRG zugewiesen – diese wurde jedoch natürlich erst ein Jahr später gegründet.
Fazit: An der behutsam optimierten Neuauflage des Thum-Buches gibt es keinerlei Mängel. Für an der Geschichte dieser Schmalspurbahnen interessierte Eisenbahnfreunde ist dieser Titel ein Muß – und wer an wirklich jedem Foto der Strecken interessiert ist, wird um den Kauf der zweiten Auflage nicht herumkommen.
10.08.2011