Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V. (FHWE)
Seit Ende Mai 2006 geht die Sanierung des Empfangsgebäudes in Schönheide Süd weiter. Nachdem im Vorjahr die Außensanierung des Hauses weitgehend abgeschlossen werden konnte, finden jetzt die Innenarbeiten statt. Die Problematik dabei liegt darin, daß der Verein weitaus höhere Eigenleistungen erbringen muß, als ursprünglich kalkuliert. Diese Eigenleistungen werden teilweise in Form barer finanzieller Vereinsmittel erbracht, zum Teil aber auch in Form von Arbeitsleistungen durch die Vereinsmitglieder, was die zeitlichen Kapazitäten des FHWE in hohem Maße bindet.
Dies wiederum verlangsamt andere Projekte, wie etwa die Fertigstellung des zur Personenbeförderung umgebauten SKL. Insofern kann aktuell noch keine zuverlässige Aussage getroffen werden, wann genau in diesem Jahr der öffentliche SKL-Betrieb für touristische Zwecke („Schienen-Cabrio“) zwischen Schönheide Süd, Rautenkranz und Tannenbergsthal aufgenommen wird. Beim Empfangsgebäude Schönheide Süd sind derzeit die Baulose für die meisten Gewerke vergeben, so etwa für die Baumeisterarbeiten (Mauern, Putzen etc.), für den Trockenbau, für die Zimmerer- sowie für die Elektroarbeiten. Für all diese Gewerke mußte bzw. muß der FHWE die Vorarbeiten in Eigenleistung erbringen. Über den vergangenen Winter lief in einer Tischlerei in Schönheide die komplizierte Neuanfertigung der Türen und Fenster für das Erdgeschoß streng nach dem historischen Vorbild. Momentan sind diese einbaufertig zwischengelagert. Trotz der dargestellten Vereins-Mehrleistungen beim Empfangsgebäude in Schönheide Süd machte in den ersten Monaten des Jahres 2006 die Aufarbeitung des SKL Fortschritte.
So wurde die Aufarbeitung des Rahmens beendet, weiterhin sind das Führerhaus sowie dessen Anbaukabine inzwischen fast fertig, wobei letztere neu gebaut werden mußte. Außerdem wurde durch einen Mitarbeiter der DB Fahrzeuginstandhaltung, Standort Zwickau (ehemaliges Raw), eine Vorabnahme an dem Fahrzeug durchgeführt, da es sich bei diesem SKL bedingt durch den Umbau für die Personenbeförderung um eine teilweise Neukonstruktion handelt.
Anfang des Jahres konnte der FHWE sein 100. Vereinsmitglied und damit gleichzeitig sein erstes Ehrenmitglied begrüßen. Die runde Mitgliedsnummer wurde an Herrn Dr. Sigmund Jähn vergeben, seines Zeichens im September 1978 der erste Deutsche im Weltall. Sigmund Jähn wurde im Jahre 1937 in Morgenröthe-Rautenkranz geboren, also nur rund zwei Kilometer von Schönheide Süd (Wilzschhaus) entfernt. Trotz seiner Karriere in der Luft- und Raumfahrt fühlt sich Sigmund Jähn seiner vogtländischen Heimat sehr verbunden und verweilt zumeist mehrmals im Jahr in seinem Geburtsort.
Hier fördert Jähn u. a. die Deutsche Raumfahrtausstellung e.V., die sich unmittelbar am Bahnhof Rautenkranz befindet. Wenn der FHWE den SKL-Verkehr nach bzw. durch Morgenröthe-Rautenkranz eröffnet, wird auch die hiesige Raumfahrtausstellung auf dem Schienenweg erreichbar sein. Diese Ausstellung stellt zukünftig eines der wichtigsten touristischen Ziele für den Schienenverkehr zwischen Muldenberg und Schönheide Süd dar. Sigmund Jähn hat aus seinen Kindheits- und Jugendtagen noch zahlreiche Erinnerungen an die Eisenbahnstrecken, die heute vom FHWE betreut werden, sprich also an die Regelspurstrecke Aue – Schönheide Süd – Muldenberg – Adorf sowie an die Schmalspurbahn Schönheide Süd – Carlsfeld. In seinem Beitrittsschreiben an den FHWE schreibt Sigmund Jähn u.a.: “(…) Einmal muß unser Lehrer wohl als Wandertagsziel Carlsfeld mit Bahnfahrt ab Wiesenhaus auf dem Plan gehabt haben. Jedenfalls haben wir Kinder am Haltepunkt Wiesenhaus lange auf den Zug gewartet und sind schließlich losgelaufen. Noch vor der ersten Brücke hatte uns der verspätete Zug eingeholt. Natürlich hat die ganze Klasse wie verrückt geschrieen und gewunken, und der Lokführer hat tatsächlich auf freier Strecke angehalten und uns mitgenommen. (…) Als ich dann die ersten Jahre bei der Armee diente, um Flugzeugführer zu werden, und – selten genug – Urlaub bekam, fuhr ich immer aus Richtung Aue nach Hause. Wenn dann nach Wilzschhaus links die Felsen auftauchten, auf denen wir oft herumgeklettert waren und auch noch die blauen Lupinen oder der gelbe Ginster blühte, konnte einem schon warm ums Herz werden. Ich habe mir auch eine Fahrkarte der Schmalspurbahn, die 1944 ausgestellt worden war, aufgehoben (…).“ Da sich diese Passagen recht interessant und amüsant lesen, seien sie dem Leser an dieser Stelle nicht vorenthalten.
Der Wiederaufbau der Schmalspurgleise in Schönheide Süd sollte idealerweise zum fünften Schmalspurbahnfestival 2006 (20. bis 22. Oktober) fertiggestellt sein. Da sich zu diesem Vorhaben derzeit zahlreiche Details noch in der Planungs- und Entscheidungsphase befinden, werden nähere Informationen hierzu erst im nächsten PK zu berichten sein.
31.05.2006