Geschichte(n) um das Preßnitztal
13. Januar 2009: 25 Jahre Stilllegung Streckenabschnitt Jöhstadt – Niederschmiedeberg
Eine Gedenkveranstaltung zum 25. Jahrestag einer Streckenstillegung ist, nicht zuletzt wegen des traurigen Anlaßes, eher selten zu erleben. Bei der IG Preßnitztalbahn e.V. ist es schon Tradition, diesem Datum Beachtung zu schenken, wohl auch, weil die Vereinsarbeit vieles von dem ausgemerzt hat, was in jener Nacht vom Freitag dem 13.1. zum 14.1.1984 seinen Lauf nahm. Rund 30 Vereinsmitglieder und Freunde der Bahn hatten sich am Abend des 13.1.2009 zusammengefunden. Und es wären sicher mehr gewesen, wenn die Grippewelle nicht die Reihen der angemeldeten Nachtschwärmer stark gelichtet hätte. Das betraf aber auch das Personal, das noch am 13. neu zusammengestellt werden mußte. Lokführer Steffen Buhler und Heizer Lars Fiedler stellten gemeinsam mit Zugführer Norbert Rudolph sicher, daß auch die 2009er Auflage des „letzten Zuges“ über die Schienen rollen konnte.
Für die kulinarische Versorgung mit einem leckeren und reichlichen Buffet sorgte das Team der Schlösselmühle, während Dirk „Eo“ die Gastronomie „vor Ort“ sicherstellte. Ein mobiler Filmvorführapparat, bedient von Karl Wolf, sorgte für die „bewegten Bilder“ während der Wartezeit bis zur Abfahrtszeit. Auch wenn er keinen Film von der alten Preßnitztalbahn vorführen konnte, boten die historischen Bahn- und Wochenschau-Filme mit verschiedenen Stellenangeboten höchst interessante Einblicke in längst vergangene Tage. Die historischen Aufnahmen aus Tino Eisenkolbs Diasammlung zeigten wiederum sehr anschaulich den regulären Personen- und immensen Güterverkehr auf der „alten“ Preßnitztalbahn, aber auch einige der seltenen Sonderfahrten wie zum „Tag des Eisenbahners“. Anhand der einen längeren Zeitraum umfassenden Bilderschau wurde der immer schlechter werdende Zustand der Bahnanlagen im Preßnitztal deutlich. Wie viel davon bewußte Vernachlässigung oder einfach nur Mangel an Ressourcen war, kann man heute wie damals kaum ergründen. Sehr interessante Einblicke in die Zeit, als die Stillegung des Strecke vorangetrieben wurde, gab Jochen Pursche zum Besten.
Er bemühte sich Anfang der 1980er Jahre in einer Aktionsgruppe um die Erhaltung der Bahn mit fundierten „Neuerervorschlägen“. Anhand des Briefwechsels mit verschiedenen staatlichen Organen der DDR schilderte er anschaulich diesen von vornherein vergeblichen Kampf. Auffällig dabei wurde aber auch, daß es offenbar keine Repressalien von Seiten der Staatsmacht gegen die Aktivisten gab. Es sollte augenscheinlich so wenig Aufsehen wie möglich erregt werden. Jochen Pursches Ausführungen zu den geschichtlichen Zusammenhängen an diesem Abend waren eine echte Bereicherung. Eisenbahnfreund Hans-Jürgen Rosner aus Radebeul hatte seine umfangreiche Fotosammlung über die alte Preßnitztalbahn mitgebracht. Die Fotos fanden reges Interesse unter den Anwesenden, zeigten sie doch zahlreiche bisher kaum bekannte Details vom Betriebsgeschehen an der Strecke. Auch sein Filmbeitrag über die Schmalspurbahn Wolkenstein – Jöhstadt fand interessierte Zuschauer.
Gegen 2 Uhr stand vor der Fahrzeughalle der Zug nach Jöhstadt bereit, wo Zeit für Fotos vom abfahrbereiten Lrz14281 mit IV K 99 1568-7 an der Spitze blieb. Das Genießen der Atmosphäre stand im Vordergrund, so daß die Abfahrt Richtung Steinbach schätzungsweise zum gleichen Zeitpunkt wie 1984 erfolgte. Wer schaut da auf die Uhr? Bei eisigen -16°C hielt es aber niemand lange auf den Bühnen der Wagen aus. In den gut geheizten Wagen lies es sich vortrefflich weiter diskutieren, oder man genoß einfach die Fahrt. Mit Fotohalt in Schmalzgrube ging die Fahrt bis nach Steinbach – auf mehrheitlichen Wunsch bis zum Prellbock am Kilometer 14,6 so weit wie möglich an Wolkenstein heran. Nach dem Umsetzen der Lok gab es die obligatorische Fotosession am Wasserhaus, für die Zusatzscheinwerfer aufgebaut wurden. Das rückte die Szene ins rechte Licht. Lag es an der einsetzenden Müdigkeit oder den Eindrücken der nächtlichen Fahrt und der gesamten Veranstaltung, es wurde ruhiger im Zug und es stellte sich wieder diese unbeschreibliche Stimmung ein. Eine Mischung aus Traurigkeit über die Ereignisse vor 25 Jahren und dem Glück, heute doch wieder diese Fahrt machen zu können – ohne Angst, es könnte die Letzte sein. Das muß man einfach selbst erlebt haben. Für alle, die es verpaßt haben: in fünf Jahren gibt es die nächste Gelegenheit. Stellvertretend für alle, die diesen Abend aktiv mitgestaltet haben, sei hier der Dank an Mechthild Reuter gerichtet, für die freundliche Betreuung der Fans und die organisatorische Arbeit bis hin zum Ein- und Ausschalten des Lichts auf den Bahnhöfen - auch das muß jemand machen.
07.02.2009